CHINA! - Der Südostasien-Thread

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Zheli you ren hui shuo Yingyu ma?

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Prof. Adorno
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CHINA! - Der Südostasien-Thread

Beitrag von Prof. Adorno »

Nurmehr mit brachialen Strang-Neueröffnungen kann der wieder einmal im Forum grassierenden Lethargie entgegen gegangen werden.

Heute richten wir unser Augenmerk auf China. Ein Milliardenstaat im Wandel, im Handel, Handel im Wandel... und merkwürdig unterrepräsentiert hier im Forum, trotz Herrn Mynas herrlicher Kolumne. Sicherlich haben schon viele der blitzgescheiten Wussowiten mal mit dem Gedanken liebäugelt, Chinesisch zu lernen - nicht aus arbeitsmarktpolitischen Gründen, naturgemäß, sondern um endlich so herrliche Klassiker wie den "Traum der roten Kammer" oder die "Räuber vom Liang Schan Moor" sowie weitere top-öde Wahnsinnsliteratur aus dem Reich der Mitte endlich im selbst für Muttersprachler nur schwer erträglichen Original zu lesen.

Wie sieht's aus mit China, meine Herren Hobby-Geostrategen, meine Damen Fremdsprachensekretärinassistentinnen? Meine Prognose ist ja, daß dieses schlimme Land, wenn einmal der westliche Konsumismus so richtig voll zur Dröhnung gelangt, zu einem noch entsetzlicheren Alptraum wird als das gleichsfalls schwerstverratzte Japan - ich sage nur Schlüpferspender, Elektro-Schlammcatchen... aber alles noch tausendmal so schön, weil mit der typisch chinesischen Gleichgültigkeit durchmixt!

Hauptexportartikel dieses neuen Staatenkrampfs wird dann folgerichtig: der Dissident! Wie der Guardian zeigt, bestehen bereits jetzt beliebte westliche Kosmetikartikel zu na sagen wir gut ein Drittel aus frischem Systemkritiker-Collagen ( http://www.guardian.co.uk/china/story/0 ... 22,00.html ). Das hält die Haut und die Innenpolitik straff, verquickt das rasende Export-Interresse des Großen Drachen und den verständlichen Wunsch nach innerer Sicherheit. China, so der fesche Reinhard Bütikofer am 1. April (holla!) diesen Jahres, ist heute nicht mehr das von 1989 - ei wohl! Mit grüner Hilfe geht es sicherlich noch einen Tick menschenverachtender.
Ich bin gut informiert. Ich weiß viel. Ich habe viel Material.
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MMC
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Beitrag von MMC »

Ich habe gehoert, in China ist neulich ein Sack Reis umgefallen.

Ansonsten kann ich noch berichten, dass "Hund" tatsaechlich in Chinesischen Restaurants auf der Speisekarte zu finden ist. Entsprechende Gerichte entstammen aber in der Regel koreanischer Tradition. In einigen Provinzen isst man auch gerne mal Katze. So wurde mir zumindest von glaubwuerdiger Quelle berichtet.
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Da lacht die Koralle
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Beitrag von Da lacht die Koralle »

Aber aber Herr Prof. Adorno,
top-öde Literatur
?

Ist es vielleicht möglich, dass ihr obiges Urteil auf eine unzureichende Kenntnis der chinesischen Sprache zurückzuführen ist? Denn: Man berichtet, dass ausländische Literatur erst im Original so richtig geil sei. Jedenfalls seit Harry Potter?! Sollte es also tatsächlich an unzureichender Kenntnis der chinesischen Schriftzeichen liegen, möchte ich ihnen folgendes Werk empfehlen:

Bild

Selbst die Autorin SONG Xinyan schreibt, sie sei überrascht, wie viele Deutsche sich für chinesische Schriftzeichen interessieren und wünsche sich, dass noch mehr Deutsche über dieses Buch Zugang zu China finden und die Zahl der falsch benutzten chinesischen Zeichen hierzulande vielleicht etwas abnähme

Nun ja, dann kann man ihr nur Glück wünschen.

Mehr dazu finden sie übrigens im ChinaFokus
http://www.chinafokus.de

Viele Grüße
K.
so oder so
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Dr. Dralle
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Beitrag von Dr. Dralle »

um die ganze diskussion mal auf ein belastungsfähiges fundament zu stellen habe ich mir erlaubt, die sieben (samurai) wichtigsten umgangsfloskeln für die deutsch-chinesische kommunikation, hier einmal in komprimierter form für sie zusammen zu stellen. denn, um es mit dem großen robert gernhardt zu sagen: "was könnte man nicht alles sagen, wüßte man nur etwas..."
Bild
weitere, hilfreich krücken der völkerverständigung finden sie hier:
http://www.chinalink.de/sprache/zeichenwunsch/
Weltalltag-Man
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Beitrag von Weltalltag-Man »

Reizend, diese Collagen-Geschichte. "What a fine display of pragmatic thought." Da wird's Zeit, daß auch die "Sexualität verratzt" und tumbe Regression in China grassiert, damit das endlich mal ein stimmiges Ganzes wird. Hängt vielleicht auch irgendwo mit der Sprachlogik zusammen. Es gibt ja kein sattes "Nein" zum Ablehnen, nur ein schlaffes "Nicht ja".

Aber es kommt ja noch viel schlimmer: eine Bekannte aus Peking erzählte mir letzten Frühling, daß es die beliebteste Haargummi-Billigmarke nicht mehr gibt. Es hätte sich herausgestellt, daß die Dinger aus den Ringen von benutzten Kondomen - mit Band umflochten - hergestellt wurden. Sowas verschwindet natürlich sofort vom Markt, ist nur ein peinlicher Abklatsch dieses ApocalypseNow-artigen HumanRecyclings.

Ihr Großvater war übrigens tätig in der Kulturrevolution, seine Ehefrau gehört einer reichen Familie an, die ihren Besitz retten wollte. Heute beschäftigen sie sich den lieben langen Tag damit, zu entscheiden was sie essen wollen. Ach... [mit dem Leben halb-versöhnender Seufzer]

Die Kolumne von Myna gibt auch immer gute Gesprächsthemen ab: Die Bekannte erzählte mir, daß, nachdem sie einmal der alten Frau im Lift ihre Etage nannte, sie sich auf dem Weg eine schöne Predigt anhören konnte: "Was, 2. Stock? Dafür nimmst du den Aufzug? Nein, diese jungen Leute heute...keine Kraft." Und das mit der Neugierde und dem Lachen über "Ausländer" kommt mir auch bekannt vor, etwa wenn die anderen Chinesen hier im Wohnheim über meine Tortellini tuscheln, mit welcher Soße ich die esse und so...oder die nicht abreißende "Besorgnis" über meine Gewohnheit abends 1,2 Fläschchen Bier zu trinken...
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Dr. Dralle
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Beitrag von Dr. Dralle »

Weltalltag-Man hat geschrieben:...oder die nicht abreißende "Besorgnis" über meine Gewohnheit abends 1,2 Fläschchen Bier zu trinken...
und das tuschelt ausgerechnet der chinese, der zu den trinkfestesten kreaturen auf dem weiten erdenrund zählt, und sich denn auch zu jeder passenden gelegenheit einen überbrät?
erst kürzlich las ich in einer alten ausgabe des "feinschmeckers", das sich der congnac-produzent charles hennesy bei seinen geschäftsreisen nach china tee ins glas gießen läßt, weil er mit den landesüblichen trinksitten nicht mithalten kann...
Gast

Beitrag von Gast »

Erst, Dr. Dralle, freute ich mich über diese Schriftzeichenseite, war sogar kurz davor, Herrn terf einen Chinattag hier im Forum vorzuschlagen, bis ich feststellen mußte, daß es kein Zeichen für Quodlibet gibt. Hat den der Chinese so gar keinen Sinn für das Gute und Schöne?

Rühmen muß man die Leute aus dem Rich der Mitte jedoch für deren Recyclingbemühungen:
Chinesen stellen aus Hinrichtungs-Opfern Kosmetik her
Die Produkte werden auch nach Deutschland verkauft
Aus dieser sehr glaubwürdigen <a href="http://bz.berlin1.de/aktuell/news/050915/china.html" target="_blank">Quelle </A>können Sie mehr dazu erfahren

vorher: Bild nachher: Bild


Im übrigen bin ich sehr an diesem Katzenrezept interessiert, da ich ja aus den Tieren nun doch keinen Treibstoff Kochen kann.
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Quodlibet
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Beitrag von Quodlibet »

Ach, Mist, streichen Sie bitte Gast und schreiben Sie mit Filzstift Quodlibet darüber.

Oh ich seh das jetzt erst. Adorno hatte ja schon den Original-Gurdian-Artikel angeführt. Verzeihen Sie die Redundanz.
"Die Dynamik der Verbesserung lässt etwas nach" Frank-Jürgen Weise
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Dr. Dralle
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Beitrag von Dr. Dralle »

Quodlibet hat geschrieben:Erst, Dr. Dralle, freute ich mich über diese Schriftzeichenseite, war sogar kurz davor, Herrn terf einen Chinattag hier im Forum vorzuschlagen, bis ich feststellen mußte, daß es kein Zeichen für Quodlibet gibt.
dann nennen sie sich doch einfach
Bild
das ist doch ziemlich ähnlich!
ein chinatag im forum ist eine vortreffliche idee! wir hatten schon lange keinen kulturellen event hier. wie sieht's aus, herr terf, ich würde mir auch ein paar schlitzaugen wachsen lassen. und unser guter professor könnte als konfuzius die menge erheitern. was für ein spass!
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Quodlibet
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Beitrag von Quodlibet »

So lange das nur für diesen einen Tag ist...

Ich werde das Kochen übernehmen, hier http://www.hundefeind.de/burningbook/index.php? gibt es prima Rezepte und Anregungen.

Hmmm; Retrievergulasch nach Kim Kim Art: http://www.hundefeind.de/retrievergulasch.html

Q.
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Dr. Dralle
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Beitrag von Dr. Dralle »

hmmm... das rezept für die hundesuppe "püppis letzte ehre" klingt auch verlockend... ein altes chinesisches sprichwort sagt ja, "das einzige, was vier beine hat und das man nicht essen kann ist ein tisch".

hier gibt es übrigens noch ein gästebuch mit exat dem selben inhalt wie das von ihnen vorgestellte, nur das es hier um katzenrezepte geht:
http://www.gb2003.de/guestbook.php?start=110&id=35
und dann ist es auch noch das gästebuch von corinna und kim...
Weltalltag-Man
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Beitrag von Weltalltag-Man »

Dr. Dralle hat geschrieben:...ausgerechnet der chinese, der zu den trinkfestesten kreaturen auf dem weiten erdenrund zählt...
...trifft nicht unbedingt auf meine Nachbarn zu, die teilweise noch "Lebern wie die Jungfrauen" (Polt) haben dürften. Den Frauen reicht eine Schorle Wein, den Männern 2 Bier und das war dann ein günstiger, lustiger Abend.

Und hören sie doch auf, hier das alte Hundethema mit dem Fleischklopfer platt zu walzen. Ich zitiere mal aus einem DER modernen Literaturklassiker, "Die Umzingelte Festung" aus dem Jahr 1947:
Qian Zhong Shu hat geschrieben: Hong Qian observed: "Chicken and Duck Gizzards are never used in Western dishes. [...] People bought them to feed their cats."
Hsin-Mei said: "When it comes to food, foreigners are cowards. [...] The main thing in their cooking is seasoning, while ours is frying, together with other vegetables. This is why their soups are so tasteless. They'll boil a chicken for a while, then throw out the soup and just eat the meat. It's really a joke."
Ein modernes Pekinger Gericht ist z.B. Cola-Huhn. Da werden Hühnerflügel solange in Cola mit Knoblauch, Ingwer und Chili gekocht, bis die Cola zu Syrup wird. Schmeckt gut. Ebenso das berühmte "3-Teile-Fleisch": Haut/Fett/Muskelfleisch mit Kartoffeln, Anis und Sojasauce gekocht. Bei Innereien lehne ich dagegeh immer dankend ab.
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Dr. Dralle
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Beitrag von Dr. Dralle »

Weltalltag-Man hat geschrieben: ...trifft nicht unbedingt auf meine Nachbarn zu, die teilweise noch "Lebern wie die Jungfrauen" (Polt) haben dürften
da sieht man mal wieder, das man nicht einfach 10 milliarden chinesen über einen kamm scheren darf! werfen wir also unsere überkommenen vorurteile über bord und wenden uns wieder der küche zu. ich z.b. bin ein leidenschaftlicher dim sum - fan. dabei handelt es sich um kleine gerichte ( wörtlich: kleine herzwärmer) die meist gedämpft oder frittiert werden und von denen man mehrere auf einmal isst. dabei weiß man nie ob sie herzhaft oder süß gefüllt sind. eine feine sache, dim sum mit usb-anschluss:
http://www.jockulator.de/dimsum/0503-sumsb/index.html
Weltalltag-Man
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Beitrag von Weltalltag-Man »

Daß die jungen Leute hier noch so wenig wegstecken, mag auch an ihrer generellen Unbedarftheit gegenüber Themen wie Rausch, Sex und anderen Wachturm-Dauerbrennern sein. In der Mittelstufe bekamen die damaligen Schüler anhand gescheiterter Biographien vermittelt, wie Noten und der Rest des Lebens in den Keller sank - nicht wie bei uns wegen Drogenmissbrauchs, da würde man dort ja an Ort und Stelle zu Oil-of-Olaz verarbeitet - nein, weil man mit jemanden "geht". Und da hört's immer noch nicht auf: "Sissi" und "Sound of Music" gehört zum Kanon der Filme, die jeder Schüler in Peking sehen muss, bis er ihn liebt! Trotzdem macht die neue Generation jetzt per SMS Schluß, testet per ICQ die Treue durch anonyme Flirtangebote...
Weltalltag-Man
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Beitrag von Weltalltag-Man »

Falls sie gerne mal chinesische Musik aus den 60ern hören möchten, holen sie sich über diesen Musikblog doch ein Album bei Rapidshare ab. Nach Ohrwurm #01 und weiteren langsamen Nummern, fetzt Lied 5 dermaßen los, daß es mir zumindest gestern nacht wie ein ultra-slicker Breakdance-Tune mit fieser Schweineorgel, deeliteful funky Brass-Licks und simply dope vocals vorkam.

PS: Dr. Dralle, ich muß alles zurücknehmen: Also, in den letzten Wochen gab es einige Feten hier, wg. Geburtstag, Mondfest und Abschied vom "Doktor Sun", der heute das Land verließ... Zwar vertragen die jungen Leute, wie ich meinte, wenig, trinken auch nicht so oft, aber WENN, WENN sie trinken, dann wird das Wasserglas erstmal voll Schnaps gegossen, denn auf die Freundschaft muß es schon ein Schluck mehr sein. Habe daher an einem Abend etwas die Orientierung verloren, und statt chinesische Witze zu sammeln, mit einem neuen Freund über die Melancholie der Slawen sinniert.
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