Aktion PRO SUHRKAMP

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Adorno
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Aktion PRO SUHRKAMP

Beitrag von Adorno »

Der spetakuläre Tod von Altverleger Siegfried Unseld hat ein tiefes Loch in den Kulturhorizont unserer jungen Berliner Republik gerissen. Fraglich, ob die altehrwürdige Tradition der Suhrkampkultur unter neuer Leitung (Ulla Berkewiczcs) überhaupt noch lebensfähig ist. Viele Autoren sind verwirrt, wissen nicht wohin mit den ganzen feinsinnigen Romanen, wohltemperierten Essays, scharfzüngigen Aufsätzen. Der Kulturbetrieb ächzt unter dem Verlust.

Ich rufe die SuperLupo-Leser auf, dem drohenden Verfall entgegenzuwirken. Was Ulla Berczewikczs jetzt braucht, ist ein neues, dickes Superquatschbuch, das schwarze Zahlen schreibt. Am besten einen Roman, so im Stil von Handkes "Niemandsbucht". Wenn wir jetzt alle zusammenhelfen, haben wir die 600 Seiten im Nu zusammen. Das Motto lautet "Schreibt Suhrkamp gesund!"

Ich hab schon eine hübsche Einleitung zusammen.

"An diesem lauen Septembermorgen des Jahres 19xx war die sonst so mildaromatische Luft der altehrwürdigen Hansestadt erfüllt von ungewohnt miasmatischen Ausdünstungen. Die Quelle war von der ebenso scharfsinnigen wie geruchsempfindlichen Bevölkerung rasch ausgemacht: es war..."
Tischlampe
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Beitrag von Tischlampe »

...Uwe Seeler, jedenfalls das, was nach seinem seit 3 Wochen vollendetem Dasein übrig war in diesem Hier und Jetzt , welches er mittlerweile freilich als Dort und Damals empfände, wäre er zu einer solch scharfsinnigen Assoziation, bedürfend des eigenen Bewußtseins, dem uns allen so bekannten, gleichwohl unbekannten und ins unendlich Transzendentale mäandernden und manchmal auch in ein maccaronisches "totschlago vos sofortissime, nisi vos benehmitis bene" in der Tradition Heraklit-Herakles-Münchhausenschen mündendes Ich-weiss-nicht-was in den letzten Jahren seiner letztlich doch nutzlosen Präsenz fähig gewesen oder in seinem jetzigen, immerhin allerlei niedrigen und niedrigsten Kreaturen und LEbensformen doch noch dienlichen, Nahrung spendenden, wenn auch für den Betrachter eher nauseatischen denn hanseatischen Rest-(Ver-)Wesen-heit des vor allem aber sensuell unmöglich ignorierbaren, in menschlichen Maßstäben derangierten Zustand, durch eine vorangegangene Metamorphose oder Reinkarnation oder dem Aufgehen in den alldurchfließenden Universaläther in diese Lage gesetzt worden.
Er lag bestialisch stinkend in der ehemaligen Ehrenloge der zuletzt in "Nullhundertneunzig-Arena" umgetauften Ruine im Herzen des Hamburger Volksparkes...
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hessen-wohin
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Beitrag von hessen-wohin »

...und wenn ihn niemand gefunden hat etc.

Ich glaube weniger, dass Suhrkamp jetzt ein dickes Superquatschbuch braucht, sondern eher ein Werk, das in Zeiten der medialen Inszenierungen und der allgemeinen Beliebigkeit ein radikales Zeichen setzt, ein Buch, das den Kulturbetrieb in seinem Selbstverständnis auf fundamentalste Art und Weise erschüttert, ein Buch, das die Feuilletons vor Ehrfurcht erstarren lässt: ein Buch mit 600 leeren Seiten.
Das ultimative Buch, mit dem alles und nichrts gesagt wird, das alle anderen Bücher überflüssig macht, buchgewordene Metaphysik! Das hätte dem guten Unseld sicher gefallen.
Adorno
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Beitrag von Adorno »

Verschonen Sie mich mit ihren lächerlichen Talmud-Anspielungen. Sie haben meinen wunderschönen Schreibwettbewerb vernichtet. Gerade erblühte mit Tischlampe ein hoffnungsvolles junges Talent zukünftiger Belletristik unter meinen Fittichen, doch ach...!
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Quodlibet
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Beitrag von Quodlibet »

Sehr schön, verehrter Adorno,
die Idee, einen interaktiven Romanstrang im Forum zu eröffnen, wurde schon einmal im Chat diskutiert (ich glaube Herr Shaft war dabei).
Auch wenn ich mit dem etwas anrüchigen Beginn wenig anfangen kann, werde ich mich gern beteiligen, nur sollten wir eine wenigstens grobe Richtlinie abstimmen: Neoesotherik, phylosophische Gesellschaftskritik, Schelmenstück, Thriller/Kriminalroman...

Gespannt

Q.
Adorno
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Beitrag von Adorno »

Ah. Der Rückhalt, den ich brauche.

Über Gattungsprobleme mache ich mir keine Sorgen. Mit "Superquatschbuch" ist das Genre m. E. suhrkamp-adäquat eingegrenzt.


Ich mach mal zur Vorsicht weiter.

"..., umringt von einer Schar lüsterner Bildreporter. Harry Rowohlt, dessen feine, wenn auch ungeschlachte Rübezahlnase ihn als ersten zum Ort des solcherart monströs Entwesten geführt hatte, schloß gerade die Beweisaufnahme ab. Seine schwieligen Übersetzerfinger strichen verspielt einen Frühstücksrest aus dem pubeszenten Flor seines Rauschebarts, als er mit vorwitzig geblähten Nüstern in die Mikrophone diktierte: 'Todesursache: ..."
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Quodlibet
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Beitrag von Quodlibet »

... ist eindeutig! Organisiertes Erbrechen!" Was keiner wußte: Der filzige Alte hatte sich längst die Rechte an Seelers autobiographischem Essay gesichert, inklusive aller Zweitverwertungsrechte, doch zuvor war in Peru...
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