Missglückte Romananfänge, -enden, -mittelstücke usw.

Hauptforum - die Lobby eben.
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Laizität

Beitrag von Laizität »

Hier noch eine schöne Seite mit so Gedichten - aber vorsicht, sie könnten "triggern":

http://www.beepworld.de/members29/mysti ... dichte.htm

Gibt es eigentlich schon einen Strang "Die schönsten Selbstmordgedichte"?
justine
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Beitrag von justine »

grade bescherte mir "Wanda the Gnome Fish", ein Zufallsgenerator, der lustige zitate ausspuckt, dieses hier:
Wanda hat geschrieben:Like an expensive sports car, fine-tuned and well-built, Portia was sleek,
shapely, and gorgeous, her red jumpsuit moulding her body, which was as warm
as seatcovers in July, her hair as dark as new tires, her eyes flashing like
bright hubcaps, and her lips as dewy as the beads of fresh rain on the hood;
she was a woman driven -- fueled by a single accelerant -- and she needed a
man, a man who wouldn't shift from his views, a man to steer her along the
right road: a man like Alf Romeo.
-- Rachel Sheeley, winner

The hair ball blocking the drain of the shower reminded Laura she would never
see her little dog Pritzi again.
-- Claudia Fields, runner-up

It could have been an organically based disturbance of the brain -- perhaps a
tumor or a metabolic deficiency -- but after a thorough neurological exam it
was determined that Byron was simply a jerk.
-- Jeff Jahnke, runner-up

Winners in the 7th Annual Bulwer-Lytton Bad Writing Contest. The contest is
named after the author of the immortal lines: "It was a dark and stormy
night." The object of the contest is to write the opening sentence of the
worst possible novel.
Adorno
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Beitrag von Adorno »

"UUUUAAAaaahhh," schrie Scheich Yassin, als ihn die Rakete wuppdich in die blühenden Gärten Allahs warf. "Zehn blutjunge Huris an jedem Finger, was solls? Bin ja eh querschnittsgelähmt!", zeterte der tattrige Terrorist...
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Danny
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Beitrag von Danny »

Liebe Mitforumistinnen und Mitforumisten,

kürzlich las´ ich eine kleine, doch wirklich interessante Geschichte, die ich Ihnen nicht vorenthalten möchte. Um die Wirkung dieser Geschichte noch zu verstärken sollten Sie sie laut lesen:

Lisa und ihre vier chinesischen Freundinnen
oder der Blusenverleih


In der Boutique begegnete Lisa zufällig
ihren vier chinesischen Freundinnen
Li, Si, Tsi und Tsu.
Lisa sah Tsi. Tsi sah Lisa.
Lisa sah Li. Li sah Lisa.
Lisa, sieh Tsu! Lisa sah Tsu nicht.
Aber Lisa sah Si. Si stand in einer Umkleidekabine,
suchte eine Bluse für einen besonderen Anlass
-und hatte den Vorhang offengelassen.
Lisa war das unangenehm, Lisa sah nicht hin,
doch die anderen sahen Si zu.
Tsu sah Si zu. Lisa sagte: "Zieh den Vorhang zu, Si!"
Tsi sah Si zu. Lisa sagte: "Zieh zu, Si!"
Li sah Si zu. Lisa sah Si nicht zu.
Li, sieh Lisa zu! Doch Li sah Si zu.
Li sah Si zu, Lisa sah Si nicht zu.
Lisa, sieh zu! Lisa sah Si nicht zu.
Sieh Si zu, Lisa! Doch Lisa sah Si nicht zu.
Lisa, sieh Tsu! Endlich sah Lisa Tsu.
"Hallo", sagte Lisa zu Tsu.

"Ich finde keine passende Bluse", sagte Si.
"Tsi trägt ein schönes Oberteil", sagte Tsu,
"sieh Tsis Oberteil an, Si,
sieh Tsis an, sieh's an! Zieh Tsis
Oberteil an, Si, zieh Tsis an, zieh's an!"
Und Tsis Bluse passte Si.
"Si, sieh sie an!"
Si sah sie an. Die Bluse sagte Si zu.
Li, sieh Si an! Li sah Si an. Die Bluse sagte Li zu.
Die Bluse sagte Tsu zu. "Die Bluse", sagte Tsu zu Li,
"die Bluse ist schön."
"Schöne Bluse", stimmte Li Tsu zu, und Tsi lieh sie Si.
Hat man das Unmögliche eliminiert, so muß das, was übrigbleibt, und mag es noch so unwahrscheinlich erscheinen, die Wahrheit sein.
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Erdgeruch
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Beitrag von Erdgeruch »

Dieser elende Essener Nachwuchsdichter
Es genügt nicht, sich keine Gedanken zu machen, man muss auch unfähig sein, diese auszudrücken.
Adorno
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Beitrag von Adorno »

Nachdem ich mir die neuesten "Akzente" angetan habe - jaja, wieder viel über Frauen, ihre doofen Macker und so Momente, wo man eigentlich zugleich lachen und weinen möchte - getraue ich mich dergestalt inspiriert, hier wieder etwas Leben in die Bude zu bringen.


Platsch, machte es, als sich Tatjana ungelenk aus der Badewanne hievte. Ihr massiger Rembrandtkörper entliess tausende und abertausende Liter allerfeinsten H2Os aus der feisten Umklammerung ihrer Speckfalten. Aber das allein hätte die gewaltige überschwemmung, die sich nunmehr über das Badezimmer, den Flur mit den geschmacklosen Negerplastiken und das Stiegenhaus bis tief in die Eingeweide des Heizungskellers ergoss, noch nicht erklärt. Vielmehr war die Schuld eindeutig in dem zentnerschwer vollgesogenem Hochzeitskleid aus alabasternem Sammet zu suchen, mit dem sich die Verzweifelte dermaleinst (vor 20 Minuten dürfte es so gewesen sein), in den lauschigen Privatpool geworfen hatte - ursprünglich, das dürften findige Leser bereits erraten haben, mit dem Ziel, sich umzubringen. Aber da das Hifi-Radio, unermüdlich Brahms "Requiem" spielend, an ihren enormen Fleischmassen schon präalabel abgeprallt war; noch bevor es also in das ohnehin wenige, wiewohl mit Tränen durchmischte Badewasser hätte plumpsen können, "segenvolles Vergessen stiftend", wie ihr eine Benn-Zeile nicht einmal halbrichtig einfiel, hatte sie genausogut eben wieder aufstehen können, konnte sie ja scheissdrauf genausogut weitermachen mit ihrem Leben, Macker hin oder her. Den pudelnassen Brautschleier hinter sich herziehend, tappste die nichtige Megäre etc etc etc
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DalaiRama
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Beitrag von DalaiRama »

Der Tag war noch jung und sollte doch für den jungen Korporal einer der Tage werden, die sich das Erinnern nicht lohnen. Während brausende Luft aus dem röhrenden Triebwerk des nigerianischen Handelswarenjets seine Fönfrisur zerstörte, fiel sein Blick auf eine unscheinbare Armbanduhr, die -obwohl verboten hier in diesem Reich - sich unbekümmert tickend am Arm einer jungen Asiatin befand.
Er seufzte tief. 'Warum immer wieder diese Scheiss Chinesen ?' dachte er.
Als er zum vereinbarten Treffpunkt kam, war vor ihm schon die Karawane angelangt. Als diese um Essen und Trinken bat, musste er sich , auch um sich selbst vor Eigenmut und Selbstverfall zu schützen, übergeben.
Das Übergebene wiederum bildete ein erstaunliches Assemble von farblichen Verwerfungen auf dem fiebrig-heissen Asphalt, sodass der junge Korporal daraus seine, für kommende Jahre sehr entscheidende, Lehre zog.
Dies alles fiel der jungen Gräfin auf, die sich grade jüngst wegen dem missbräuchlichen Gebrauch von einigen Dingen aus der Uckermark zurückgezogen hatte.
'Es war falsch', so dachte sie, frisch in ihrer neuen Rolle als selbst ernannte Botschafterin ihrer eigenen Zwecke, 'ich hätte mehr tun sollen!'
Auf dem schillernden Erbrochenen des Korporals ausrutschend rekapitulierte sie noch einmal ihre zehn Gebote, als durch die Wand des fürchterlichen Hochnebels hindurchstossend, der Kopf eines längst der Legende anverstorbenes Sagentiers blickte...
'Scheiss Chinesendrachen' dachte der junge Korporal...................
OM!!! und noch viel mehr ......
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tranquilizer
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Mir doch egal

Beitrag von tranquilizer »

„So jung und schon so verdorben“, dachte sich der Kirschjogurt im Regal, während er auf das zifferige Tattoo der neben ihm schlummernden Milchschnitte starrte. Was sich diese juvenilen Dinger so einbilden! Erst das Abitur mit Ach und Krach bestehen, dann den Fleppen von Papi bezahlen lassen und anschließend noch 20 Semester Jura studieren wollen. Aber soweit kommt es noch! Und mit einem Ruck erfasste ihn eine behaarte, schwielige Pranke, schmiss ihn in den Einkaufswagen und ...
NilleAllstar
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Beitrag von NilleAllstar »

"So ein toller Typ...!", dachte sich Ann-Kathrin als sie dem Stallburschen beim Satteln der Pferde zusah. Sein gestählter Oberkörper glänzte in der heissen Mittagssonne, das mochte sie.
Die an seiner Stirn herabrinnenden Schweissperlen nötigten ihn die Augen zusammenzukneifen, sodass er auch nicht sehen konnte dass Ann-Kathrin hinter seinem Rücken...

Angemerkt möchte sein dass es sich hierbei um die Einleitung einer durchaus NICHT populärwissenschaftlichen Abhandlung zu den neuesten Erkenntnissen auf dem Gebiete der String-Theorie handelt.
Im Klang sehr reizvoll und Erwartungen schürend, jedoch etwas weit hergeholt.
Man hätte es wissen können...
david da münchen

Beitrag von david da münchen »

wunderbar, NilleAllstar, aber mal im Ernst; Stringtheorie? Das gehört doch in den genialen Strang "Obskure Wissenschaften" ?
Obwohl....
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DalaiRama
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Beitrag von DalaiRama »

Es war alles gesagt und die Vorkehrungen getroffen. Sie lachte leise. Die Vorkehrungen waren so gut wie ein Gebet zu Set.
Einer nach dem anderen betraten die Auserwählten das hölzerne Schiff, das nun den Nil herunter seine Reise antreten sollte.
Sie sendete alle Gebete nun zu der Ihr gewogenen Gottheit. Der Nil begann anzusteigen, doch war Ihr nicht nach den üblichen Scherzen. Etwas war anders! Fackeln erleuchteten den Holzsteg, die Boote rangen nun um ihre Zuständigkeit zwischen dem Steg und dem Nil.
Priesterlich Gewandete stiegen herab zu Ihrem Steg und berichteten Ihr, das schon bald andere folgen würden.
Sie wartete. Auch als das Hoheklagen der schon Anwesenden höher und höher wurde, besann Sie sich.
Als nun endlich der Hohepriester der LTUR mit seinen Jüngern kam, wusste Sie, das dies zwar kein besonderer , aber ein Tag war, den Sie Re schenken konnte, da er diesen beim Doppelkopf sehr wohl einsetzen konnte. Sie betete für die Kreuzdame, als ein Schatten auf Sie fiel. Er war sehr schwer und entpuppte sich als Asteroid, der gleich einer Flaschenpost eine Schriftrolle in sich trug, die aber [so jetzt hör ich auf]
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Zweimetermonster
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Beitrag von Zweimetermonster »

Wenn ich mich trauen würde, die Abteilung <b>Geglückte Romananfänge, -enden, -mittelstücke usw.</b> zu eröffnen, dann sicherlich mit
<i>Über dem Herd ist eine kleine Lampe angebracht, damit man das Essen besser sieht</i> - Kommissar Schneider und so, sie wissen schon.
Freiburger Satire-Küken
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Der verrückte Professor und die Prinzessin

Beitrag von Freiburger Satire-Küken »

Es war einmal ein verrückter Professor, der in Freiburg ein eher weniger glückliches Leben führte. Eines Tages machte die Prinzessin Eulalia mit ihren Eltern einen Besuch in jener Stadt. Sie wurden im Colombischloß untergebracht und Eulalia sollte sich auf die Empfänge im Rathaus vorbereiten.......... (Roman von Tom Henry "Pulcino") .......bald gibts die Fortsetzung......ciao
Hallo erstmal !
"The enemy tries to trick us into a battle, what he lost 2000 years ago" (Barry Mc. Guire, Liedermacher, Entertainer) Deutschland braucht die SCHMUSETHERAPIE
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Erdgeruch
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Albert Müller - Eine grauenhafte grauenhaft lange Geschichte

Beitrag von Erdgeruch »

Der Dienstag ist der Tag an dem Albert Müller die Geschäfte ruhen lässt und bequem nach Hause fahren kann. Zu Hause, das ist ungefähr 10km von seinem Geschäft entfernt in einem kleinen Örtchen, unweit von der nächsten Großstadt. Albert ist 40 Jahre, scheint ein zufriedener Mensch zu sein dem es an nichts, rein gar nichts mangelt. Seinen Audi A4 konnte er sich, nach Abzahlen der Hypotheken finanzieren. Auch an einem Häuschen mangelt es nicht. Es ist ein schönes, Gelbgestrichenes, zwei Stockwerke großes Haus, mit einem Vorgarten der mit allerlei Blumen und Gemüse bestückt ist. Ja, dieser Albert mit einem Haus, Vorgarten und einer wirklich netten Familie, man möchte sein Leben führen, wie er sein. Erfolgreich, existenzsicher, dynamisch. Die 10 km hatte er schnell zurückgelegt. Eine einsame Landstraße, kaum ausgeschildert, wenig Verkehr. Ab und an sprang mal ein Reh auf die Fahrbahn, aber selbst daran hatte er sich gewöhnt. Mit der Zeit eben, wird alles Routine, dachte er sich oft, auf seinem kurzen Heimweg. Wenn er mal wieder auswich, wenn er sich eine Zigarre anzündete, wenn er ?Radio Dixieland? lauschte?dann dachte er oft an sein routinemäßiges leben und was wohl gelaufen sein könnte. Doch meist verwarf er diesen Gedanken nach kurzer Zeit, um wieder genüsslich seine Morris Tabbaco zu inhalieren. Was man im Kino als Werbung sah, die idyllische Darstellung des Cowboys, der morgens seine Pferde in die Wildnis entlässt, während er , als wäre Zeit ein unbekannter Faktor, eine Tasse Kaffee schlürft und seine Tabbaco raucht?war selbstverständlich eine Lüge?doch in dem Moment als Albert rauchend in seinem Auto saß, Jazz hörte und auf seiner einsamen Landstraße fuhr, da überkam ihn klischeehaftes Gefühl von Freiheit, so als ob er der Cowboy wäre der zu seiner Hütte fuhr um seine Familie zu versorgen. Meist erging in dieser Situation ein Lächeln über sein faltiges Gesicht. Legte sich dahin wie ein liebvoller Engel, wohlwollend, erheiternd. Albert entzückte in solcher Wonne und badete in tiefer Verbundenheit zu seinem Ideal, das Glück aus das er soeben genoss. Abtauchen, hieß für ihn die Devise, vor allem wenn man zuvor stundelang im Büro saß. Dieser kleine Elektronikschuppen den er besaß war relativ gut besucht, er hatte einen weiteren Angestellten und da er außerdem ein Talent in Sachen Handeln besaß wurde ihm seine Arbeit schwer erleichtert. Heute war jedoch kein guter Tag.

in wichtiger Kunde, ja ein echter Bonzen kam zum verabredeten Treffen in sein Büro. Es ging darum einen Preis auszuhandeln, eine Großlieferung einwandfreier Sonyfernseher. Als Albert dem Vertreter in die Augen schaute wurde er nervös. Komisch, es war ihm noch nie passiert doch heute--- er wusste nicht. Nach einiger Zeit fing Albert an zu wippen ,was den Kunden verunsicherte. Der Kunde, das war im Grunde genommen nichts anderes als ein Haufen Fett, mit runder Knollnase und kugelförmigen Kopf. Und er schwitzte dieser Walter und seine Zähne waren triefend gelb. Ein schmerzlicher, Anblick der bei Albert großen Ekel erregte. Trotzdem, er musste mit ihm handeln und er muss es hinter sich bringen, schließlich würde ihm das etwas Ruhe schenken, die er auch verdient habe. Na gut??. ?Was ist ihr Angebot? , sabberte der Dicke los??.15 für 1900, mit 5 jähriger Garantie---einwandfreie Sonyfernseher mit allem was sie sich wünschen, antwortete Albert fast schon mechanisch?.nein, es war mechanisch denn es glitt ihm über die Zunge, als hätte er schon den ganzen Tag auf diesen Moment gewartet. ?Und dazu werde ich ihnen vertraglich einen Handwerker zusichern, der ihnen zu einem Aufschlag von 200 ? bei technischen Problemen zur Verfügung steht- Ist das ein Angebot?
?Wir kommen ins Geschäft, aber wir müssten noch die neuen Bedingungen unseres Unternehmens besprechen?.Wissen sie seit der letzten Börsenkrise stecken wir in einem tiefen Finanzloch, der Cashflow hat sich , wie sie sicher erfahren haben, halbiert und daher??.
Albert hörte nicht zu?.was er noch wahrnahm war eine dumpfe Maschinensprache?.er starrte auf in die Leere und er hatte das Gefühl in einem schwarzen Loch der Gleichgültigkeit zu stecken?.fast schon das Gefühl nichts zu fühlen---- müssen wir ihnen und ihrem Angebot---- Sein Blick wandte sich dem Fetten zu und er sah im direkt in die Augen. Er überlegte was dieser Klumpen wohl heute Morgen gegessen hat, wie er nach Hause kommt sich einsam auf seine Kautsch wirft, wie er denn ganzen Tag pendelt zwischen dem Nachschauen ob er irgendwelche Nachrichten erhalten hat, ob vielleicht sein Mietnachbar ermordet wurde, um das dumpfe Gefühl loszuwerden das er nichts wert sei, das unterschwellige Bewusstsein der Absurdität seines Daseins, das in den nächsten 15 Minuten mit hoher Wahrscheinlichkeit im nächstbesten Lokal seinen traurigen Höhepunkt erreichen wird. Doch selbst dieser Höhepunkt ist ein zweifelhaft trauriger, zu offensichtlich das auch die Verzweiflung bei diesem Menschen zur blassen Empfindungslosigkeit, zur Relativität der Routine verkommen ist.-----eine Absage erteilen falls sie-------
?Ja falls was?? platze Albert plötzlich in den Monolog des maschinenartigen Monstrums und er war selbst etwas überrascht über diese unerwartete Handlung.----falls sie nicht einen 10-Jahresvertrag mit uns abschließen, mit dem wir sicher gehen können sie bei zwiespältigen Deals zur Rechenschaft zu ziehen und sie als sicheren------
Albert begann nervös mit einem Kugelschreiber zu spielen?.er konnte sie nicht mehr hören die ?New Conditions? , diese verdammten Vertragsbedingungen die ihm nun auch noch von einem fetten Vertreter vorgetragen werden. Ein Tropfen Schweiß näherte sich seiner Stirn und begann sich langsam über sein Gesicht hinwegzuformen. Und ihm wurde heiß. Er spürte wie sein tadelloser Armani an ihm klebte, wie ein Stück Honig, es war so klitschig hier und da, und ihm wurde schwindlig?.Das Beben begann---Alberts Inneres bestand aus brodelnder Lava , die bereit war sich ihren Weg zu bahnen , durch und hinweg, destruktiv über die Wälder dieses Planeten?. Nur war dieser Planet plötzlich so klein geworden, er beschränkte sich auf einen einzelnen Raum, auf eine einzelne Person und doch hatte man das Gefühl die ganze Vielfalt des Menschen würde hier in voller Bandbreite auftreten, wäre alles wichtige hier, als würde man mit dem Jetzt alles kennen, als wäre jede Person der Milliardenmasse Mensch hier vorhanden- die Gedanken, die Gefühle, die Gewohnheiten, die Routine. Und wäre es nicht so einfach zu entkommen? Die Tür, nur 2.85 m von einem übergewichtigen Manager entfernt, einfach die Türschlenke durchziehen und selbst wenn sie verschlossen bleibt----Durchbrechen, und wie eine Bombe einschlagen, Ja das wäre es...----Kunden zu gewinnen, denn der Servi----?Albert begann nervös zu schlucken----- ce kann nur so gewährleistet werden.
Der Kugelschreiber, denn Albert immer fester umklammerte, schoss unglaublich schnell in die Höhe wo er durch den Druck eines vierzig Jahre alten Daumens seine Spitze ausfuhr?.?Danach, so schilderte der Kugelschreiber, wurde ich meines Zwecks missbraucht und schnallte wie in einem Windkanal, geradewegs nach unten, wobei sich die umgebende Luft eines Ausweichmanöver bediente. Ziellos, sinnberaubt rammte man mich in einen Schreibtisch aus hochwertigem kanadischem Ahornholz, was eine Verformung der Schreibtischoberfläche und eine Absplitterung meiner Miene zur Folge hatte. Als ich die Kraft dieser Aktion erkannte, den Missbrauch durch die Außenwelt war ich schockiert- doch zugleich spürte ich ein Gefühl ungeahnter Wärme, ein bisschen wie schweben. Mir wurde klar, das ich meines Zwecks durch ein mir gegenüber höher gestelltes Organ, nicht beraubt wurde sondern das man ihn abänderte. Der ursprüngliche Zweck, denn man mir aufzwang als ich unter den anderen Schreibern lag, dem ich nichts widersetzen durfte und an den ich mich gewöhnte, wurde beraubt und durch einen neuen ersetzt.
Die Welt stand still und war zu einem Ganzen verschmolzen. Durch das Glück des Kugelschreibers. Der Kugelschreiber war die Welt. Und seine Welt wurde nicht nur geändert, auch die Welt des Walter Hansen und die des anderen kleinen Zentrums, des Albert Müller, änderte sich. Und die Änderung die Herrn Hansen angeht war sehr schwerwiegend. Als dieser das wütende Gesicht des Albert Müller sah, kamen ihm Tränen ins Gesicht. Noch am selben Tag, so berichten Insassen eines Restaurants, hätte sich ein Mann, dick, Mitte 30, verzweifelter Gesichtsausdruck?im ?Novelle Creations- einen Revolver an den Kopf gehalten und laut in der Gegend rum gebrüllt. Man sagte das er Dinge wie ?Der Tod ist alles was ich noch habe?nur diese Möglichkeiten habt ihr mir gelassen? rief.
Danach soll es einen lauten Knall gegeben haben, der die gesamte Umgebung aufgescheucht hätte. Das Leben war nicht fair, nicht zu diesem Walter Hansen.
Doch letzten Endes hatte er den Tod verdient wie jeder andere. Albert dachte, das es wohl besser für ihn war, aber irgendwo war es ihm auch egal. Wenigstens hatte er diese Lästige Firma vom Hals?dann muss er eben mehr arbeiten. Und so makaber es klingt, er dachte an die Reinigungsfirma die Walters zerbröckeltes Hirn, das Blut und die Hirnflüssigkeit vom den Wänden schmieren wird. An diese Menschen die ebenfalls kein geordnetes Leben führen, die sich damit Begnügen mussten, das zu beseitigen was an den Tod und somit an die Vergangenheit erinnerte. Sie löschten die Existenz des Herrn Hansen, mit grüner Flüssigkeit die sie über die Wand und den Boden schotten. Sie löschten die Existenz in dem sie die Hirnflüssigkeit die in Die Fugen einzog entfernten um bald darauf Walters Brocken in einen Beutel zu werfen. Nach getaner Arbeit gingen sie nach Hause, wuschen sich sehr lange die Hände, denn es war ihnen bewusst, welch scheußliche Arbeit sie verrichteten. Mit dem Kontoauszug in den Händen setzen sie sich auf das Sofa, bequem und ruhig ziehen sie sich ihre Lesebrille an und erblicken ihren monatlichen Gehalt. Befriedigt von der sicheren Existenz, die sie nun weiter ausbauen können, werden sie sich, wenn es ihre Fähigkeiten erlauben, nach neuer Arbeit umsehen. Sie werden Schritt für Schritt ein neues Leben errichten. Möglicherweise, planen sie Kinder, eröffnen einen Gemüseladen, spekulieren Aktien. All diese Varianten. All diese Zukunft. All dieses Glück. Das Wunder der Existenz. Der Tod des einen bedeutet Leben für den anderen. Der Hass des einen bedeutet gleichsam Liebe für den anderen. Es scheint als würde sich um die Menschen eine Aura befinden, die einem Stromverteiler ähnelnd, die Energie beständig in die Hirne und Herzen pumpt, sie ebenso herauspumpt und ihnen den letzten Schlaf einhaucht.
?Welch wundersamer Kreislauf.
Das Finstere sägt des Menschen letzten Ast.
Raubt ihm Herz und Verstande.
Doch ebenso, eher am Rande, taucht ein glühendes Kerzlein auf und vertilgt alle Schande.
Und es atmet, sogleich der andere schläft. Es spricht sogleich der andere schweigt. Es hält Wache für das Gleichgewicht?für die Gerechtigkeit?

Ja es war nur gerecht. Dieser Walter starb für eine gerecht Sache. Er opferte sich, seines eigenen Misserfolgs, des Ekels und der Gleichgültigkeit die man ihm von außen schenkte hin. Er war das geborene Opfer. Das leben sollte ihm verwehrt bleiben. Die Freude daran. Er trug nur die Saat der Verzweiflung mit sich. Schön anzusehen war das für niemanden. Und niemand scherte sich um seinen Tod. So unwichtig wie er waren viele. Alles gleichgültig, Resignation sollte die Reaktion der Menschen sein.

Alberts Interesse an der Neuigkeit hatte sich schon bald auf ein klitzekleines Stück Überraschung abgesenkt, das eher von der Nachricht, das Nachbars Katze überfahren wurde stammen könnte. Er beschloss noch einige Male vor seinem Geschäft hin und her zu laufen, seine Zigarette langsam fertig zu rauchen um sich dann wieder auf seinen gewärmten Sessel zu begeben. Dort würde er wieder Stunden mit Warten verbringen, warten auf irgendeine Überraschung, auf eine Schreckensmeldung oder wenn es nichts von dem sein solle, dann wenigstens einen Kunden. Tatsächlich spürte Albert als er von dem Suizid erfuhr eine gewisse Befriedigung. Es war kein großer Kick, auch kein Kribbeln im Bauch. Keine sanfte Verwirrung. Keine nervtötende Meldung. Nichts was er nicht geahnt, ja gewusst hätte. Es war ein kleines Jubeln in Albert, es war eine Deformation des Üblichen, das ihn überkam. Bewusstsein, das heute etwas passierte das, zwar irgendwo dauernd passierte, doch nicht in seiner Welt. Und welche Welt soll es noch geben als seine. Nur diese existiert die er erlebt und fühlt. Wird sie dann mal anders empfunden oder wahrgenommen so ist es nie eine Verformung des Äußeren, sondern nur sein Bewusstsein. Walter Hansen hatte die Welt zerstört, indem er sich selbst zerstörte. Er war Weltenzerstörer. Wäre er nur ein bisschen relevant gewesen, so hätte er auch die Welten seiner Bekannten zertrümmern können. Weltenzertrümmerer ? das war er ganz und gar nicht.
?Haben sie schon von dem Mord gehört? Dieser Mann da, hat sich in den Kopf geschossen? Schrecklich nicht? Was heutzutage vor sich geht? Der hätte doch noch eine Chance gehabt, stammelte eine Frau der Albert bei seiner Gammelei vor dem Geschäft begegnete.,
Fragend sah sie ihn an. ?Ja finden sie das nicht schrecklich?ich meine ich habe ein kleines Kind, wenn ich da gewesen wäre, er hätte es treffen können?
Albert rückte seinen Blick nach unten. Die Frau hatte ein Kind.
?Ja ist ne schreckliche Sache?, spuckte er wie gedruckt aus. ?Ja?, reagierte die Frau und die Unglaubwürdigkeit Alberts spiegelte sich in ihrem Gesicht wieder. Ihrem pickeligem Gesicht, fettig, sehr kantig, maskulin geformter Knochenbau. Sie warf Albert einen Blick voller Verachtung zu. Aug in Aug, lief sie weiter, beruhigte ihr Kind das in der Zwischenzeit aufgeheult hatte, wie das eigentlich üblich ist, mit einem Schlag auf den Hinterkopf. Albert drehte sich weg und ging zurück ins Geschäft. Auf dem Stuhl sitzend, spielt er wieder mit seinem Kugelschreiber rum. Die Uhr und der Kugelschreiber das war wieder mal seine Beschäftigung. Um sich nicht ganz zu Tode zu langweilen, beschloss er noch eine Unterlagen auszufüllen. ?Sony Plasmafernseher?- ?Ricoh Digicams?- ?Alpha Surround?---damit gingen einige Minuten rum. Normaleerweise sollte ein Geschäftsinhaber doch ein hart arbeitender, viel beschäftigter Mann sein. So wurde in den Medien das Bild hochgehalten Aber er spürte rein gar nichts davon. Er sollte nicht hier sitzen. Diese Arbeit war eigentlich nichts für ihn. Kein Gefallen an diesem Mist. Wie lange mache ich schon diesen Job, dachte er?.mhhhm?.10 Jahre?.ja, verdammte 10 Jahre?sitze ich hier fülle Formulare aus und handle irgendwelche Verträge mit verhassten Managern?.Früher , als er noch das Gymnasium besuchte, hätte aus ihm alles werden können. Er schrieb durchschnittliche Noten, war relativ beliebt. Doch diese dämliche Schule- er hasste sie von Herzen. Immer, dasselbe- dasitzen und warten auf irgendwas- Ein Zeichen? Eine magische Fee, die kommen wird und dich mit Blütenstaub versüßt--- oder ein Flaschengeist , der dir 7 Wünsche zur Wahl stellt. Welchen Wunsch hätte er genommen, welchen würde er wohl heute nehmen? Er wusste nicht so recht. Damals war er ja noch politikbegeistert, wollte was auf die Beine stellen. Heute, sitzt er hier in seinem Anzug, mit Krawatte und wartet wieder auf eine Vorsehung, eine Prophezeiung. Doch die wird nicht kommen. NICHTS wird sich ändern, wusste er. Seine Stimmung hatte sich innerhalb eines Gedankens radikal verschlechtert. Er beschloss, dem Angestellten bescheid zu sagen, ihm 15? zuzuschieben und ins Cafe zu schlappen. Er überquerte die Straßenseite und schlenderte langsam vor sich hin. Auf seinem Weg passierte er eine Videothek, zwei Apotheken und einen Kleiderladen. Aus letzterem dröhnten laute, dumpfe Bässe und man hatte unweigerlich das Gefühl sich neben einem Abrisskommando zu befinden. Oder- eben- neben einem trendigen, hypermodernen ? Freaky Clothes? Schuppen.
Albert hinderte seinen Nacken, sich in die Richtung dieses New Age Ladens zu drehen, und zwang sich weiterzulaufen. Doch, was ihn nicht verwunderte war die nächste Person die er traf.
Ein junges Mädchen lief geradlinig an ihm vorbei. Sie war blond, mit roten Strähnen in den Haaren einem, wie Albert bemerkte, sehr tiefen Ausschnitt. Bauchfrei, mitten im Herbst. Wen wundert?s. Groteskes Zeitalter. Verlorene Naturgesetze. Verschwommene Wahrheit. Und dann können einem diese Mutanten doch nicht erschrecken. Leider fehlte ihm die Möglichkeit ihr Alter zu erkennen. Doch er schätze sie auf ca. 14. Das war alt genug um sich durch die VWs im Umkreis von 50 km zu vögeln, und jung genug um nervlich an ihrem vergeudeten Dasein zu Grunde zu gehen. Er stellte sich wieder die alte Frage: Was unterscheidet dich von diesen Menschen? Bist du etwa besser? Und entscheidend ist doch: Bist du glücklich? Glücklicher in deinem Armani, glücklicher mit deinem Audi, seliger mit deinem Haus?erfüllt mit dem neuen Kleiderständer, der silbernen Ikea---Ich--bin?super---HYP---weil---Ich---verdammt---schicksilber---bin?Lampe. Mit der Arbeit die du täglich glaubst zu verrichten. Bist du zufrieden mit dir, selbst?

Nein. Ganz simpel. Nein.- und wider dieses Gefühl. Es lief ihm eiskalt den Rücken runter. Wenn er sich ?Nein? sagen hört. Wenn er den negativen Gedanken spürt. Die Versuche ihn im Ansatz auszumerzen schlugen immer kläglich fehl. Und diesmal war es wieder so.
Was sich in seinem Hirn abspielte, hätte ohne Probleme eine paradoxe, übernatürliche Welt in einem Film darstellen können. Film?das ist unmöglich. Es ist unmöglich nur ansatzweise das rüberzubringen was durch diesen verwirrten Kopf schießt. Endlose Spirale, mit den aberwitzigsten Figuren. Ein Horrorkabinett, das die Wahrnehmungsfähigkeit der menschle. Sphäre sprengt.
Doch wie war es möglich? Wie konnte es sein? Genau er, ein Mensch, voller gedanklichem Reichtum, erfreute sich solch eines tristen Daseins. Ok, mit viel Kraft und Anstrengung wäre ihm vielleicht etwas Besseres gelungen. Was Besseres. Wenn er es sich recht überlegt hatte er nie seinen eigenen Träumen glauben geschenkt, ebenso wie er all seine Ideen nach kurzem wieder beiseite schob. Er war nie irgendwie motiviert. Ihm fehlten Ziele, er setze sich auch keine. Sein einziges Ziel, das er redlich befolgte, war , sich in den nächsten Tagen, Wochen, Monaten wieder mal den Kopf zu zerbrechen- über sich , seine Unfähigkeit und den Hass den er auf diese Welt verspürt. Doch was er damals noch nicht wusste, war die Wahrheit. Die sah ganz anders aus, obwohl sie für intelligente Außenstehende absolut klar war. Es war nicht der Hass auf die Gesselschaft, auf denen Alberts Depressionen basierten. Selbstverständlich, kam dieser nicht einfach so, mit der Zeit?Er war ein langer empirischer Erfahrungsprozess. Es begann mit vielem das ihn einfach plötzlich störte. Er begann die Medien zu hassen, alles Zielstrebige Karriereorientierte, alles Erfolgreiche. Erfolg setzte er gleich mit Konsumgeilheit und Manipulation und ohne Frage, daran war etwas Wahres. Doch dies ist die eine Wahrheit solcher Menschen. Die andere, die diese Personen frei macht, ist die realistische und sie lautet: ?All dein Hass, Ablehnung, Resignation resultiert aus deinem eigenen Morast, deiner Unzufriedenheit mit dir selbst?.
Albert begriff immer mehr das er sich selbst nicht ausstehen konnte und startete den Versuch eines geordneten Lebens, in das er immer mehr hineinschlitterte.

Albert dachte an die Vergangenheit. Nie in seinem Leben war er ein besonderer Typ, schon gar nicht einer auf den die Mädchen abfahren. Dazu sah er viel zu eigentümlich aus, sein Bart, die vielen Haare, der leere Blick. Wer ihm in die Augen schaute, erkannte nicht viel, außer einem glühenden Nichtsagenden Blick. Es heißt ja, man erkenne in menschlichen Augen etwas wie Freude, Hoffnung, Trauer, Verzweiflung. Doch diese Augen, die Augen des 17- jährigen Albert M. waren so voller erbleichter, verneinender, tiefer Aussagelosigkeit, das es einem eiskalt über den Rücken lief. In seiner Schlundhaften Iris konnte man sich verlieren, für Minuten, die einem wie eine halbe Ewigkeit erschienen, ohne einen Gedanken an irgendetwas zu verschwenden. Ergötzen, an der großartigen Miniatur seines Blickes, das minimale an Emotion drang durch, so wenig, das es Emotionen hervorrufen konnte, die man nicht vermutet hätte. Ein Stechen, Schmerzen plagten einem wenn man Blickkontakt mit ihm aufnahm. Zwei Möglichkeiten, bleiben für den Akteur. Entweder, er wird ein Gefangener der Hölle, oder er wendet sich entsetzt ab. Ohne viele Worte. Still.
Der Blick brachte ihm eine Mischung aus Abneigung und Respekt entgegen. Aber bei den Mädchen stoß er nur auf Abneigung. Sie zeigten sich nicht unbedingt abgeneigt. Eher eine krasse Gleichgültigkeit, die ihn durch seine gesamte schulische Laufbahn begleitete, und ihn in eine innerliche Verzweiflung trieb. Verzweiflung ist das richtige Wort. Eben diese plagte in schon immer, zerfraß ihn wie ein blutrünstiger Wolf, und raubte ihm den letzten Funken rationalen Verstandes. So sehr wünschte er sich starke Gefühle. Er suchte, sie in seiner Familie, in der Schule, bei Mädchen----- doch er fand sie nie. Die Suche hatte er nie wirklich aufgegeben, obgleich er an einem Punkt anerlangte, an dem jede weitere Unternehmung, zum totalen psychischen Untergang geführt hätte. Es war dieses eine Mädchen das bei ihm die Hoffnung regte. Allein das sie dieses Gefühl hervorbrachte , das solch etwas aufflammte, der negative Gedanken verdrängt, durch ihre pure Anwesenheit, machte sie zu einem glänzenden Stück Gold. Albert , der wie ein Abenteurer, nach diesem Stückchen Gold suchte , hatte alle Flüsse der Welt durchsucht, durchsiebt- alles abgeglichen, und nun hatte er es gefunden , das glänzende Stück Gold- so brillant, so Ja- Sagend, so ermutigend. Ein Wunder der Perfektion. Er werde nie wieder Leiden müssen, nie wieder, wird er zitternd aus seinem Sofa liegen , nie wieder wird er in sich hinein schreien :
? Du verfluchter Loser, was hält dich noch am Leben, außer deiner Instinkte. Für was lohnt es sich zu sterben. Du hast nichts wofür es sich lohnt. Dein Tod würde auch nichts bedeuten, geschweige das er sich lohnen würde? Du bist es nicht einmal Wert von dir getötet zu werden. Du stellst einfach eine unwichtige Zahl dar, die immer wieder im negativen Bereich landet. Die Gesetze des Universums sind deine Feinde. Bekämpfe sie, alles was dein Feind ist. Erschaffe dir die Begründung für deinen Tod: Ohne Grund wirst du dir weiterhin als ein Nichts vorkommen, das sich aus Nichts tötet. Das Nichts ist dein Feind, alles.?

ARRHHHHRRRHHHHHHH!!!!!!! Dieser verfluchte!!! Ich weiß es nicht. Heiß. Hitze. Schweiß, nein du nicht, lass es-----Doch ich tue es, ich sage es-----mich in Ruhe----Nichts, der Grund----du findest ihn?.

Sie war schön. Zu schön für ihn. Zu schön für diese Welt. Und er wollte unbedingt das Schöne bewahren, einsperren, behüten. In ihren Augen erkannte er die Emotionen die er in seinen vermisste. Er liebte ihren sanften Gesichtsausdruck und begann sie zu studieren. Er studierte ihre Seele Tag für Tag, versuchte sich Seltsames zu untersuchen, auf die Gründe einzugehen. Sie wurde mit der Zeit immer mehr zu einem Versuchsobjekt, was er aber nicht spürte. Es ging soweit das er sie benötigte, sie ein Lieferant des psychologisch komplexen wurde. Alberts fragwürdige Ausnutzung endete, damit das er seinen Gefühle in einer irrationalen Handlung, Ausdruck verschaffte. Über das Resultat muss man kein Wort verlieren. Es war so wie es jetzt ist. Nichts.

Eine Zeit lang war Albert in einem tiefen Loch versunken. Doch eines Nachts sprach es zu ihm: ? Du armseliges Etwas. Versinkst in tiefes Selbstmitleid, nur weil du sie wieder nicht erobern konntest. Was erwartest du von dir? Schau dich an, überlege was du erreichen kannst? Das ist nicht der Punkt, an dem du auf Null kriechst. Es ist erst der Anfang. Bis zum Ende ist es noch lange?.. Der Weg dorthin ist dein Ziel. Wandere auf den Gipfel deines Schicksals. Er wird auch zugleich dein tiefster Abgrund sein.

Welch eine Stimme war dies? Die Stimme der Zukunft? Das Positive? Wie erfreulich wenn es sie wäre. Doch womöglich nur die Stimme des Horrors. Der Horror seiner menschlichen Seele sollte sich in einer Kreatur offenbaren, die ihn nachts heimsucht.
Lasterreduktion oder Seelenraub? Albert wusste es nicht. Er wurde unruhig.

Der Weg zum Cafe war Alberts Spielball der Gedanken. Es warf ihn wieder auf seine letzte Begegnung zurück. Sie, das Mädchen bei ?Freaky Clothes?. Sie die nicht sich selbst darstellte sondern das kollektive Ganze. Er dachte an diesen pauschalen Körper, diesen abgemessenen, unreifen Gang, dieses schauspielerische. Zweifelhaft war die Tatsache das es in ihrem Bewusstsein lag, dies zu erkennen. Aber Selbsterkenntnis, war nicht die Stärke der kollektiven Hoheit. Sie war auch nicht die Stärke Alberts. Eines regte sich aber in ihm. Das Verlangen, gar der Drang eine Verbindung zwischen seiner Misere und der , des Körpers herzustellen. Er versuchte ihn zu unterdrücken, doch da er solch eine enorme Windeskraft besaß brach er sich los und übergoss ihn. Übergossen, mit der Selbstgefälligkeit dieses Gedankens, der genialen Vision des Überindividuellen, der sprachlichen Schönheit eines Nietzsche, stellte er sich vor seinen eigenen Spiegel, erblickte , rasch für einen kurzen Moment sein Gesicht und husch zog er befriedigt davon. Balanciere das Spiel! , sprach seine Seele zu ihm. Bring die Kraft deiner Worte zum Ausdruck. ?Das will ich doch, das werde ich. Aber wieso hat es schon früher nicht funktioniert?. So sprechen nun die Stimmen dann wenn es zu spät ist? , fragte er sich und wohl auch seine Stimmen.
Doch die positive Stimme verstummte, denn die negative wartete schon auf ihren Einsatz.
?Wir stehen hier im Wettbewerb zueinander?, meinte die positive Stimme in einer deutlich friedensabsichtlichen Sprache. Ewig bekämpfen wir uns, zu unseren Gunsten aber zu seinen Leiden! Wir sollten dem ein Ende setzten!?
Die negative Stimme antwortete nicht. Nein, sie stattdessen wolle Albert tiefer hinabrutschen lassen, ihn sich Selbstzerfressen lassen, ihm den letzten Stoss geben.
Dann sprach sie folgendes zur positiven:
? Ich erlange Freiheit, nicht du. Was siegt in der Welt ist nichts klares, Liebliches. Nicht das Träumende, kunstvolle wirkt auf den Wettlauf der Geschichte ein. Nur das Grauen sagte Alberts negatives Empfinden. Und damit hatte es wohl recht, denn der Lauf der Dinge wurde bis dato kaum vom Gutem, Schönen, Positiven geprägt, sondern eher vom Hässlichen, Kranken, Negativen.
Und so war es auch bei Albert. Seine negative Energie siegte stets über die positiven Kräfte. Jedes Mal wenn er sich um etwas bemühte wurde ihm mit der Faust ins Gesicht geschlagen. Egal was es war. Es konnten Frauen, ein Job oder der einfache Kampf gegen die Depressionen sein- das negative siegte. Seine Unternehmungen misslungen und zogen in immer tiefer runter. Na ja, und jetzt ist er Mitte 40 und findet keinen relevanten Wert im Leben. So geschieht es mit den Menschen.

Er ging weiter, fortwährend mit dem Gedanken der Kollektivhoheit. Dieser Gedanke reizte in besonders, da es eine seiner Wortneuschöpfungen war ? ein Geniestreich. Was er sich in seinem Leben wünschte, waren solche dauernden Einfälle.
Nach diesem gedankenreichen Marsch beschloss er sich ins Cafe zu setzten und etwas zu trinken. Ein bisschen Ablenkung konnte ihm nicht schaden- so direkt nach dem absoluten Gedankendurcheinander und diesem fetten, stumpfsinnigen- ach, wie hieß er noch einmal, ja Walter Hansen. Egal er war schließlich tot. Und das Novelle Cousins hat nun auch einiges an Kundschaft verloren. Wer weiß, dachte sich Albert, vielleicht ließt er als nächstes in der Zeitung: ? Giuseppe Aphini begeht Selbstmord- finanzielle Gründe?.
Bei diesem Gedanken verflog Alberts Bitterkeit und ein zynisches Grinsen schmiegte sich über seine Wangen. Wie diese Menschen doch vor sich hin sterben. Ein Selbstmord folgt dem anderen und dies alles aus Nichtigen Gründen wie ?Scheidung? oder ?Konkurs?. Ja er lachte über sie. Diese knüppeldicken Menschen, mit Krawatte und Hosenträgern. Die Sorte Mensch die die gesamte Autofahrt hindurch transpirieren, andauernd rauchen, und hastig zur Toilette springen müssen und dabei aussehen wie ein paarungswütiger Brüllaffe. Meistens haben sie eben Namen wie Walter, Harald, Ulf, oder Kai Uwe. Jeder kennt sie, täglich sieht man sie, eine Plage aus tausendundein Managern, Bürohilfen, EDV- Experten. Wer nimmt sie wahr diese Existierenden. Manche Leute werden sie als einfache Imagination unseres Geistes abstempeln, so wie sie einem auch manchmal vorkamen. Aber Albert stellte sich gerade vor, wie er auf einem Podest stehend, die Existenz dieser angeblichen Bewusstseinstäuschungen deklariert:
? Herzlich willkommen sehr geehrte Damen und Herren!!! Sie haben heute die Ehre, den erstgeborenen, reinrassigen Körper und Geist der Moderne zu bewundern. Sehen sie es , diesen abschreckenden Haufen gedankenloser Leere!!! Mögen sie in tiefes Lachen erbrechen. Diese Sorte Mensch bevölkert heutzutage all unsere Städte. Sie sitzen in jedem Lokal. Sie verunstalten jedes öffentliches Ereignis. Sie sind schweißgetriebene, fette Handyfetischisten. Sie sind die Aufrechterhalter der riesigen Fastfoodketten. Sie fressen die Scheiße gerade Wegs aus der Hand. Nein sie sind keine Imagination, bekämpft eure Feinde, rettet eure Zukunft. Für eine magere, Gutduftende, entspannte Nation!?.

Alfred, Genialisimo. Ein toller Gedanke. Sehr erheiternd. Doch über alle Schönheit der Gedanken liegt der Hauch der Realität und dieser erstickt schon wieder jeden Versuch Alberts fröhlich zu sein im Voraus. Die Realität sieht mittlerweile so aus. Ca. 10 m breite Fussgängerzone, teils bepflanzt, kleine rechteckige Pflastersteine, seitlich versehen mit Buchladen, Sonnenstudio, Drogerie. Tag ein, Tag aus strömen alle möglichen Altersgruppierungen in den Buchladen. Er, Albert war einmal dort und beobachtete die Lage, wobei er eines schnell feststellte: Die meisten Leute die hier reinkommen, kommen nicht wegen der Literatur. Klingt sehr paradox, aber was erwartet man schon. Viele, zu viele Bücher sind Ratgeber, beschäftigen sich mit dem Glück und Wohlbefinden des menschlichen Individuums. Glaubwürdig ist das nicht, denn die Ratschläge ändern sich so oft wie die Regierung in Somalia. Und trotzdem strömen diese Menschen hierher und konsumieren eine Reihe wertloser Bücher. Warum fragte sich Albert und hatte im selben Moment die Antwort- weil sie alle krank sind. Und diese Erkenntnis verhalf ihm wieder zu einem Gefühl der Überlegenheit, ein Ausdruck seines Machtbedürfnisses. Er stellte sich klar darüber, über die Ziele, die Absichten, die Handlungsweisen der Menschen.

Na ja das Ganze hat ihm weder jetzt geholfen noch wird es ihm in der Zukunft helfen. Jeder weiß das die Dummheit siegt. Wer in dieser Welt ohne Nachdenken hinvegetiert, der hat einen beträchtlichen Vorteil denn es macht ihm einfach alles leichter.
Albert hatte endlich seinen Weg zurückgelegt so dass er sein eigentliches Ziel das Café ? Artistique? besuchen konnte. Das Cafe hatte einen sehr netten Außenplatz mit Aussicht auf den Stadtbrunnen und den dazugehörigen Stadtplatz. Rings um den Platz sind viele Boutiquen, einige Restaurants, Cafes und das Hotel Ravensburg. Das Cafe ist einfach herrlich gelegen, man kann das ganze Treiben rings um den Platz verfolgen, anonym, konzentriert und trotzdem intellektuell wirkend. Sehr schön sind auch die runden, schnörkellosen Tische, um die man seine Füße verbreiten kann ohne sich in den Tischbeinen zu verfangen. Er liebte es dort eine Tasse Kaffee zu trinken und dabei die Tageszeitung zu lesen. Beobachtet man ihn genau, so stellt man fest das er sich ziemlich unbeholfen anstellt. Er nippelt aus seiner Tasse, senkt sie langsam dem Teller entgegen ,erhöht gleichzeitig die Position der Zeitung und beschielt dabei seine Umgebung. Seine Umgebung ist überhaupt ein sehr relevanter Faktor. Man kann weder sagen sie sei positiv noch negativ wirkend. Nein, er nimmt sie eher im Unterbewussten wahr, wie wir in den nächsten Zeilen explizit erfahren werden. Denn exakt in dem Moment als Albert besinnlich Kaffee schlürft, sterben 2 Chinesen wegen Hochverrats, ein Junge in New York an überhöhter Heroindosis, und ein Entwicklungshelfer dank einer AK-47 Kugel. Doch vor allem existiert ca. 15m von Albert entfernt, zentral auf dem Stadtplatz, eine Frau namens Claire. Um Claire formiert sich kreisförmig ein Teppichboden, zerfetzt und fusselig. Vor ihr steht eine Staffel, die ihre Zeichenfläche befestigt. Claire schaut ein bisschen verdutzt, betrachtet sich die Gegend. Sie wirkt weder konzentriert noch abgelenkt. Trotzdem könnte man meinen sie sei eine gelangweilte Schülerin, die vom Unterricht genervt, das Fenster hinausstarrt. Doch es hat denselben zweideutigen Anschein, denn selbst genervte ?Aus dem Fenster? Starrer haben noch so etwas wie eine intelligente Ader.
Aus Albert Wahrnehmung heraus sah das Ganze etwas anders aus. Er hatte grade die merkwürdige Kaffee- Zeitung Kombinationshandlung zu drei vierteln vollzogen, als es ihm plötzlich farbig vor den Augen dämmerte. Sofort spürte er eine außergewöhnliche Regung, nein, es wäre zu früh zu sagen, das ihm dies bewusst wäre. Rational gesehen. Waren es ca. 15 Sekunden in denen Albert seine ?Götterdämmerung ? hatte.
? Wollen sie noch eine Tasse Kaffee, Herr Müller´?? weckte ihn der Kellner. ? Wach werden, du wirst gebraucht? ?schreiten Alberts Rezeptoren. Das Signal wurde an einige Synapsen weitergegeben. Offensichtlich nicht an alle, denn Albert stotterte nur ein resigniertes ? Nein Äh Danke ?. Der Kellner wandte sich lächelnd von ihm ab, als die vorhin erwähnte 15 Sekunde zu enden begann. Nun bestand die Aufgabe seines Bewusstseins die wahrgenommenen Bruchstücke zu einem passenden Ganzen zusammenzusetzen. Zu einem Ganzen. Ganz. Vollkommen. Perfekt. Herrschend. Kollektiv. Ganzes Kollektiv. Das kollektive Ganze??. Verflucht, er musste versuchen sein Gedankenspielchen von vorhin endgültig verschwinden zu lassen. Es blendete ihn. Sein Problem. Kein klarer Kopf. Unmöglich. Alles steht sicher. Der Kaffe. Er . Der Stuhl. Der Tisch. Die Staffel. Seine Neurose. Diese Neurosen plagten ihn. Warum musste ausgerechnet er diese Neurosen haben? Dinge kaufen müssen die er nicht braucht, Dinge nicht vergessen die ihn trafen, Träume die ihn erregten? Warum stellte er sich diese Fragen, er findet ja eh keine Antwort. Nun, dann eben nicht. Dachte sich auch sein Hirn- und schickte Alberts genial absurden Gedankenerguss ihn die unendlichen Weiten des absoluten Unbenutzen, missachteten Nichts.
Noch etwas benommen fuhr er sich über die Stirn. Er war leicht verschwitzt, etwas irritiert von der Hitze. Er dachte nach , was eben so seine Aufmerksamkeit erregte?.Scharf,scharf?War es der Kellner?.Nein- Der Kaffee ? Nein?
Claire packte alles zusammen, verschloss ihre Kasse. Albert schaute durch die Gegend. Alles drehte sich irgendwie, war unnatürlich. Hätte man ihn ein bisschen gereizt, wäre er durchgedreht. Dort ist sie. Sie checkt in das Hotel ein. Genau. Er erinnert sich, will aufstehen, trifft aber leider den Kaffee den er überschüttet. Sein Missgeschick erzeugte eine gewisse Unruhe bei den Nachbartischen. Sofort eilte der Kellner in Alberts Richtung, stellt sich vor ihn. ? Alles in Ordnung Herr Müller ?? .
?Ja?. Es gibt wenig Kellner die ihre Phrasen ernst meinen, aber er hatte nicht nur das Trinkgeld im Kopf, sondern wirklich etwas wie das Wohlbefinden gewisser Stammgäste. Doch Alberts Reaktion war nicht sonderlich freundlich, half jedoch dem Ziel etwas näher zu kommen. Er packte seine Tasche und lief los um Claire einzuholen. Die segnende Sonne blendete seine Augen, die Luft war unklar.
Es genügt nicht, sich keine Gedanken zu machen, man muss auch unfähig sein, diese auszudrücken.
Dr. Ruth Frau

Beitrag von Dr. Ruth Frau »

Gwendolin war stillvergnügt und fuhr sich mit dem langzinkigen Kamm durch ihre schon graumelierten Locken. Da war sie also, kaum 59, bis gestern noch Toilettenfrau voll Ausdauer und Mut - und heute schon
Lottomillionärin. Genießerisch pupele sie sich ein Je-ne-sais-quoi aus ihrem strähnigen, verfilzten Haar. Ihre Rechnung war aufgegangen. 34 Jahre lang Lotto spielen - da braucht man kein goddamn' C4-Professor für Stochastik sein, um sich auseinanderzurechnen, daß irgendwann mal was dabei rausspringen müßte. Und sie hatte kühl kalkuliert: ins erste Feld hatte Sie immer jenen Tip geschrieben, den ihr damals eine Wahrsagerin aus Bochum als todsicher verkauft hatte, ins zweite Feld den Geburtstag von Opa, das war klar, das mußte sein. Letztendlich hatte die Wahrsagerin recht behalten - das war zu erwarten. Jetzt galt es, Pläne zu machen. Keine unüberlegten, sinnlosen Rauschkäufe, natürlich. Sondern wieder kühles, nachhaltiges Investieren. Der Vertrag war schon unter Dach und Fach: im Gegenzug für ihre 2,1 Mios hatte sich die Lottogesellschaft bereit erklärt, ihr die nächsten 300000 Spiele zu schenken. 300 000 ausgefüllte Spielscheine! Schon jetzt malte sie sie sich aus, wie ...
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