herr mattes hat geschrieben: Hätte man nicht lieber zwei Fliegen mit acht Klappen schlagen können und endlich ein Wort schöpfen sollen das sich auf "Mensch" reimt?
Funny van Dannen hat geschrieben:sie heißen Milbe und sie heißen Mensch
sie leben zusammen auf einer Ranch
Wolpers hat geschrieben:Holz. Das Fünfte Element. hat geschrieben:Also ich kann mir nicht helfen, meines Erachtens gildet das.
Ich helfe Ihnen gerne und verweise gewohnt anglophob auf die Herrkunft Ihres Vorschlages.
Gildet nämlich ja gar nicht,
G. F. Wolpers
WOHLE gildet das! (Ich war zu faul, meine Behauptung zu begründen und hoffte, dass mir jemand diese Arbeit abnimmt. Inzwischen sind mir aber selbst sogar zwei Begründungen eingefallen:)
Die These, dass die deutsche Sprache kein Reimwort für "Mensch" im Singular kenne, habe ich zuerst in "Gedanken zum Gedicht" von Robert Gernhardt gelesen. Gernhardt fährt aber fort, dass manche fähigen Kräfte durchaus Reime auf "Menschen" gefunden hätten, und nennt ein Beispiel von Peter Rühmkorf, das ich in Kürze (leider aus dem Gedächtnis) wiedergebe.
Man kann zu Gernhardts Rühmkorf-Beispiel folgenden Dialog konstruieren:
A: Übrigens verwendet Peter Rühmkorf in einem Gedicht das Wort "Bennschen".
B: "Benschen"? Ist das südhessischer Dialekt für "panschen"? Oder "knutschen"?
A: Nein. Es handelt sich um eine Beugeform des Adjektivs "Bennsch".
B: Und was bedeutet das?
A: Das Adjektiv zu "Benn" (Gottfried, dt. Dichter). Rühmkorf tut dies, um folgenden Reim zu ermöglichen:
Peter Rühmkorf hat geschrieben:Die schönsten Reime der Menschen - Nun finden Sie schon einen Reim -
sind die Gottfried Bennschen: Hirn, lernäischer Leim.
B:
(Entweder)Aua, aua, aua
(oder) He! Das ist ja brillant!
Bei Funny van Dannens Lied fällt der Dialog merklich kürzer aus:
A: Übrigens verwendet Funny van Dannen in einem Lied das Wort "Ranch".
B: Ja, und?
Ich würde also sagen, wenn Rühmkorfs Reim gildet - und wer will sich mit ihm anlegen - gildet Funny van Dannens vergleichsweise unkonstruiert wirkender Reim erst recht.
Trotzdem ist "Ranch" natürlich ein englisches Wort, oder? Die zigtausend Sprachen weltweit dürften zahlreiche Wörter enthalten, die sich zufällig auf "Mensch" reimen. Es wäre nicht besonders kunstfertig, wenn sich jeder im Internet Reime, wie er's braucht, aus dem Kisuaheli oder Inuit zusammensucht.
Mein zweites Argument ist deswegen, dass "Ranch" wider Erwarten ein deutsches Wort ist. "Sport" ist trotz des englischen
sport, von dem es abgeleitet ist, ja auch eines. Zumindest deswegen, weil das deutsche Wort anders ausgesprochen wird. Die beiden Wörter sind
homograph, aber
heterophon, um zwei Fachausdrücke zu gebrauchen, die ich mir gerade aus den Fingern gesaugt habe.
Nun spricht praktisch jeder Deutsche das Wort "Ranch" ja auch völlig anders als Johnny Cash aus! Statt langem "ä" und einem deutlichen "tsch"-Laut klingt es wie "Rensch". Unsere Sprache ist offenbar im Begriff, sich "Ranch" anzueignen (Allerdings wohl nicht damit fertig. Wenn ich den Plural bilden sollte, würde ich nach längerem Überlegen "Ranches" sagen, wäre aber nicht sicher, ob es evtl. "Ranchen" heißt).
Sprachgeschichtliche Spekulation: Das Wort
ranch taucht mit Cooper-Übersetzungen, Karl May o. s. ä. im deutschen Sprachraum auf, wird aber zunächst als durchaus fremd empfunden. Vermutlich finden sich bei Brecht oder im Kabarett der 20er Jahre Erwähnungen, bei denen das Wort klein und kursiv steht und nach Kräften des Sprechers so englisch wie möglich ausgesprochen wird. In den 50ern und 60ern entsteht dann durch die Synchronisation unzähliger Western allmählich die gemütliche Aussprache "Rensch", und seitdem ist "Ranch" als deutsches Wort zu bezeichnen. Seitdem
hat die deutsche Sprache ein Reimwort auf "Mensch", nur brauchte es bis 1995, bis Funny van Dannen es als erster gemerkt hat.
Tja, wenn das stimmt, muß eine Regel revidiert werden, die so alt wie die deutsche Lyrik ist. Es sei denn, jemand hat ein paar Gegenargumente da...