Rechtschreibreform

Hauptforum - die Lobby eben.
Antworten
Benutzeravatar
katchoo
Beiträge: 214
Registriert: Fr Okt 03, 2003 9:47 am

Beitrag von katchoo »

Verkatert hat geschrieben:Spájz
Das hätte ich jetzt für "Spice" gehalten. Aber ich weiß ja nicht, wie ein "á" im Ungarischen ausgesprochen wird. Außerdem sollte man meinen, daß gerade die Ungarn genügend eigene Wörter dafür hätten.

Eins der Wörter kam mir doch sehr bekannt vor, weil ich's aus dem hiesigen Dialekt seit meiner Kindheit kenne und später doch überrascht war, wie das tatsächlich geschrieben wird. Bis dahin hätte ich das wohl etwa so geschrieben: "Schäßlong" (Aussprache hier mit sehr kurzen Vokalen). Aus dieser Reihe gibt's in meinem Heimatkaff noch "Droddoahr" und "Schossie" (im Nachbardorf "Schussie"). Begrüßt wird sich geringfügig weiter nördlich immer noch häufig mit "Schuhr" ("Schuur"?).
Benutzeravatar
merz
Beiträge: 73
Registriert: Mi Sep 01, 2004 1:14 pm

Beitrag von merz »

katchoo hat geschrieben:Aber ich weiß ja nicht, wie ein "á" im Ungarischen ausgesprochen wird.
Fast genauso wie im Deutschen - nur ein wenig länger.

Was das Wort heißen mag, weiß ich aber auch nicht - vielleicht die (im Süden wohl übliche Bezeichnung für die) Speis(-ekammer)? Das stimmhafte z am Ende weist auf soetwas hin.
Wichte sind wichtig.
Benutzeravatar
Verkatert
Wussow-Todesengel 2005
Beiträge: 728
Registriert: Mi Sep 24, 2003 5:01 pm
Wohnort: A3

Beitrag von Verkatert »

Ding-ding, der Prájz (eigene Schöpfung) geht an Herrn merz. Der Rest wurde richtig übersetzt, bis auf Dajer, was schlichtweg Dauerwelle bedeutet. Seit gestern grüble ich übrigens, was ich hier noch hinzufügen könnte, denn es gibt noch ganz bestimmt dutzende beispiele, allerdings faellt mir gerade keines ein. Bis auf das auch schon mal in Deutschland gesichtete "Büfé". Ich persönlich vertrete übrigens die Meinung, dass man Fremdwörter weitestgehend originalgetreu schreiben sollte, alles andere finde ich einfach graesslich.
A propos, für die Franzosen unter uns: Was bedeutet le vasistas nochmal? Erker oder so?
Einen schönen Gruss uas der gefaehrlichen Welt des Halbwissens,
verkatert
Dürer? Hab ich nie gelesen.
Benutzeravatar
merz
Beiträge: 73
Registriert: Mi Sep 01, 2004 1:14 pm

Beitrag von merz »

Ein "vasistas" ist ein Kippfenster im Dach oder ein kleineres Kippfensterfenster, das in Türen oder anderen Fenstern angebracht ist (z. B. auch in Zügen). Und hat dazu - worauf Sie wohl anspielen - eine sehr unterhaltsame Etymologie.
Die Trennung ist übrigens va-sis-tas, da bleibt also gar nichts mehr vom Ursprung übrig.

"Schöne" Beispiele für angepaßte Schreibweisen könnte ich aus anderen Sprachen bringen (z. B. der lettische šķiņķis, dessen Endung -is allerdings lettisch ist), aber ich denke, daß das wohl zu weit vom eigentlichen Thema abschweift - oder nicht?
Wichte sind wichtig.
Benutzeravatar
Louis Antoine Saint-Just
Beiträge: 209
Registriert: Do Mai 27, 2004 1:17 pm
Wohnort: Wohlfahrtsausschuß

Beitrag von Louis Antoine Saint-Just »

merz hat geschrieben:"Schöne" Beispiele für angepaßte Schreibweisen könnte ich aus anderen Sprachen bringen (z. B. der lettische šķiņķis, dessen Endung -is allerdings lettisch ist), aber ich denke, daß das wohl zu weit vom eigentlichen Thema abschweift - oder nicht?
Gerade Lettisch ist ein sehr schönes Beispiel, Herr Merz, da die Letten auch ausländische Eigennamen gnadenlos lettonisieren (oder wie man diesen Vorgang auch bezeichnen mag), so daß einen von der L'Oréal-Werbung in der Kaļķu iela eine Dame namens "Letīcija Kasta" anschaut und der Fausts von einem Herren namens Johans Volfgangs Gēte geschrieben wurde.

Etwas unsicher über den eigenen Namen:
Ludvigs Antons Sentjusts
Stiere kennen kein Erbarmen / besonders nicht auf Schönheitsfarmen (Weltalltag-Man)
Benutzeravatar
merz
Beiträge: 73
Registriert: Mi Sep 01, 2004 1:14 pm

Beitrag von merz »

In der Regel wird die Aussprache der Namen annähernd beibehalten und kein Wert auf Etymologische Namensähnlichkeiten (Louis - Ludwig etc.) gelegt, darum tippe ich bei Ihrem Namen eher auf "Lūiss Antuans Senžists".
Als ich einmal nach dem kleinen Prinzen auf Lettisch suchte, mußte ich feststellen, daß der Autor dort wirklich "Antuans de Sent-Ekziperī" geschrieben wurde.
Wichte sind wichtig.
Domstadt
Beiträge: 8
Registriert: Mo Dez 13, 2004 12:15 pm

Baby, Behbi, Bahbi

Beitrag von Domstadt »

@merz
Guten Morgen!
Doch doch, das "Baby"-Beispiel ist schon recht gut gewählt. Die Aussprache [be:bi] zeigt nämlich gerade, daß Schrift- und Lautbild nicht im deutschen Sprachsinne deckungsgleich sind. Ob das "a" in "Baby" von Deutschen als "ay", "ey" oder "eh" ausgesprochen wird, ist dabei egal; jedenfalls wird es nicht als "a" gesprochen – "Bahbie" sagt nun wirklich niemand. Daher -> Fremdwort, nicht Lehnwort. Vom Y ganz zu schweigen ...
(alles natürlich nur meine Ansicht bzw. nach meinen Erkenntnissen die vorherrschende Meinung der Lehre & Forschung.)

Beste Grüße,
D.

PS:
(Ohne zu recherchieren, ob es einen Thread für gelungenen sog. Kindermund in Sachen sprachlicher Transferenzen gibt: Am Wochenende habe ich mich sehr amüsiert, als eine Geburtstagsbagage "Happy Birthday" anstimmte, und ein mitsingender Dreikäsehoch lauthals die Variante krähte: "Happy Birthday Ju-huu, "Happy Birthday Ju-huu ..." Diese Textvariante fand ich sehr gelungen.)
Benutzeravatar
Verkatert
Wussow-Todesengel 2005
Beiträge: 728
Registriert: Mi Sep 24, 2003 5:01 pm
Wohnort: A3

Beitrag von Verkatert »

Eine kleine Ergänzung zu scheusslichen Hungarismen (falls hier die Meinung vorherrschen sollte, dass das nicht hierhergehört und sowieso niemanden interessiert, sagen sie es mir bitte. Ansonsten erlaube ich mir, diese kleinen thematischen Abweichungen seriell fortzuführen, sobald ich denn neue entdecke):

- szilvuplé
- fájl
Dürer? Hab ich nie gelesen.
Gast

Beitrag von Gast »

Ob Ihre Beispiele hier hingehören, kann und will ich nicht beurteilen. Interessiert an ihnen bin ich aber allemal. Verraten Sie mir, ob es sich um "S'il vous plait/plaît (?)" und "File" handelt?

Immer Ihr
Herr Rucktäschel
Benutzeravatar
merz
Beiträge: 73
Registriert: Mi Sep 01, 2004 1:14 pm

Re: Baby, Behbi, Bahbi

Beitrag von merz »

Domstadt hat geschrieben:Die Aussprache [be:bi] zeigt nämlich gerade, daß Schrift- und Lautbild nicht im deutschen Sprachsinne deckungsgleich sind. [...] Daher -> Fremdwort, nicht Lehnwort. Vom Y ganz zu schweigen ...
(alles natürlich nur meine Ansicht bzw. nach meinen Erkenntnissen die vorherrschende Meinung der Lehre & Forschung.)
Hm!
Das ist ein interessanter Punkt, so habe ich gar nicht betrachtet. Für mich galt bisher immer "ein Wort ist nur so lange Fremdwort, wie es die ursprüngliche Lautung behält" - denn ein Anpassen der Lautung geht ja - auch wenn der Laut nicht dem Buchstaben entspricht - immer in Richtung der entlehnenden Sprache, weil z. B. ein Diphthong (hier [ei]) in dieser nicht so oft vorkommt und daher z. B. als langer Monophthong gesprochen wird (hier [e:]) (vgl. auch <mail> [meil] > [me:l]). Die Assimilierung der Lautung geht ja viel schneller vonstatten als die der Schreibung, und wenn man ein Wort entlehnt, geschieht das ja vor allem über gesprochene Sprache.

Niemand käme ja auf die Idee, das Wort nun so zu sprechen, wie man es schreibt, vielmehr schreibt man (irgendwann) möglichst so, wie man spricht.

Die Schreibung orientiert sich (wenn das Wort eingebürgert wurde möglicherweise) an der (assimilierten) Aussprache des entlehnten Wortes, wie z. B. bei <affaire> > <Affäre> (das französische, offenere <ai> wird im Deutschen wie ein langes <ä> gesprochen und schließlich auch so geschrieben, das abschließende <e> wird im Deutschen gesprochen und bleibt daher auch in der Schreibung erhalten; im Englischen wird das <e> nicht gesprochen, dafür haben die Englischsprecher eine dem Französischen ähnliche (weil entlehnte) <ai>-Lautung, daher wurde es dort natürlich zu <affair>). Vielleicht wird das Baby in ein paar Jahrzehnten zu einem Bebi geworden sein.
Wichte sind wichtig.
Domstadt
Beiträge: 8
Registriert: Mo Dez 13, 2004 12:15 pm

Beitrag von Domstadt »

... "und wenn man ein Wort entlehnt, geschieht das ja vor allem über gesprochene Sprache. Niemand käme ja auf die Idee, das Wort nun so zu sprechen, wie man es schreibt, vielmehr schreibt man (irgendwann) möglichst so, wie man spricht. "

Sind Sie sicher? Mir fällt spontan das "Corned Beef" ein, das immer noch gerne "kornett" ausgesprochen wird, zumindest von älteren Menschen.
Oder "Sunkist", sprich: Suhnkist, nicht etwa sun-kissed ...
Ganz obskur wird's beim Cadillac und der Sour Cream, die gern auch mal in der Aussprache französisiert werden (Kädiejäck resp. Suhr Krehm).

Ich meine, der Prozeß verläuft mal so, mal so.
Gruß,
D.
Benutzeravatar
Verkatert
Wussow-Todesengel 2005
Beiträge: 728
Registriert: Mi Sep 24, 2003 5:01 pm
Wohnort: A3

Beitrag von Verkatert »

Sehr richtig, Herr Rucktaeschl.
Mein gestriger Fund dürfte nicht schwer zu erraten sein, Ihnen aber umso größere Schmerzen bereiten:
"Dzsessz-Klub"

mit Grausen ab

verkatert
Dürer? Hab ich nie gelesen.
Benutzeravatar
MMC
Beiträge: 1613
Registriert: So Apr 25, 2004 2:25 am
Wohnort: MMCanien
Kontaktdaten:

Beitrag von MMC »

Der Strang schweift ja nun doch etwas von Thema "Rechtschreibreform" in interessanter Weise ab, ansonsten kann ich Frl. Verkaterts Beobachtungen auch in aenlicher Weise fuer das Kroatische bestaetigen.

Unabhaengig davon, moechte ich ein englisches Aussprachbeispiel nennen, das fuer Frankophile eine absolute Scheusslichkeit darstellen muss: Der nette und pittoreske Ort Beaulieu, der seinem Namen (frz. beau = schoen, lieu=Ort) tatsaechlich alle Ehre macht wird von den Einheimischen (gemeint sind alle Englaender) ca. so ausgesprochen: [bi:owlæ]. Ich finde das schlimm.

(Ich bin kein Experte in Lautschrift, habe aber versucht mich an dieser Tafel zu orientieren, die ich per google auf die Schnelle gefunden habe.
Benutzeravatar
Barschel
Wussow Blockwart
Beiträge: 1169
Registriert: Mi Mai 22, 2002 1:58 pm
Wohnort: Hotel Beau-Rivage, Genf
Kontaktdaten:

Beitrag von Barschel »

Herr MMC und alle anderen, die das auch schon immer mal können wollten:

Hier kann man phonetic transcription üben. Sowohl in die eine als auch in die andere Richtung, wenn Sie verstehen, was ich meine.

Findet das fast schon sacrilegious:

B.
Ich gebe Ihnen mein Ehrenwort.
Benutzeravatar
Danny
Beiträge: 195
Registriert: Mi Okt 29, 2003 9:09 am

Beitrag von Danny »

Als ob die Menschheit keine größeren Probleme zu bewältigen hätte. Stellt man die Häufigkeit der Zeitungsartikel zu diesem Thema in ein Verhältnis zu anderen so muß man sich wundern, daß das Wort Hungersnot überhaupt noch im Duden erwähnt wird. Da sterben Menschen immer noch an Entzündungen, Erkältungen, Kriegen, Eheschließungen und anderen überflüssigen Erscheinungen und wir haben nichts anderes zu tun, als uns über die Richtigkeit der Schreibweise einzelner Wörter zu ereifern, die viele Menschen noch nicht einmal auszusprechen in der Lage sind. Dabei wäre dieses Problem wirklich leicht zu lösen. Hier einer der interessantesten Ansätze:

Die Lösung:
Schrittweise Vereinfachung durch Weglassen überflüssiger Regeln und Trennung von "alten Zöpfen".

Erster Schritt:
Wegfall der Großschreibung einer sofortigen einführung steht nichts im wege, zumal schon grafiker und werbefachleute zu dieser lösung über gegangen sind.

zweiter schritt:
wegfall der dehnungen und schärfungen dise masname eliminirt schon di gröste felerursache in der grundschule, den sin oder unsin unserer konsonantenverdopelung hat sowiso nimand kapirt.

driter schrit:
v und ph werden durch f-, z, tz und sch durch s ersetzt. das alfabet wird um swei buchstaben redusirt, sreibmasinen, sesmasinen und tastaturen fereinfachen sich, wertfole arbeitskräfte könen der wirtsaft sugefürt werden.

firter srit:
q, c und ch werden durch k-, j und y durch i-, pf durch f ersest. iest sind son seks bukstaben ausgesaltet, di sulseit kan sofort fon neun auf swei jare ferkürst werden. anstat aksig prosent rektsreibunterikt könen nüslikere fäker wi fisik, kemi oder reknen ferstärkt gelert werden.

fünfter srit:
di umlaute ä, ö und ü werden durk a, o und u ersesd. fast ales uberflusige ist iest ausgemerst, di ortografi ist slikt und einfak. naturlik benotigt es einige seit, bis dise fereinfakung uberal riktig ferdaut ist, fileikt sasungsweise ein bis swei iare. anslisend durfte di fereinfakung der nok swirigeren und unsinigeren gramatik anfisirt werden.

sekster srit:
di sarfen konsonante k, p und t werden durk g, b und d ersest. nun durfde eigendlig geiner mer brobleme haben. ale fusfalen, uber di generadionen fon sulern gesdolberd sind, sind nun beseidigd. fruher als legasdeniger fersriene bersonen gonen endlig aufadmen, gelden si fordan als glug und finden anergenung in der geselsafd. wen ale sig sdrigd an dise regeln halden und dise srid fur srid gonsegwend umsesen, waren aug file dialegde einfaker nagsufolsien - sosusagen sded dan ein deudses esberando sur ferfugung...
Hat man das Unmögliche eliminiert, so muß das, was übrigbleibt, und mag es noch so unwahrscheinlich erscheinen, die Wahrheit sein.
Antworten