Missglückte Romananfänge, -enden, -mittelstücke usw.

Hauptforum - die Lobby eben.
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Erdgeruch
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Beitrag von Erdgeruch »

Weil der Bob-Avatar mich irgendwie nervt. Wenn sie den Titel des Strangs verfolgen, heisst es da ja auch mißglückt.
Es genügt nicht, sich keine Gedanken zu machen, man muss auch unfähig sein, diese auszudrücken.
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Danny
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Beitrag von Danny »

"Verdammte Fickpisse." dachte Bernd. Als er nach Hause kam hatte da wieder so ein blöder, gelber Post-it-Zettel von seiner Hausmeisterin an seiner Tür gehangen. "Bitte räumen Sie ihren privaten Keller aus. Am 30.12.05 früh kommen die Stadtwerke zum Ablesen. Die Wasseruhr für das ganze Haus befindet sich in Ihrem Keller. A. Müller" hatte auf dem Zettel gestanden. Bernd stutzte. Der anfängliche Wutanfall war plötzlich einer bohrenden Frage gewichen. "Heute ist doch schon der 30.12.05. Aber es ist 17.53 Uhr. Was soll denn dieser Blödsinn. Und überhaupt... Seit wann ist denn die Wasseruhr in meinem Keller?" Bernd überlegte. Seit er vor anderthalb Jahren in diese Wohnung eingezogen war hatte er den kleinen Keller mit allerlei Sachen vollgestellt. Quasi bis zur Decke. Es würde Stunden dauern diese Sachen so umzustellen, daß man ungehindert den Keller betreten konnte. Außerdem konnte er sich nicht erinnern, daß der Ablesemann der Stadtwerke im letzten Jahr auch in seinen Keller gewollt hätte. Trotzdem hatte es eine Rechnung gegeben. Bernd beschloß so zu tun, als hätte er den Zettel der Hausmeisterin nicht gelesen. Am folgenden Montag nahm dann das Schicksal seinen unaufhaltsamen Lauf. Bernd hatte frei genommen, weil in der Firma in der er arbeitete, am Jahresanfang nicht so viel zu tun war. Gerade war er dabei das Mittagessen, leckeres Gulasch, vorzubereiten als es an seine Tür klopfte. Bernd wischte sich mit dem Geschirrhandtuch die Hände ab und öffnete die Tür. Vor der Tür stand ein Mann in blauer Arbeitskleidung:"Mooooiiiin, die Stadtwerke. Ich müßte einmal in ihren Keller um die Wasseruhr abzulesen." "Wasseruhr? Wieso Wasseruhr? Als ich hier eingezogen bin ist mir keine Wasseruhr in meinem Keller aufgefallen." entgegnete Bernd. "Doch, doch. Frau Müller hatte ihnen doch einen Zettel geschrieben, daß der Keller geräumt werden muß." sagte der Ablesemann. "Das hat sie wohl. Aber erst am 30.12.05, was mich ja schon etwas verwundert hat." "Jo. Das ja auch `n bischen kurzfristig, ne?" erkannte auch der Wasseruhrableser. "Wissen sie was? Ich komm' nächsten Mittwoch nochma' wieder. Könn' sie den Keller bis dahin ausräum'." "Wenn es unbedingt sein muß." knurrte Bernd etwas verärgert. "Okay. Bis nächste Woche denn." rief ihm der Ableser beim Verlassen des Hauses noch zu.

Einen Tag später. Bernd hatte immer noch frei und ärgerte sich immer noch, als es am späten Vormittag wieder an seiner Tür klopfte. Vor der Tür stand wieder der Mann von den Stadtwerken:"Moooiiiiin. Ich bin's nochmal. Ich hab' noch ma' verfolgt wo die Rohre langgehn an der Decke im Keller. Die Wasseruhr ist gar nicht in ihrem Keller, sondern im Heizungskeller. Denn hat sich das ja erledigt mit dem Ausräumen, ne? "Alles klar." erwiderte Bernd und schloß die Tür wieder. Danach ging er ins Wohnzimmer und aß eine Banane.
Hat man das Unmögliche eliminiert, so muß das, was übrigbleibt, und mag es noch so unwahrscheinlich erscheinen, die Wahrheit sein.
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General Amnestie
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Beitrag von General Amnestie »

Erdgeruch hat geschrieben: Wenn sie den Titel des Strangs verfolgen, heisst es da ja auch mißglückt.
Sie werd' ich weiter verfolgen "Bürschchen" (E. Kostedde), nicht irgendwelche Titel.
Warner Music Group represents everything that's wrong with humanity
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Erdgeruch
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Beitrag von Erdgeruch »

Dann können Sie mir ja wenigstens beim Umzug helfen.
Es genügt nicht, sich keine Gedanken zu machen, man muss auch unfähig sein, diese auszudrücken.
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ruffel
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Beitrag von ruffel »

Als das Telefon nicht mehr ging, da rief ich jugendfroh bei der Störungsstelle an. Gottseidank hatte ich ja eine Woche zuvor ein Prepaid-Handy von einem furchteinflößendem Schriftsteller geschenkt bekommen. Ich konnte also bei der Störungsstelle anrufen, aber so richtig weiterhelfen konnte mir der Mann am anderen Ende der Leitung nicht. Der sagte mir nur, dass mein Telefon abgestellt sei, weil da noch gewisse Ungereimtheiten seien, die er aber grad an seinem Computer nicht sehen könne.

Da dämmerte mir schon was: "Die werden doch nicht wirklich...???"

Bis dahin war Deutschland für mich so eine Art Verniedlichung der ganzen Welt! Als Barschel ein Theaterstück mit Badewanne aufführte, da war ich beeiendruckt und dachte: "Hey! Das hätte ja fast genauso in Amerika stattfinden können, aber es war ja nur bei uns in Deutschland und Deutschland ist ja fast so etwas wie die Schweiz der Welt!" Also nicht ernst zu nehmen!

Damals dachte ich noch, dass man ja mit den Leuten von der Störungsstelle so von Mensch zu Mensch reden könnte, dann - hopp - würden die das Telefon wieder einschalten und alle würden lachen und Schwamm drüber!!!

Leider dauerte es aber schon etwas länger, bis ich mit der Störungstelle wieder auf einen gemeinsamen Nenner kam. Dummerweise kam eines Morgens ein Mann, nur ein oder zwei Tage später, mit einer Zange in meine Wohnung gestürmt: "Tut mir leid, ich muss Ihnen das Gas abdrehen! Gerne mache ich das auch nicht, das können Sie mir glauben! Ich kenne das ja selbst, aber jeder muss irgendwie seine Brötchen verdienen!"

Am nächsten Morgen kam Claudia, ein nettes Mädchen mit drei Knochenbrechern im Schlepptau! Claudias Knochenbrecher haben mir fast die Wohnungstür eingeschlagen, weil ich nicht schnell genug wach geworden war. Aber Claudia war das alles furchtbar peinlich, so in meine Wohnung eindringen zu müssen, denn sie wusste genau, dass so eine Wohnung ja auch irgendwie etwas mit Intimsphäre zu tun hat, und es war für Claudia noch viel schlimmer als für mich! Aber auch Claudia will leben und einer muss diesen Scheißjob ja machen!

Strom war also auch weg!

Da saß ich nun also, mitten in irgendeiner Jahreszeit, ohne Telefon, ohne Gas und ohne Strom! Zu allem Unfug hatte sich auch grade Möllemann aus dem Flugzeug gestürzt, was meine Mutter wiederum zu einem Anruf auf meinem zur Neige gehenden Handy veranlasste:

"Corinna!!! Möllemann hat sich grade umgebracht!! Jetzt versuche bitte nicht nochmal, mir zu erzählen, Deutschland sei eine Verniedlichung der Welt!!! Das hätte ja alles genauso in Amerika passieren können!!!"

Und wie Kinder halt so sind: Stolz, zickig und eigen, Versuchte ich gar nicht erst, meiner Mutter zu erklären, dass ich grade ohne Telefon, Strom und Gas mitten in Berlin hockte und keine Ahnung hatte, wie es weiter gehen sollte!

Ohne Strom ist schon doof: Man macht aus Gewohnheit so einen Klick auf einen Lichtschalter, und im selben Moment wird einem die ganze Demütigung offenbar: "Ahhh! Mist! Vergessen!!! Strom ist ja weg!!!" Der nächste Gedanke ist: "Ach, dann lese ich halt mal was Gutes!" Die Hand fährt zum Computer um gutenberg.de anzuklicken, aber der Computer tut es ja auch nicht!!! Fön tut es nicht, Kaffeemaschine auch nicht, die ganze Wohnung ist einfach nur ein nutzloses Loch.

Wenn man dann noch einen Süswasser-Krebs hat, der gerne strombetriebene Wasserfilter in seinem Terr
Das gigantische Werk unseres Paprikahuhns in den Stürmen des Chats sichern und vollenden zu helfen, ist schönste Aufgabe und höchste Pflicht aller Wussows.
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Solipsist
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Beitrag von Solipsist »

Auf der Erde schreibt man das Jahr 2030. Aus den fernen Nebeln des Orion hat sich der interplanetarische Raumkreuzer Kokolores durch die Sternenhaufen bis in unseren Arm der Milchstraße gewühlt und befindet sich nun auf direktem Kurs zur Erde. An Bord befinden sich 20 Wissenschaftler einer Spezies, die wohl als eine der fortschrittlichsten und intelligentesten des ganzen Universums gelten kann.
Hätte. Hätte Hätte. Sie sind doch gar nicht hier.
Weltalltag-Man
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Beitrag von Weltalltag-Man »

Romantic-Comedy Alptraum 87f: Trash-I-Nation

...traf ich sie zum ersten mal im Dönerladen ihres Vaters. "Mit Scharf?", fragte sie mit Verve und mir blieb die Spucke weg. "Ey, die will ich, und sonst keine!", sagte ich später zu meinem Kumpel beim Berentzen-Saurer-Apfel runterschütten. Aber nur kurz darauf hatte sie mein Erzfeind aus der R8b abgeschleppt, nachdem er ihr im Ekstadrom taktisch klug "Schärfer als du geht gar nicht!" ins Ohr flüsterte. Okay, diese Schlacht hatte er gewonnen, aber der Krieg war noch nicht entschieden. Schließlich hatte er sie zwei Tage später eh vergessen und ich konnte ihr geschickt beim nächsten Dönerkauf im Wechselgeld einen Brief mit in die Hand drücken. [blablabla-zwei wochen später] Im Dönerladen, im Hinterzimmer auf dem groß PRIVAT stand, begann dann auch der Anfang vom Ende unserer Beziehung. Ich konnte nicht genug davon kriegen und drängte sie immer zu - während ich selber Hand anlegte - mit ihren spitzen Highheels vor meinen Augen Küchenschaben totzutreten. Ich kämpfte natürlich gegen mein Verlangen, gegen die herrlichen Zuckungen, die mich bei jedem KNACK überfielen, aber es war stärker als ich und ich musste schließlich einsehen gegen Mutter Natur verloren zu haben. "Ohne Zwiebeln zum mitnehmen"(!), waren die letzten Worte, die wir austauschten. Jetzt saß ich alleine auf meinem Bett, hatte tierischen Mundstuhl und strich über die Kante, an der sie sich so oft den Kopf angehauen hatte; ließ alle Frauen, an die ich während unserer gemeinsamen Stündchen dachte, in Gedanken Revue passieren und da schossen mir dann doch schon die Tränen in die Augen. "Verbeiß dir den Schmerz!", hatte der eine GI zu dem, der gar nicht mehr gut aussah, in Platoon gesagt, und "Verbeiß dir den Schmerz!" hatte mein Kumpel immer gesagt, wenn es bei uns in Pupsbüttel Probs mit Girls, Zivi-Cops oder den Jungs aus der Parallelklasse gab. Aber jetzt half nicht mal das. Ich war auf dem besten Weg, etwas über das Leben gelernt zu haben...joa, jetz erstmal Dobermann reinziehen...
Gast

Beitrag von Gast »

Ruffel kapierte einfach ihre Telefonrechnungen nicht! Noch bis vor drei Monaten hatte sie zwar erschrocken, aber demütig, stets an die 150 Euro bezahlt, nachdem die zuständigen Leute auf ihre verstörte Nachfrage ihr erklärt hatten, dass dieser Betrag nun halt zu zahlen sei. Okay! Aber im letzten Monat kam nur eine Forderung von 65 Euro, diesen Monat sollten es angeblich nur 44 Euro und ein paar Zerquetschte sein, da konnte doch was nicht stimmen! Ruffel fürchtete sich...
hebe-eck
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Beitrag von hebe-eck »

:D
Zuletzt geändert von hebe-eck am Mi Sep 12, 2007 2:06 pm, insgesamt 2-mal geändert.
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Prof. Adorno
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Beitrag von Prof. Adorno »

DIE VERGESSUNG DER WELT. Noch mehr Bildung für Millionen


Georg Forster war mit sich und der Welt zufrieden. Lustig schaukelten die Wellen um ihn herum, während James Cook, der große Entdecker, mit ihm ganz amüsant und ungeniert parlierte, als sei er nicht James Cook, sondern ein ganz normaler Allerwelts-Entdecker von nebenan. So wußte der treffliche Seemann ganz eloquent darzulegen, daß man gemeinhin zwar in der Kameralwissenschaft von 'Tuchweberei' spräche, aber keine Statistik der Welt unterscheide, ob es sich um das Weben allerfeinster oder ganz grober Tücher handelt, so grober Tücher, wie er Cook, sie sich zur Behandlung seines Trippers jeden Morgen [...]. Oder Cook sprach von der dieses Jahr wieder alle Erwartungen der Aktionäre übertreffenden Negerzucht in Louisiana, die, dank der durch Legekorn gewaltig gesteigerten Fruchtbarkeit [...] Aber all diese Erwägungen konnten Georg Forster doch nicht abbringen von den träumerischen Erinnerungen an all die brockhausrelevanten Begegnungen, die er noch vor einem Jahr in Jena und Berlin gemacht hatte. So hatte er, gemütlich hingebreitet auf die Chaiselongue im Salong der Varnhagen, Friedrich und August Schlegel sich gegenseitig übertrumpfen gesehen bei dem Versuch, der Madame de Stael die jeweiligen Unterschiede zwischen Schlegel, Schlegel und Hegel zu erklären. Mit diesen gelehrten Freunden besprach er auch die unvorstellbaren Entwicklungen in Berlin, wo, wie es in allen Salons tuschelte, Schelling, der große Schelling, wiewohl ja ein Feind Schopenhauers, über einen Freund Kierkegaards aus Kopenhagen ein noch unaufgeschnittenes Exemplar von Baggesens "Klingelklangelallmanach" zugetragen worden war - ein Buch, das die Welt aus den Fugen zu treiben drohte. Schlegel - ob Friedrich oder August, wußte Georg Forster nicht mehr - hatte danach mit seinem typisch jungenhaften Charme bei dem zufällig anwesenden Professor Gauß nachgefragt, ob die Stael "vom mathematischen Stundpunkte besehen nicht doch zwei ganz aparte Glockenkurven" mit sich führe, worauf Gauß mit hochrotem Kopfe aus dem Salon geschossen war - und fortan Forstar mit wütenden Briefen traktierte, in denen er, Gauß, ihn, Forster, bat, "ihn deroselbst fürderhin nicht weiter hippiatrisch zu importünieren", ein Satz, glänzend in seiner Unverständlichkeit. Schlegel, Schlegel und Hegel hatten ihn, Georg Forster, dann noch am selben Abend mit Hölderlin, Fichte, Schleiermacher, Spinoza und dem k. u. k. Kommerziellenrat Kehlmann bekannt gemacht, wobei ihm letzterer noch geraten, die Taschenbuchausgabe bewußt nicht...
Ich bin gut informiert. Ich weiß viel. Ich habe viel Material.
hebe-eck
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Beitrag von hebe-eck »

:D
Zuletzt geändert von hebe-eck am Mi Sep 12, 2007 2:08 pm, insgesamt 2-mal geändert.
Gerne

Unze

Beitrag von Gerne »

Der Frohe Hans ging hinaus in die Wälder. Unterm Arm feist eine Katze, mit der er in fernen Ländern zu Geld und Reichtum gelangen wollte. Sein Vater schlug ihm das vor und er schlug es sich nicht aus dem Kopf und schlenderte so dahin. Er kam an eine Itsche (Unke). Die Unke (Itsche) sah in erst spöttisch, dann fragend an. "Ist dies Hutzelbeins Hündchen?" fragte sie auch sogleich.
Hans wagte es nicht zu Antworten. "Kleener! Ob dies wohl des Hutzelbeins Hündchen sei, möchte ich, die Itsche, wissen!" lies die Kröte nicht locker. Hans entspannte sich merklich. Er entkrampfte seine Artikulationslefzen: "Nein, das ist meine Katze >Ägäis<! Ich komme aus dem Flachland und suche hier mein Glück mit jener die ich nannte!" Die Itsche beriet sich mit ihren Kindern, die sie mittlerweile aus Langeweile geboren hatte. Schließlich wurde Hans zugetragen, dass ihm die Ehre zuteil sei, sich dreierlei zu wünschen. Einerlei was es wäre. "Fein, fein" raunte McHans.

Zuerst wünsche ich mir wie folgt:

Eine mir sexuell hörige Mätresse aus höchstem Adelsstande...

Des Zweiten:

Ein Tüchlein, welches mir die köstlichsten Essbarkeiten cretinst...

Des Trittenz: Dass niemand weiß, dass ich Gerümpelstelze heiß.

Da waren alle glücklich und zufrieden. Fin
Gerne

Beitrag von Gerne »

Terpentin. Das Ding auf dem Boden roch förmlich danach. Ein beunruhigender Gedanke begann in ihrem Bauch zu wachsen. Herr Tsongui war der Geburtshelfer. "Was wenn...". "Nein." Das konnte es nicht sein. Daran konnte es nicht liegen. Im Fenster der Vitrine spiegelte sich das Corpus delicti in dreifaltiger Eintönigkeit. "Wie lange es wohl schon dort liegt?" sie fuhr mit dem Kamm, den sie immer bei sich trug und auch gerne herumzeigte, durch das Objekt mit dieser seltsamen Konsistenz. "Manchmal erscheint mir das Leben wie ein Dejavu, finden sie nicht auch?" Herrn Tsonguis Blick senkte sich auf Sybille herab. "Das Problem ist, dass alles was man sagt, schon einmal gesagt wurde. Das Leben ist eine einzige nichtssagende Floskel." Sie blickte aus dem Fenster in den Hof.
Eiliges getrappel von Kinderfüßen im Hausflur.
"Mutti, Mutti!" heulte die kleine Franziska mit schütterem Gesicht: "Timo will mir seinen Trettraktor nicht überlassen!" "Kind." sprach Sybille behutsam.
"Mit dem Leben ist es wie mit dem Trettraktor." sinnierte Herr Tsongui. Die Kleine verstehend: "Was man hat, das hat man - und man gibt es nicht gerne wieder her." "Sie haben eine sehr intelligente Tochter, das muss man ihnen lassen." Sybille lächelte "Wie der Vater so der Sohn." Eine kurze Welle der allgemeinen Heiterkeit über Sybilles erstaunlichen Wortwitz erfasste die Gruppe. "Erst letzte Woche, am Samstag, hatte ich ein richtiges Dejavu-Gefühl." lehnte sich Herr Tsongui an den Türrahmen.
"Damals dachte ich, dass diese ganze Begebenheit schon einmal passiert wäre." "Erstaunlich." "Ich saß wie üblich am Cafétisch 7 in meinem Lieblingscafè Windsor, als ich gegenüber auf dem Gehweg diese Taube erblickte, die mich steif anstarrte, als hätte sie es auf mich oder meinen Bienenstich abgesehen." "Wahrscheinlich eher auf den Bienenstich." warf Franziska augenzwinkernd ein. "...Der übrigens sehr lecker ist - jedenfalls dachte ich das ja eigentlich auch. Aber dann!" "Waren es doch sie?" fragte Franziska. "Flog sie davon?" erhob sich Sybille und machte eine Andeutung mit den Armen. "Nicht doch. Sie starb!" "Was?" "Aber ja, das ist es doch gerade. Erst anstarren und dann sterben - die ganze Zeit!"

Die ganze Zeit...
Mio

Beitrag von Mio »

Schweinchen Kringel auf Achterbahnfahrt. Anmerkung: Das wort wixen muss dienlich enthaltsam im Text vorkommen. Rote Güße, Ingeborg Bachman. Ende.
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BLUBBER
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Beitrag von BLUBBER »

Gelangweilt räkelte sich der junge Camilo im Liegestuhl auf seiner Terasse und bließ kokett den Rauch seiner Vanillezigarette in den nierenfarbenen Abendhimmel. Sein Blick schweifte durch die endlose Ödnis seines Gartens. Einige, wahrscheinlich von den Nachbarskatzen aus purer Menschenfreundlichkeit liegen gelassene verwesende Vögel, darunter einige seltene Arten, lagen zwischen faulendem Kohl und welkenden Blumen, während sich einige Holunderbüsche immernoch zwanghaft ans Leben klammerten. Den jungen Camilo aber störte dies nicht, denn der ejakulierende Gartenzwerg im rosa Tütü brachte etwas Farbe in diese Kathedrale des Todes.
Erneut nahm er einen Zug von seiner Zigarette. Als wäre er bereit, alles in sich aufzunehmen, öffnete er den Mund einen Bockwurstumfang weit, um dann plötzlichst den nun entfliehenden Rauch zu inhalieren.
Seit sein einziger Freund Alonso, der Gärtner mit der rosa-rot glühenden Poperze, bei dem tragischen Unfall mit dem Rasensprenger gestorben war, fühlte sich Camilo doch von Zeit zu Zeit recht einsam. Irgendetwas galt es zu unternehmen, dessen war sich Camilo sicher. Wild entschlossen sprang er aus dem Liegestuhl. Einige Zeit stand er still. Sein Schamhaar kräuselte sich heroisch und verklebt in der milden Sommerbrise. Zu allem entschlossen bewegte er seinen athletischen braungebrannten Körper in Richtung seines Domizils. Nebenbei zertrat er aus voller Absicht und ohne Hintergedanken einige der Vogelkadaver.
Renata, die neunundsiebzigjährige Haushälterin, erwartete ihn bereits mit gespreizten Schenkeln auf dem bierflaschenbraunen Wildledersofa in der Einganshalle. Die Lederstreifen der neunschwänzigen Katze baumelten aus ihrem Anus.
"Nein Renata. Heute nicht.", sang Camilo, "Mich ruft nun eine andre' Pflicht. Sehr einsam fühlt' sich's Herzen an, drum such' ich einen richtgen Mann!"
"Ja mein Herr. So soll es sein. So pack ich schnell dein Reitzeug ein."
"Tu dies..." (leider nie fortgesetzt)
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