Schönheit contra Chemie

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Wem soll 2003 gewidmet werden?

Umfrage endete am Mi Dez 31, 2003 5:20 pm

Theodor W. Adorno - er steht ja auch im Lexikon weiter vorn!
12
41%
Justus v. Liebig - stoppt die Frankfurter Schule und alle Hessen!
4
14%
Mir! 2003 wird mein Jahr.
11
38%
John von Neumann - wegen der schönen Anzüge und Parties
2
7%
 
Insgesamt abgegebene Stimmen: 29

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HellBoy
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Beitrag von HellBoy »

Übrigens <br>
Der Mitbegründer der als „Frankfurter Schule“ berühmt gewordenen Kritischen Theorie wurde hier am 11. September 1903 geboren. Seine Geburtsstadt ehrt ihn über das Jahr hinweg mit einem umfangreichen Angebot von Veranstaltungen und Initiativen.
Der 11.September mal wieder....
Wie wird das wohl demnächst in Frankfurt begangen werden.
Adorno wird 100 und überall Amerika-Fläggchen, Ironie des Schicksals?
Kann sein, kann auch nicht sein.
Man weiss es nicht.
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Cherno Jobatey
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Beitrag von Cherno Jobatey »

Immer mehr neige ich dazu, mich der turkmenischen Nationalversammlung anzuschließen und das Jahr 2003 zum Jahr von Mutter Turkmenbaschi zu erklären, der Mutter des - wenn man dem <i>Daily Telegraph</i> von heute glauben darf - mittlerweile göttergleichen turkmenischen Führers Turkmenbaschi:
<a href="http://news.telegraph.co.uk/news/main.j ... iyaz20.xml " target="_blank" class="postlink">President hailed as prophet</a>
By Ben Aris in Moscow

The president for life of Turkmenistan, who has already had a month renamed after him and another for his late mother, was hailed as a prophet of God by his ministers yesterday to mark his 63rd birthday (...)
Theodor W. Adorno, Justus von Liebig, John von Neumann - sie alle waren gewiß geniale Köpfe; Köpfe, die jedem normalem Jahr als Schutzheilige und Schirmherren zur Ehre gereichen würden. Aber vielleicht doch nicht diesem ganz besonderen Jahr 2003 - dem Jahr, in dem <i>Saparmurat Niyazov, who prefers to be known as <a href="http://news.telegraph.co.uk/news/main.j ... turk05.xml" target="_blank" class="postlink">Turkmenbashi, or "Father of the Turkmens"</a></i>, uns die Gnade erwiesen hat, seinen 63sten Geburtstag zu feiern.<br>
Allah ist groß.<br> <br>
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Quodlibet
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Beitrag von Quodlibet »

Verehrter Mugabe,

sowohl Ihnen als auch mir scheinen die Diktatoren dieser Welt einige Bewunderung zu entlocken, aber ist dies thematisch hier richtig angesiedelt? Ein guter Diktator begnügt sich doch nicht mit lausigen 365 Tagen zu seinen Ehren, es sollten wenigstens 1000 Jahre sein, auch wenn die wegen Geschäftsaufgabe nach 12 Jahren abgelaufen sind.
Lassen Sie uns also eine "Diktatoren-Charts" ins Leben rufen. Neben dem Einfallsreichtum, Feinde zu vernichten, sollten bizarre Formen des Personenkults entscheidend für die Punktewertung sein. So hat sich Turkmenbaschi etwa ein drehendes Denkmal errichten lassen, auf das sein Antlitz immer von der Sonne beschienen sei...

Machen Sie mit?

Q.
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Cherno Jobatey
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Beitrag von Cherno Jobatey »

Adorno hat geschrieben:Gutgut, im Grunde haben Sie ja recht.
Noch so ein Mathematiker, der die Schönheit der Mathematik feiert, ist übrigens der derzeit offenbar recht <a href="http://news.ft.com/servlet/ContentServe ... 6625900922" target="_blank" class=postlink>angesagte</a> Brite <a href="http://www.maths.ox.ac.uk/~dusautoy/flash/newleft.htm" target="_blank" class=postlink>Dr. Marcus du Sautoy</a>. Aber das nur am Rande. Was ich eigentlich fragen wollte, ist: Wen wollen wir denn zum Schutzpatron des neuen, eben angebrochenen Jahres küren? Wer hat denn in diesem Jahr so alles einen runden Geburts- bzw. Todestag? Auf Anhieb wüßte ich nur <i>Tintin</i> (i.e. <i>Tim</i>, von <i>Tim und Struppi</i>) zu nennen: Vorgestern wurde er 75. Aber sonst?
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Fähmel
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Beitrag von Fähmel »

Der Meister des Grotesken

Es folgt eine kleine Biographie. Alle Kenner mögen entschuldigen.

Quelle: http://www.artelino.de/articles/salvador_dali.asp

Salvador Dali 1904-1989

Salvador Dali wird als der wichtigste Künstler des Surrealismus und als einer der grossen Meister des 20. Jahrhunderts gesehen. Zu seinen Lebzeiten wurde der Öffentlichkeit das Bild eines exzentrischen Paranoikers vermittelt. Die Persönlichkeit Dalis brachte viele Kontroversen mit sich. Auch nach seinem Tod im Jahr 1989 blieb sein Name in den Schlagzeilen. Diesmal war es aber weniger lustig. Der Kunstmarkt war über Berichte von grossen Mengen an falschen Salvador Dali Grafiken aufgeschreckt worden. Was steckt dahinter ?

Salvador Dali - das Wunderkind ohne Examen

Salvador Dali wurde als Sohn eines angesehenen Notars in der kleinen Stadt Figuera in Nordspanien geboren. Sein künstlerisches Talent kam schon sehr früh zum Vorschein und Salvador Felipe Jacinto Dali bekam im Alter von nur 10 Jahren den ersten Zeichenunterricht. Seine Kunstlehrer waren der damals bekannte spanische Impressionist Ramon Pichot und später ein Kunstprofessor der Städtischen Zeichenschule. Im Jahr 1923 kaufte Dali für seinen Sohn sogar eine Druckpresse.

Dali begann mit dem Kunststudium an der Königlichen Akademie der Künste in Madrid. Er wurde zweimal hinausgeworfen und hatte niemals ein Abschlussexamen gemacht. Salvador Dali war der Ansicht, dass er als Maler qualifizierter war als diejenigen, die ihn beurteilen sollten.

Der Maler Salvador Dali und der Surrealismus

Im Jahr 1928 ging Salvador Dali nach Paris, wo er die spanischen Maler Pablo Picasso und Joan Miro traf. Dali etablierte sich als das wichtigste Mitglied einer surrealistischen Künstlergruppe um André Breton. Breton war sowas wie der theoretische Schulmeister des Surrealismus. Jahre später wendete er sich von Dali ab und beschuldigte ihn der Unterstützung des Faschismus, exzessiver Selbstdarstellung und Geldgier.

Um das Jahr 1929 hatte Dali seinen persönlichen Stil gefunden, der ihn berühmt machen sollte - die Welt des Unterbewusstseins, die während unserer Träume zurückgeholt wird. Die Theorie des Surrealismus fusst auf den Theorien des Psychologen Dr. Sigmund Freud. Bilder von brennenden Giraffen und schmelzenden Uhren wurden Dalis Erkennungszeichen. Sein grosses technisches Können erlaubte es ihm, seine Bilder in beinahe photorealistischem Stil zu malen. Wenn wundert es, dass Dali ein grosser Bewunderer des italienischen Renaissance Malers Raphael war.

Salvador Dali und Gala

Die Bekanntschaft mit Gala war wohl das wichtigste Ereignis in Dalis Leben und entscheidend für seine weitere Karriere. Sie war eine russische Immigrantin und 10 Jahre älter als Dali. Als er sie kennenlernte war sie mit Paul Eluard verheiratet.

Gala entschloss sich bei Salvador Dali zu bleiben und wurde seine Lebensgefährtin, Sexualpartner, Modell und sein Manager. Er vergötterte sie und sie war für ihn ein stabilisierender Faktor. Und sie managte seinen Erfolg in unzähligen Ausstellungen in den 30er Jahren in Europa und den USA.

Gala wurde von ihrem Ehemann im Jahr 1932 offiziell geschieden. Im Jahr 1934 heirateten Dali und Gala vor dem zivilen Standesamt und im Jahr 1958 auch kirchlich nachdem Galas Ex-Ehemann im Jahr 1952 gestorben war. Ab 1965 sah man die beiden nur noch selten zusammen. Aber Gala kümmerte sich weiter um die geschäftlichen Angelegenheiten von Dali.

Dali in den U.S.A.

Im Jahr 1933 hatte Salvador Dali seine erste Einzelausstellung in New York. Ein Jahr später besucht er zum ersten mal die USA mit Hilfe eines Darlehens von 500 Dollar, das ihm Picasso gegeben hatte. Um den Wirren des zweiten Weltkriegs in Europa zu entgehen, entschloss sich Dali im Jahr 1940 dauerhaft in den USA zu bleiben. Dort hatte er eine Reihe spetakulärer Ausstellungen, unter anderem eine grosse Retrospektive am Museum of Modern Art in New York.

Ausser dass er eine Reihe grossartiger Gemälde schuf, war Dali damit beschäftigt, die Aufmerksamkeit der Medien auf sich zu ziehen indem er die Rolle des surrealistischen Clowns spielte. Er verdiente eine Menge Geld dabei und André Breton nannte ihn verächtlich Avida Dollars (gierig nach Dollars).

Salvador Dali wurde der Liebling der amerikanischen High Society. Berühmtheiten wie Jack Warner oder Helena Rubinstein liessen sich von ihm portraitieren. Ausser Malen liess er sich noch auf eine Menge anderer Aktivitäten ein. Für Coco Chanel machte er Modeentwürfe und mit Alfred Hitchcock einen Film.

Die klassische Periode

Im Jahr 1948 kehrten Dali and Gala nach Europa zurück. Die meiste Zeit verbrachten sie entweder in ihrem Haus in Lligat in Spanien oder in Paris oder in New York. Dali entwickelte ein Interesse an Wissenschaft, Religion und Geschichte. Er integrierte Dinge in seine Kunstwerke, die er von populären Wissenschaftsmagazinen aufgeschnappt hatte. Eine andere Quelle der Inspiration wurden die grossen klassischen Meister wie Raphael, Vélasquez oder der französische Maler Ingres. Dali kommentierte seinen Stilwechsel mit den Worten: "Für immer ein Surrealist zu bleiben ist wie wenn man sein ganzes Leben nur Augen und Nasen malt."

Im Jahr 1958 begann Dali die Serie seiner grossformatigen Gemälde mit geschichtlichen Themen. Er malte ein solches Monumentalgemälde pro Jahr - jeweils in den Sommermonaten in Lligat. Das berühmteste, die Die Entdeckung Amerikas durch Christoph Columbus hängt im Dali Museum in St.Petersburg in Florida.

Salvador Dali stirbt in seinem eigenen Museum

Salvador Dali ist der einzige bekannte Künstler, für den es bereits zu Lebzeiten zwei Museen gab, die ausschliesslich seinen Werken gewidmet waren.

Das Dali Museum in St. Petersburg in Florida/U.S.A.

Das Dali Museum in St. Petersburg in Florida wurde im Jahr 1971 von dem Dali Sammler A. Reynolds Morse und seiner Frau Eleanor gegründet. Die Sammlung wurde zuerst in einem Gebäude in der Nähe ihrer Residenz in Cleveland/Ohio ausgestellt. Im Jahr 1982 zog das Museum nach St. Petersburg in Florida um. Es beherbergt 95 Ölgemälde einschliesslich 6 der insgesamt 18 grossformatigen Historiengemälde Dalis.
Dali Museum-Theater in Dalis Heimatstadt Figueres, Spanien
Das Museum war das frühere Theater der kleinen Gemeinde von Figueres. Im Jahr 1918 war dort seine erste Ausstellung zu sehen. Dali war damals 14 Jahre alt.
Seit 1970 arbeitete Dali daran das ehemalige Theater in sein Museum zu verwandeln. Im Jahr 1974 wurde das Theatro Museo Dali offiziell eröffnet.

Im Jahr 1980 musste Dali sich erzwungenermassen aufs Altenteil zurück ziehen. Er litt an Muskelatrophie. Das damit verbundene ständige Zittern seiner Hände machten es ihm unmöglich noch länger einen Pinsel zu halten. Diese erzwungene Inaktivität und die Nachricht von Galas Tod im Jahr 1982 liessen Dali in tiefe Depressionen verfallen.

Nach Galas Tod zog er nach Pubol, einem Schloss, das er für Gala gekauft und dekoriert hatte. Im Jahr 1984 brach dort ein Feuer aus als Dali im Bett lag. Er erlitt schwere Verbrennungen. Zwei Jahre später musste ihm ein Herzschrittmacher eingepflanzt werden.

Gegen Ende seines Lebens lebte Dali in dem Turm seine eigenen Museums wo er am 23. Januar 1989 an Herzversagen starb.

Dalis Persönlichkeit

Dali arbeitete hart an seinem Image eines exzentrischen und paranoiden Genies. Vermutlich war das nicht mehr als sein Weg sich zu vermarkten nach dem Motto: "Es zählt nicht was man macht, Hauptsache man steht in den Schlagzeilen."

Im Jahr 1949 veröffentlichte seine Schwester Ana Maria ein Buch über ihren Bruder, Dali as Seen by His Sister, in dem sie seine Jugend als sehr normal und glücklich beschrieb. Dali war ausser sich vor Wut - und typisch für Dali - schuf eine Gemälde, das man nur als bösartige Rache an seiner Schwester bezeichnen kann - voll bespickt mit sexuellen Obszönitäten und Gemeinheiten.

In einem Interview mit einem Nachrichtenmagazin aus dem Jahr 2000, beschreibt Robert Descharnes, Dalis langjähriger Sekretär, den Künstler als ziemlich normalen Menschen.

Bilder: http://www.dali-gallery.com/html/paintings.htm

Die wohl bekanntesten:

Solitude - Anthropomorphic Echo, 1935

Bild

Geopoliticus Child Watching the Birth of the New Man, 1943

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The Enigma of Desire: My Mother, My Mother, My Mother, 1929

This great composition, among the first works of the Surrealist period, is one of the most important. Dalн painted The Enigma of Desire in Figueras just as he was finishing The Lugubrious Game.
"I did it at the same time as The Great Masturbator", he relatess "immediately after summer. My aunt had a large dressmaking workroom and it was there that I did all these pictures. The Great Masturbator was taken from a chromo that I had which depicted a woman smelling a lily. Naturally the face is mixed with memories of Cadaquйs, of summer, of the rocks of Cape Creus." The Enigma of Desire was the first work sold by the Goemans Gallery during Dalн's first one-man exhibition there in 1929; the Viscount of Noailles bought it together with The Lugubrious Game. Just as he was painting this canvas, Dalн found a religious chromolithograph on which he wrote, "Sometimes I spit with pleasure on my mother's portrait," commenting that what he did then "had a quite pschoanalytical explanation, since one can perfectly well love one's mother and still dream that one spits upon her, and even more, in many religions, expectoration is a sign of veneration; now go and try to make people understand that!"
In the baroque appendage that elongates the visage, we recognize the geological structures of the rocks of the region near Cape Creus eroded by the wind, mixed with the fantastic architecture of Antonio Gaudi, "that gothic Mediterranean," whose work Dalн had seen as a child in Barcelona.
The second part of the title, My Mother, My Mother, My Mother, was inspired by one of Tristan Tzara's poems, "The Great Lament of My Darkness," which appeared in 1917. Dalн considers The Enigma of Desire to be one of his ten most important paintings. The little group on the left depicts Dalн himself embracing his father, with a fish, a grasshopper, a dagger, and a lion's head.

Bild

Da sagt der Kofi Annan: Herrlich crazy. Gekauft! Ich zahle in Jetons.
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Barschel
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Beitrag von Barschel »

Ein Link zu den Quellen hätte wohl genügt, Mr. Fähmel.

Aber ich habe ja eh nichts Substantielles zum Thema beizutragen, schlenderte nur eben auf meiner "Neue Beiträge"-Patroullie durch's Forum und dachte im ersten Moment, ui, da hat sich einer mit seinem Beitrag aber Mühe gemacht.
Ich gebe Ihnen mein Ehrenwort.
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lenin
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Adorno im Hundeklo

Beitrag von lenin »

gute Idee, Herr Jobatey, diesen Strang zu reanimieren.

Bevor sie hier in die Diskussion über das Maskottchen 2004 einsteigen, noch ein kurzer Rückblick auf das Adorno-Jahr in Herrn Wiesengrunds Heimatstadt. Der Veranstaltungen gab es viele:
den offiziellen Empfang der Universität mit merkwürdig unpassenden Festrednern und einem lautstarken, trillerpfeifenden Studentenprotest. Irgendwie unwürdig von beiden Seiten.
Diverse Vortrags- und Diskussionsreihen z.B. im Jüdischen Museum, wo sich wohlhabende wir-wären-so-gerne-Bildungsbürger in schrecklich affektiertem und von der Wortmelodie durchaus an den Meister himself erinnerndem Sprachgestus gegenseitig vorrechneten, wer denn nun mehr und die richtigen Adornobücher gelesen habe.
Kunstausstellungen, die wenig bis gar nichts mit Teddy zu tun hatten, sich aber, den Anlass ausschlachtend, gewinnbringend mit seinem Namen schmückten (man stelle irgendetwas aus und male zusätzlich ein paar zusammenhangslose Adorno-Zitate an die Gemäuer).
Überraschenderweise befand sich die interessanteste Ausstellung im eher FamilienmitplärrendenBälgernmäßigen Historischen Museum. Dort gab es einige biographische Neuigkeiten zu entdecken, und vor allem viele wunderschöne Tondokumente. U.a. ein Ausschnitt aus einem HR-2-Interview aus den 50ern, in dem Adorno von seiner ersten Begegnung mit Alban Berg Bericht erstattet. Das schlägt wirklich jedes Max Goldt Hörspiel um Längen. Bei allem Respekt - aber hier wird paradigmatisch das Wort Realsatire definiert, und wir durften die ein oder andere Freudenträne verdrücken.
Das intellektuelle Highlight dürfte meine Examensprüfung zum Thema 'jüdischer Messianismus und der Begriff der Versöhnung bei Adorno' gewesen sein. Über diesen Vortrag war aber erstaunlich wenig in der Presse zu lesen. Schade. Na ja, wenigstens bekommt man als Fachmann auf diesem Gebiet bekanntlich gutbezahlte Jobs und geile Weiber galore...
Einen Tag vor seinem Geburtstag bekommt der Vordenker der 'Frankfurter Schule' ein Denkmal gesetzt
Der von Schickelhube erwähnte Theodor-W.-Adorno-Platz mit dem besagten Denkmal ist eine dieser stadttypischen Mini-Grünflächen, deren einzige Funktion die eines Stadtteilhundeklos ist. Ein durch und durch ekelerregender Ort. Zudem wurde der Glaskasten an einer Seite bereits eingeschlagen, und die Grundfläche wird durch die selbe Art sinn- und lieblos collagierter Textfragmente geziert wie oben erwähnte Trittbrettfahrer-Ausstellungen. Ein Ort jedenfalls, von dem man betet, dass er niemals nach einem selbst benannt werden möge. Nun könnte man in Abwandlung eines Beck-Zitats höhnen: "This man has been placed to his appropriate place in history." Aber das hat der arme Kerl wirklich nicht verdient.
Bild
I don't use poetry, art or music to get into girls' pants,
I use it to get into their heads.
tranquilizer

Beitrag von tranquilizer »

Vergessen wir bitte nicht den kopernikanischen Wendehals Immanuel Kant, der unter anderem zeigte, dass synthetische Urteile a priori möglich sind. Er starb 1804 in Königsberg... RIP
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