Schönheit contra Chemie

[Quodlibet]

Kaum hat dieses Jahr begonnen, schon beanspruchen es die verschiedensten Interessengruppen für sich, eine kleine Auswahl ist hier zu finden: http://www.google.de/search?q=2003+-+Ja ... uche&meta=

Stellvertretend sei der Kampf Schöngeister vs. Praktiker herausgegriffen:
2003 wird sowohl als "Jahr der Chemie" wegen des 200. Geburtstages Justus von Liebigs, als auch als "Adorno-Jahr" (der Mann mit dem putzigen zweiten Vornamen erblickte das Licht der Welt einhundert Jahre später) proklamiert.
Gut, Adorno leistete u. a. als Musiktheoretiker die geistige Vorarbeit für das unentbehrliche Fachmagazin "Metalhammer", andererseits erfand Liebig neben dem Backpulver das gleichnamige Fleischextrakt und rettete somit unzählige Singles, darunter auch viele Philosophiestudenten, vor dem Hungertod.
Hatte Bert Brecht also Recht, als er deklamierte: "Erst kommt der Brühwürfel, dann die Frankfurter Schule"? Wem soll die Krone gebühren? Entscheiden Sie.

Gruß Q.

[Ryan]

Übrigens ist das Jahr 2003 gemäss UNO anscheinend dem Süsswasser (bzw. Trinkwasser) gewidmet.

[hessen-wohin]

ich plädiere ausdrücklich für die Schönheit! Hierfür spricht nicht nur der 100. Geburtstag unseres hochverehrten Teddy, sondern auch der 600. des vielbewunderten Asketen und Mystikers Dionysius des Kartäusers, der auch doctor ecstaticus gennant wurde, wobei er die Ekstase natürlich in der vita contemplativa suchte und fand und nicht mit den heutzutage hierfür üblichen Methoden. Er soll u.a. auch bedeutende Schriften auf dem Gebiet der Ästhetik verfasst haben, ob etwas über Musiktheorie dabei war, weiss ich jetzt nicht. Auf jeden Fall aber ein Grund, gegen den Brühenpfuscher zu stimmen.

[fathermucker]

Die Mitgeschöpfe des Jahres 2003 findet man bei den Profischützern:
http://www.nabu.de/m05/m05_10/

Gruß an alle Dachdecker,Maurer und Gerüstbauer-Vogel des Jahres!

[Quodlibet]

Ich hätte nicht gedacht, daß dieses Forum so von Egoisten durchseucht ist - schämen Sie sich. Dann sollte es wohl doch besser das "Jahr der Bibel" bleiben.

Q.

[Ryan]

Dann sollte es wohl doch besser das "Jahr der Bibel" bleiben.

Ich hab' das gerade nicht ganz verstanden, rein akustisch. Das soll doch wohl "Jahr der Biber" heissen, oder nicht?

[Adorno]

Da bin ich für einen winzigen Moment abgelenkt, und schon versprüht der "feine" Herr Quadlibet sein Gift. Schon der TED zwischen mir und diesem Chemiefritzen ist schon eine Zumutung (v. a. wg. TED und Teddy usf., Sie verstehen schon).

Armes Deutschland.

[Larifari]

ich plädiere ausdrücklich für die Schönheit! Hierfür spricht nicht nur der 100. Geburtstag unseres hochverehrten Teddy ...

Hier irrt hessen-*, denn am 16. April ist bereits Teddys 117. Geburtstag. Keine guten Chancen für ein Teddy-Jubiläum.

Bzgl. des Chemiefritzen sei noch gesagt, daß ich mich mit ihm solidarisiere. Wir Chemiefritzen müssen zusammenhalten. Keiner mag uns. (Adorno aber auch nicht.)

[schickelhube]

ich habe selbstverständlich auch für Teddy Wiesengrund gestimmt. allerdings aus einen anderen grunde als derjenige der bei obiger auswahl mit angegeben wird.
schliesslich habe ich ja auch schon vor einigen tagen im GB das adornojahr ausgerufen.
und ich hoffe das das vereinte wirken von adorniten und dekonstruktivisten und überhaupt derjenigen die die moderne nicht verschlafen haben und die deshalb um das verschwindent des subjektes wissen dazu führt das Schönheit über Chemie und falsch angewandter ichbezogenheit siegt.

[Cherno Jobatey]

Adorno popularisieren heißt allerdings eigentlich: ihn sabotieren.

Frisch-fröhliche Verbreitung von Bildung unter den herrschenden Bedingungen ist unmittelbar eins mit ihrer Vernichtung.

Meint jedenfalls er selber (in "Theorie der Halbbildung" / 1959). Und führt aus:

Denn das Verbreitete verändert durch seine Verbreitung vielfach eben jenen Sinn, den zu verbreiten man sich rühmt.

Da könnte meinetwegen sogar VW hergehen und das Nachfolgemodell für den Golf taufen auf den Namen VW Adorno: Er würde sich nicht geehrt, sondern aufs tiefste mißverstanden fühlen.

[neuralgischer Punkt]

Ihr Vorschlag, lieber Herr Jobatey, offenbart aber trotzdem, wie ich finde, eine ganz neue Möglichkeit die Herren Liebig & Adorno zusammen zu bringen. Aa.. Allerdings Fahrzeuge sind hierzu weniger geeignet als beispielsweise Pharmazeutika, für die Justus v. Liebig stünde. Im Zusammenhang mit Adorno würde ich evtl. ein Mittel gegen Diarrhoe vorschlagen, z. B. „Prof. Liebig’s Adornocompretten von Merck“. – Klingt durchaus melodiös, würde ich sagen, zweifellos sehr ansprechend -. WICHTIG dabei: der Aaa... Apostroph.

Überhaupt finde ich, dass, genauso wie die Autoindustrie seit einigen Jahren, - wie eben der von Ihnen benannte Konzern mit Bon Jovi, Genesis und endlich den Rolling Stones - seine Produkte mit Namen von Rockbands schmückt, eine solche Symbiose, mit dem notwendigen seriösen Image, auch für Pharmaprodukte als fruchtbare Kampagne vorstellbar wäre. Was etwa böte sich besser als Heraklids „Panta Rei“ für ein Mittel gegen Aaaa... Verstopfung? Oder Nietzsches Übermensch als Imageträger für die nächste Generation von Pfitzers Potenzpastillen! Und weshalb, fragt man sich doch seit jeher, wird für Psychopharmaka bislang überhaupt nicht geworben, obwohl gerade diese Sparte ein stetiges Wachstum ausweist?! Ganz einfach, weil diesbezügl. Mängel wenig populär sind. In Verbindung mit einem unserer bedeutenden abendländischen Geisteswissenschaftler aber ließe sich so ein Dachschaden adeln und die Behandlung mit einem geeigneten Therapeutikum zur prestigeträchtigen Zier erheben. Keine Geistesgröße, die nicht an irgendeiner Macke litt, - die Macke als Prädikat und das auf dem Tischchen, unter den Zigaretten platzierte Päckchen „Schopenhauer’s Antidepressiva“ als Ausdruck des eigenen Genius.

AAAAAAaaaaaahhhhhhhhrrrrrrrgggggghhhhh.........

[Cherno Jobatey]

Geistesgrößen als Namensgeber.
Im pharmazeutischen Bereich, lieber n-Punkt, ist mir nur ein Beispiel bekannt: die Zahncreme Rembrandt nämlich, die sich in den USA recht weiter Verbreitung erfreut.

Häufiger scheinen ihre Namen mir bislang herzuhalten für Lebensmittel. Ich weiß von einem Olivenöl Dante, einem Manchego Cervantes, einem Wodka Pushkin und einer Pralinenkugel Mozart.

Das von Ihnen angedachte Antidepressivum Schopenhauer ist bislang noch genauso Zukunftsmusik wie der von mir warnend heraufbeschworene VW Adorno. Doch wer weiß! Vielleicht nimmt er in eben diesem Moment auf irgendeinem Reißbrett schon Gestalt an!?

- Wem von den Forumsbesuchern sind schon vergleichbare Produkte untergekommen? Ein Shampoo Shakespeare? Ein ICE Sophokles? Eine Thermoskanne Max Planck?

Ich bitte um und danke für Hinweise!

[justine]

Auf die clevere Namensgebung des CD-brenn Programms Nero burning ROM bin ich erst kürzlich aufmerksam geworden, ausgerechnet durch die Intellektuellensendung Erkan & Stefan....

[Tischlampe]

Nero burning ROM

Nero als einen der Megastar-Leierzupfer und Olympiasieger der PostAntike hier anzuführen ist würdig & recht -
meine Fernsehapparate früher hiessen zB Goya, Rembrandt, van Gogh, und ("Wasgibtsneuesin")Krefeld - alle mit Vornamen Philips, wobei ein Herr Krefeld noch nicht mal bei Google bekannt ist.Wer weiss näheres?
Tischlampe

[Ästhetisierungstrend]

Adorno, schön und gut, aber ich möchte hier daran erinnern, dass 1903 auch John von Neumann geboren wurde, der schon mit 6 fliessend klassisches Griechisch sprach, später noch zig andere Sprachen dazulernte, bahnbrechende Arbeiten zur Mengentheorie, dynamischen Systemen, Topologie und Gruppentheorie schrieb, dazu noch wichtiges zu Quantenmechanik, der fast im Alleingang die heute in unterschiedlichsten Gebieten eingesetzte Spieltheorie entwickelte und massgeblich am Bau der Atom- und Wasserstoffbombe sowie Entwicklung des Computers beteiligt und ausserdem noch ein berüchtigter Partylöwe war und mit Fug und Recht ein Genie genannt werden darf. Er studierte zwar neben Mathematik auch Chemie, trotzdem würde ich sein Werk eher der Schönheit zurechnen und stimme deswegen auch so ab.