(Lese-/Kaufempfehlung: "Black Stories" aus dem moses-Verlag)
Das Jahr neigt sich stetig und behende gen Ende, Aldi hat in einigen seiner Filialen schon Nikoläuse 'n' Christstollen wieder ins Programm genommen und hyperasthenische Personen begrüßen bereits ihren ersten Schnupfen. Mit anderen Worten: Die Weihnachtsvorbereitungen laufen allmählich an, oder, mit anderen Worten: Pflichtbeflissene Bürger beginnen sich langsam über wohlfeile Präsente für ihre Lieben zu beraten, oder auch: die ersten Kleinschwärme Akutverliebter flattern in juvenil-konsumistischer Unrast durch die Passagen unserer urbanen Einkaufsparadiese - Vögeln gleich! - um schon mal "ein Auge" auf etwas "Passendes" für "den Mäuserich/die Knuspermaus" zu "werfen". In dieser Situation heißt es für den Routinier: Haltung & Ruhe bewahren, keine Hektik, denn es gibt bereits das definitive Geschenk dieser Saison: die "Black Stories", ein rabenschwarzes Kartenspiel für jugendliche und erwachsene Freunde gehobener Spannung. Mit den "Black Stories" hat der "moses-Verlag" wohl ultimativ den Krimi-Vogel abgeschossen: es vereint ein literarisches Kartenspiel mit anspruchsvollen Kürzestgeschichten und kniffligen Rätseln. Und das alles hat dazu noch Niveau, Plausibilität und entbehrt zu keinem Zeitpunkt jeglichen gesunden Menschenverstandes. Und alles auch noch rechtzeitig zur Buchmesse - damit kann sich der Lese- und Spielmob nun getrost den alljährlichen Marsch durch die Hallen sparen!
Bevor wir nun die "Black Stories" selber zu Wort kommen lassen wollen, nur noch soviel: drei Karten befanden sich als Goodies/Werbegimmicks im Beilagenteil einer Zeitschrift, die ich in unseren Papiermüllcontainer gefunden hatte, und keines der drei Rätsel konnte von mir gelöst werden (Doofheit/Alter). Es ist ausserdem immer wieder toll zu wissen, daß es auch noch im pathogenen spätkapitalistischen Produktionsterror Unternehmen und Autoren gibt, die ihre potentiellen (jugendlichen und erwachsenen) Kunden nicht für dumm/debil/dement/bekifft verkaufen und sich hohe Eigenstandards bezüglich ihrer feilgeworfenen Waren setzen:
Ganz wunderbar sind nun die drei Kriminalfälle mit den dazugehörigen "Auflösungen/Stories". Ihnen ist - vielleicht bis auf die Frage, welche Drogen der Verfasser genommen hatte bevor er auf den Kopf fiel - rein gar nichts mehr hinzuzufügen:Black Stories hat geschrieben:SPIELANLEITUNG: "black stories: 31 Verbrechen, 49 Leichen, 11 Mörder, 12 Selbstmörder und eine tödliche Mahlzeit. Wie konnte das geschehen? Black Stories sind knifflige, morbide, rabenschwarze Rätsel-Geschichten. Löse die Rätsel! Durch Fragen, Raten und Tüfteln wird der Tathergang Stück für Stück rekonstruiert - allein oder mit mehreren. Ein gruseliger Ratespaß, der auf keiner Party mehr fehlen darf und dich sicher auch hoffnungslos in seinen Bann ziehen wird! Am meisten Spaß macht es, Black Stories zusammen mit Freunden zu knacken. Einer, der Gebieter, nimmt eine Karte aus dem Stapel, liest das Ereignis vor und fragt:"WARUM WOHL?". Auf der Rückseite der Karte findet der Gebieter die Antwort, die er natürlich für sich behält. Das Ratevolk muss alle Fragen so formulieren, dass der Gebieter mit "ja" oder "nein" antworten kann. Mit Geschick und Ausdauer nähert es sich so langsam der Antwort. Natürlich kommt es immer wieder vor, dass das Ratevolk völlig im Dunkeln tappt und manchmal macht es ja auch Spaß, die anderen zappeln zu lassen. Ein milde gestimmter Gebieter wird darauf hinweisen, falls eine Frage nichts zur Sache tut. Der Gebieter hat immer Recht"
Black Stories hat geschrieben:Fall: DIE ÄLTERE FRAU: "Weil ein Mann kaute, wurde eine ältere Dame bestraft. Was ist passiert?"
Auflösung: "Der dunkelhäutige Mann nahm in der Straßenbahn gegenüber der älteren Dame Platz. Diese beschimpfte ihn während der ganzen Fahrt als stinkenden Ausländer. Der Mann blieb völlig ruhig. Kurz bevor ein Kontrolleur zu der älteren Dame kam, entriss der dunkelhäutige Mann ihren fahrschein, steckte ihn in den Mund, kaute und verschluckte ihn. Da keiner der Mitfahrer ihre absurde Geschichte bestätigen wollte, musste sie 60 Euro wegen Schwarzfahrens bezahlen"
Fall: DAS SPEZIALITÄTENRESTAURANT: "Ein Mädchen bestellte sich in einem Spezialitätenrestaurant ein Leguan-Steak. Nach dem ersten Bissen stand sie auf und warf sich vor einen vorbeifahrenden LKW"
Auflösung: "Das Mädchen hatte ein großes Schiffsunglück überlebt und war an eine Insel gespült worden. Schwer verletzt wurde sie von den anderen Überlebenden mit Wasser und Fleisch versorgt. Auf ihre Nachfragen, woher das ganze Fleisch komme, sagten ihr die anderen, dass sie zwei große Leguane erlegt hätten. Als die Schiffbrüchigen endlich gefunden wurden, war alle Qual vergessen. Bis zu dem Tag, an dem das Mädchen in besagtes Spezialrestaurant ging, um noch einmal (ihren "Lebensretter") Leguan zu essen. Nach dem ersten Bissen wurde ihr klar, dass es kein Leguanfleisch war, das sie gegessen hatte, sondern das Fleisch der an Land gespülten Leichen"
Fall: DIE EINARMIGEN: "Ein Mann packte einen abgetrennten Arm in ein Paket und verschickte es. Das Paket kam bei drei einarmigen Männern an, welche den Inhalt zufrieden ins Meer warfen"
Auflösung: "Vor langer Zeit trieben vier Männer gemeinsam in aussichtsloser Lage auf einem Baumstamm übers Meer. Ihr Schiff war gekentert. Da sie nichts zu essen hatten, vereinbarten sie, dass jeder einen Arm opfern müsse. Bevor der vierte an der Reihe war, wurden sie gerettet. Die drei erinnerten den Vierten später an sein Versprechen und forderten einen seiner Arme. Da er in großer Entfernung zu ihnen lebte, dachte er nicht daran, sein Versprechen zu halten, gab eine Anzeige auf und bot demjenigen, der ihm seinen Arm abtreten würde, eine Million Euro. Schon bald fand sich ein Freiwilliger"