Der deutsche Film
Moderator: hessen-wohin
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Der deutsche Film
Nur 40 000 Euro soll <i>Muxmäuschenstill</i> gekostet haben - und ja, gewiß: Für 40 000 Euro hätte auch ich keinen besseren Film hingekriegt. Ich hätte allerdings auch gar nicht erst versucht, einen zu machen.
Hat das Filmemachen in Deutschland eventuell die Hausmusik abgelöst?
Früher spielten Kinder in Bürgersalons Beethovensonaten, und die Gäste ließen es tapfer über sich ergehen.
Heute stellen Jungfilmer im Kino <a href="http://www.welt.de/data/2004/07/05/3008 ... archHILI=1" target="_blank" class="postlink">"kleine, dreckige Filme"</a> vor - und die bürgerliche Filmkritik von <a href="http://www.taz.de/pt/2004/07/08/a0191.nf/text.ges,1" target="_blank" class="postlink">taz</a> bis <a href="http://www.faz.net/s/Rub117C535CDF41441 ... ntent.html" target="_blank" class="postlink">FAZ</a> spendet nicht nur tapfer, sondern richtig begeistert Beifall.
Und doch ist <i>Muxmäuschenstill</i> ein ganz unsäglich langweiliger, einfallsloser und untalentierter Murks. Dem Publikum dafür nicht nur 2 Stunden Lebenszeit, sondern zudem noch 7,50 € pro Nase abzuverlangen, ist fast schon kriminell.
Sie sehen mich niedergeschmettert. Der ebenfalls hochgelobte <i>Good bye, Lenin</i> hat mich seinerzeit kaum weniger trüb gestimmt. <i>Gegen die Wand</i> und <i>Der Wixxer</i>, beide gleichfalls von der Kritik sehr empfohlen, habe ich mir (zum Glück?) gar nicht erst angesehen. Jemand anderes vielleicht? Der mir eventuell sogar widerspricht?
Hat das Filmemachen in Deutschland eventuell die Hausmusik abgelöst?
Früher spielten Kinder in Bürgersalons Beethovensonaten, und die Gäste ließen es tapfer über sich ergehen.
Heute stellen Jungfilmer im Kino <a href="http://www.welt.de/data/2004/07/05/3008 ... archHILI=1" target="_blank" class="postlink">"kleine, dreckige Filme"</a> vor - und die bürgerliche Filmkritik von <a href="http://www.taz.de/pt/2004/07/08/a0191.nf/text.ges,1" target="_blank" class="postlink">taz</a> bis <a href="http://www.faz.net/s/Rub117C535CDF41441 ... ntent.html" target="_blank" class="postlink">FAZ</a> spendet nicht nur tapfer, sondern richtig begeistert Beifall.
Und doch ist <i>Muxmäuschenstill</i> ein ganz unsäglich langweiliger, einfallsloser und untalentierter Murks. Dem Publikum dafür nicht nur 2 Stunden Lebenszeit, sondern zudem noch 7,50 € pro Nase abzuverlangen, ist fast schon kriminell.
Sie sehen mich niedergeschmettert. Der ebenfalls hochgelobte <i>Good bye, Lenin</i> hat mich seinerzeit kaum weniger trüb gestimmt. <i>Gegen die Wand</i> und <i>Der Wixxer</i>, beide gleichfalls von der Kritik sehr empfohlen, habe ich mir (zum Glück?) gar nicht erst angesehen. Jemand anderes vielleicht? Der mir eventuell sogar widerspricht?
Re: Der deutsche Film
Chapeau pour cela, Monsieur. "Endlich sagt's mal jemand".Robert Mugabe hat geschrieben:und die bürgerliche Filmkritik von taz bis Faz
Ich gehe schon seit Jahren nicht mehr ins Kino, habe mich aber von einem Bekannten dazu breitschlagen lassen, in erwähnten Film zu gehen. Über den Eröffnungsgag (nach der Erinnerung: "Ich verfolge Autoraser. Meiner schwangeren Mutter, die bei einem Autounfall starb, wurde ich aus dem erkaltetenden Leib geschnitten. Das stimmt übrigens nicht. Aber das passiert in Deutschland jeden Tag. Daß Menschen einfach irgendwelchen Quatsch behaupten, um sich wichtig zu machen."), habe ich noch beifällig gegrinst, im weiteren Verlauf wurde es dann aber immrt schwieriger, überhaupt die Augen offen zu halten. Die moralischen "Probleme", die hier diskutiert werden, waren eher lachhaft, und daß sich das allzeit jubelfrohe Feuilleton hier "ertappt" fühlt, muß einen ja auch nicht mehr wundern - es ist halt wieder das allbekannte "Faszinosum Faschismus", das hier aufgewärmt werden will. Wobei ich ja schon anno dunnemals anmerkte, daß das Sichfaszinierenlassenwollen, Faszination als passives Übernommenwerden, selbst schon der Faszifizierung voranginge, aber das nur nebenbei. Man sei übrigens auf der Hut, wenn ein Regisseur Windelweiches wie den
einfordert - riecht's da nicht schon nach der "freiheitlich-demokratischen Grundordnung"?Mittermeier hat geschrieben:Konsens (...) auf einer solidarischen Wertegemeinschaft
- Schwulheitserreger
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ich würde mir den film schon gerne ansehen, da ich bisher nur gute kritiken gelesen habe. er ist ja auch schon überall in den kinos angelaufen (fast überall). ausgerechnet ich, ich wohne in der stadt, wo gerade dieser film nicht vorgeführt wird, bzw. noch nicht. daher werde ich die filmindustrie und die kinobetreiber damit strafen, dass genau diese von mir kein geld bekommen. die paar cent für nen cd-rohling habe ich dann auch noch.
Der Schwulheitserreger
Kennen Sie Rainer Geios? Sollten Sie aber! Dieser deutsche Regisseur nämlich nahm sich anno 1959 ein gewagtes, wenn nicht wahnsinniges Projekt vor: die Verfilmung eines Märchens, das bis dahin als unverfilmbar galt - Die Bremer Stadtmusikanten!
Wie aber wurden die Protagonisten jener Geschichte "besetzt"? Ich will's verraten: Alle Tiere (zur Erinnerung: Esel, Hund, Katze, Hahn) wurden von Menschen gespielt! Das sieht dann so aus:
Hier die Schlüsselszene:
Bei Gott, so etwas Abgefahrenes habe ich den Lebtag noch nicht geschaut! Dann gibt es noch eine Szene, in der ein Knäblein in einen Krämerladen tritt und sagt: "Ein Pfund Grieß, bitte!", worauf die Marketenderin antwortet: "Den sollst du haben, mein Junge!" Herrlich!
Wenn Sie sich beeilen, können Sie auf dem mdr noch die letzten Minuten jener cinematischen Kostbarkeit genießen.
Wie aber wurden die Protagonisten jener Geschichte "besetzt"? Ich will's verraten: Alle Tiere (zur Erinnerung: Esel, Hund, Katze, Hahn) wurden von Menschen gespielt! Das sieht dann so aus:
Hier die Schlüsselszene:
Bei Gott, so etwas Abgefahrenes habe ich den Lebtag noch nicht geschaut! Dann gibt es noch eine Szene, in der ein Knäblein in einen Krämerladen tritt und sagt: "Ein Pfund Grieß, bitte!", worauf die Marketenderin antwortet: "Den sollst du haben, mein Junge!" Herrlich!
Wenn Sie sich beeilen, können Sie auf dem mdr noch die letzten Minuten jener cinematischen Kostbarkeit genießen.
Zuletzt geändert von FinnCrisp am Mo Jul 24, 2006 11:02 am, insgesamt 1-mal geändert.
I drove downtown, scanning the alleys until I saw a rail-thin Mexican kid standing by a dumpster wearing a St. Louis Rams jacket. The kid was wearing the jacket, not the dumpster.
Nun, ich war auch enttäuscht vom Mux, aber wohl nicht so radikal wie der Stranggründer.
Es gibt einige schöne Drehbuchstellen (siehe das Beispiel von Adorno), und auch einige andere schöne Einfälle, etwa das Strafmaß für die Hundehaufenhinterlasser (in Wien sagt man zu Hundehaufen „Trümmerl“, das ist süß, sie riechen und sind aber genauso SCHEIßE).
Das Hauptproblem ist, das man eben auch hinterher eigentlich überhaupt nicht weiß, was der werte Herr Filmemacher denn jetzt eigentlich sagen wollte – die Message, sie verstehen.
Ganz anders übrigens als etwa beim von Herrn Mugabe ebenfalls erwähnten „Gegen die Wand“, der ist nämlich purer Rock’n’Roll und vermittelt besagte Message laut, schrill und angenehm überzeichnet.
Das zweite Problem scheint mir, dass hier jemand schlicht zu viel wollte. Zu viel gewollt-subszeniges Handwerk z.B. (die Handkamera, die gefakete Reality-Pose etc.), zu viel „wir zeigen mal, wie stumpf und belanglos so ein wahres Leben auf dem Land tatsächlich ist“, ohne dass man hinterher genauer sagen könnte wozu.
Das dritte, sich anschließende, Problem ist, dass es gerade erst einen Film gab, der auf vorzügliche Art und Weise die Stumpfheit und Belanglosigkeit der Menschen und ihrer Existenzen dokumentiert hat, nämlich „Schultze gets the Blues“ („Petroleum!!“). Teilweise glaubte man, den gleichen Film zu sehen. Nun kann zwar Herr Mittermeier nichts dafür, dass jemand anderes an ähnlichem Ort einen ähnlichen Gedanken ein kleines bisschen früher hatte. Aber es hinterlässt ein starkes Gefühl der Redundanz und ein flaues Gefühl der Langeweile.
Und viertens, und das sei ihm hier auch noch anzukreiden: Offensichtlich ist Herr Mittermeier kein Fahrradfahrer, denn sonst hätte er es nicht versäumt, Radwegzuparker, ignorant-geistesabwesende Fußgänger (eine mit drei Plastiktüten bewaffnete Kopftuch-Oma bildet in puncto Beweglichkeit die letzte regressiv-evolutionäre Stufe vor einem Felsen) und so weiter in Person von Mux mal ordentlich zur Rechenschaft zu ziehen.
Last but not least ist es natürlich völlig uneinsichtig, warum ein derart ratio-betonter Charakter wie Mux, Hybris hin oder her, ausgerechnet aus Eifersucht ein unschuldiges Mädchen zur Strecke bringen soll. Ein bisschen gebrochene Charaktere sind ja eine willkommene Abwechslung zum typisch simplen Hollywood-Plot, aber ganz ohne Stereotype kriegt man eine Filmcharakterbildung eben auch nicht hin. In diesem Fall: entweder entscheidet man sich für einen rhetorisch brillierenden, coolen, smarten Verrückten (der darf dann aber auch nur coole, smarte verrückte Sachen machen), oder man lässt es halt.
So, sie sehen, ich habe mir ein paar Gedanken gemacht. Und das wäre auch der Grund für meine Warnung vor allzu harscher Kritik an dem Film. Nämlich dass ein Film, über den es so viel zu reden/nachzudenken gibt vielleicht nicht gut ist, aber immerhin sehenswert.
Ansonsten hält man es bezüglich des Kinos natürlich am besten mit Herrn Adorno – man meidet es.
jetzt endlich muxmäuschenstill
Lenin
Es gibt einige schöne Drehbuchstellen (siehe das Beispiel von Adorno), und auch einige andere schöne Einfälle, etwa das Strafmaß für die Hundehaufenhinterlasser (in Wien sagt man zu Hundehaufen „Trümmerl“, das ist süß, sie riechen und sind aber genauso SCHEIßE).
Das Hauptproblem ist, das man eben auch hinterher eigentlich überhaupt nicht weiß, was der werte Herr Filmemacher denn jetzt eigentlich sagen wollte – die Message, sie verstehen.
Ganz anders übrigens als etwa beim von Herrn Mugabe ebenfalls erwähnten „Gegen die Wand“, der ist nämlich purer Rock’n’Roll und vermittelt besagte Message laut, schrill und angenehm überzeichnet.
Das zweite Problem scheint mir, dass hier jemand schlicht zu viel wollte. Zu viel gewollt-subszeniges Handwerk z.B. (die Handkamera, die gefakete Reality-Pose etc.), zu viel „wir zeigen mal, wie stumpf und belanglos so ein wahres Leben auf dem Land tatsächlich ist“, ohne dass man hinterher genauer sagen könnte wozu.
Das dritte, sich anschließende, Problem ist, dass es gerade erst einen Film gab, der auf vorzügliche Art und Weise die Stumpfheit und Belanglosigkeit der Menschen und ihrer Existenzen dokumentiert hat, nämlich „Schultze gets the Blues“ („Petroleum!!“). Teilweise glaubte man, den gleichen Film zu sehen. Nun kann zwar Herr Mittermeier nichts dafür, dass jemand anderes an ähnlichem Ort einen ähnlichen Gedanken ein kleines bisschen früher hatte. Aber es hinterlässt ein starkes Gefühl der Redundanz und ein flaues Gefühl der Langeweile.
Und viertens, und das sei ihm hier auch noch anzukreiden: Offensichtlich ist Herr Mittermeier kein Fahrradfahrer, denn sonst hätte er es nicht versäumt, Radwegzuparker, ignorant-geistesabwesende Fußgänger (eine mit drei Plastiktüten bewaffnete Kopftuch-Oma bildet in puncto Beweglichkeit die letzte regressiv-evolutionäre Stufe vor einem Felsen) und so weiter in Person von Mux mal ordentlich zur Rechenschaft zu ziehen.
Last but not least ist es natürlich völlig uneinsichtig, warum ein derart ratio-betonter Charakter wie Mux, Hybris hin oder her, ausgerechnet aus Eifersucht ein unschuldiges Mädchen zur Strecke bringen soll. Ein bisschen gebrochene Charaktere sind ja eine willkommene Abwechslung zum typisch simplen Hollywood-Plot, aber ganz ohne Stereotype kriegt man eine Filmcharakterbildung eben auch nicht hin. In diesem Fall: entweder entscheidet man sich für einen rhetorisch brillierenden, coolen, smarten Verrückten (der darf dann aber auch nur coole, smarte verrückte Sachen machen), oder man lässt es halt.
So, sie sehen, ich habe mir ein paar Gedanken gemacht. Und das wäre auch der Grund für meine Warnung vor allzu harscher Kritik an dem Film. Nämlich dass ein Film, über den es so viel zu reden/nachzudenken gibt vielleicht nicht gut ist, aber immerhin sehenswert.
Ansonsten hält man es bezüglich des Kinos natürlich am besten mit Herrn Adorno – man meidet es.
jetzt endlich muxmäuschenstill
Lenin
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Ich weiß nicht, wie Sie es halten - ich für meinen Teil schalte einen Film z. B. immer dann weg, wenn eine Auseinandersetzung am Essenstisch damit endet, daß einer sich abrupt vom Tisch erhebt, ein anderer ruft: "Dein Essen! Du hast dein Essen kaum angerührt!", und der erste nur noch erwidert: "Mir ist der Appetit vergangen".
Beim heutigen Tatort (<a href="http://ard.de/cmwebapp/util/redir.jsp?u ... 23.07.2006" target="_blank" class="postlink"><i>Gebrochene Herzen</i></a>; Drehbuch: <a href="http://www.tatort-fundus.de/800/V/aut/i ... _doro.html" target="_blank" class="postlink">Dorothee Schön</a>) kam es zu einer solchen Szene bereits nach ca. 5 Minuten. Hat jemand noch weiter zugeschaut? Und wenn ja: warum?
- Was den Stand von dramaturgischer und dialogischer Kunst im deutschen Fernsehen allgemein angeht, so hat ihn Stefan Niggemeier in der heutigen Sonntags-FAZ für meine Begriffe schön <a href="http://www.faz.net/s/Rub475F682E3FC2486 ... ntent.html" target="_blank" class="postlink">auf den Punkt gebracht</a>.
Beim heutigen Tatort (<a href="http://ard.de/cmwebapp/util/redir.jsp?u ... 23.07.2006" target="_blank" class="postlink"><i>Gebrochene Herzen</i></a>; Drehbuch: <a href="http://www.tatort-fundus.de/800/V/aut/i ... _doro.html" target="_blank" class="postlink">Dorothee Schön</a>) kam es zu einer solchen Szene bereits nach ca. 5 Minuten. Hat jemand noch weiter zugeschaut? Und wenn ja: warum?
- Was den Stand von dramaturgischer und dialogischer Kunst im deutschen Fernsehen allgemein angeht, so hat ihn Stefan Niggemeier in der heutigen Sonntags-FAZ für meine Begriffe schön <a href="http://www.faz.net/s/Rub475F682E3FC2486 ... ntent.html" target="_blank" class="postlink">auf den Punkt gebracht</a>.
Unter Hinweis auf § 5 Abs. 3 MarkenG nehmen wir Titelschutz in Anspruch für: »Wowi das Lederferkel« in allen Schreibweisen und Darstellungsformen.
- MariaTequila bängbängbäng
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Da das Thema dieses Stranges der deutsche Film ist, nehme ich an, dass Sie den letzten Ruehmannfilm meinen, in dem Columbo als Peter Falk mitspielt.ruffel hat geschrieben:Ich hab Columbo gekuckt!
Columbo und Heinz Ruehmann in einem Film. Danke Herr Wenders!
Banalotopia:https://linktr.ee/banalotopia
- Olaf Ittenbach
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- Wohnort: Merkelsche Schweiz
http://www.superlupo-magazin.de/viewtopic.php?p=22961
Di Jul 20, 2004 3:54 pm
Di Jul 20, 2004 3:54 pm
Dieses Meisterwerk der deutschen Fimkunst lief grad wieder. Und raten Sie mal auf welchem SenderFinnCrisp hat geschrieben:Kennen Sie Rainer Geios? Sollten Sie aber! Dieser deutsche Regisseur nämlich nahm sich anno 1959 ein gewagtes, wenn nicht wahnsinniges Projekt vor: die Verfilmung eines Märchens, das bis dahin als unverfilmbar galt - Die Bremer Stadtmusikanten!
Wie aber wurden die Protagonisten jener Geschichte "besetzt"? Ich will's verraten: Alle Tiere (zur Erinnerung: Esel, Hund, Katze, Hahn) wurden von Menschen […]
Bei Gott, so etwas Abgefahrenes habe ich den Lebtag noch nicht geschaut! Dann gibt es noch eine Szene, in der ein Knäblein in einen Krämerladen tritt und sagt: "Ein Pfund Grieß, bitte!", worauf die Marketenderin antwortet: "Den sollst du haben, mein Junge!" Herrlich!
Wenn Sie sich beeilen, können Sie auf dem mdr noch die letzten Minuten jener cinematischen Kostbarkeit genießen.
Der verbreitetste Ruffel ist der Unruffel!
- Annuit coeptis
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- Registriert: Mi Jun 26, 2002 6:12 pm
Muxmäuschenstill fand ich einfach zu dick aufgetragen, zu ambitioniert quasi.
Die steadycamszenen wollen vor Aussage triefen, wie einige andere Szenen auch. Es ist, als habe man zuerst eine gesellschaftliche Aussage beschlossen, und danach die Szenen gestrickt. Ich hasse diese gängige Vorgehensweise.
Ich gelte alles total bescheuerter Betonkopf und habe einiges dafür getan, muss aber ehrlich sagen, das ich seit "Utopia" keinen guten deutschen Film mehr gesehen habe.
Die steadycamszenen wollen vor Aussage triefen, wie einige andere Szenen auch. Es ist, als habe man zuerst eine gesellschaftliche Aussage beschlossen, und danach die Szenen gestrickt. Ich hasse diese gängige Vorgehensweise.
Ich gelte alles total bescheuerter Betonkopf und habe einiges dafür getan, muss aber ehrlich sagen, das ich seit "Utopia" keinen guten deutschen Film mehr gesehen habe.
- Belle Tristik
- Beiträge: 48
- Registriert: Mi Jul 02, 2003 12:18 pm
- Wohnort: Büchse der Pandora
Der deutsche Film ist immer dann besonders schlimm, wenn Kopfkino zum rumdenken gemacht werden soll, und meistens dann besonders gut, wenn Bauchkino zum einfach erstmal gucken gemacht wird. Und das ist bei Filmen eigentlich überall so, ob in Deutschland oder sonstwo. Nichtgekonntes Kopfkino ist am allerschlimmsten.
Das liegt keineswegs daran, dass es keine guten Kopffilme geben könnte - narrationmeidende Bild-Essays über die Schaulust oder das meinetwegen ganz existentielle Sein-an-sich. Nur kommen die oft von Filmemachern, die trotzdem wissen, wie man eine gute Geschichte erzählt, von vorne nach hinten.
Wenn dagegen junge Regisseure was zum Denken in die Welt posaunen wollen, dann müssen sie sich tatsächlich, so zumindest auch meine Vermutung, krampfhaft vermeintlich niegesehene Bilder dazu ausdenken und Figuren austüfteln, die bloß nicht an Menschen erinnern und niemals Empathie ermöglichen dürfen bzw. Geschichten entwerfen, die ganz komplex -huh!- daher kommen müssen, aber dann einfach "radikal" die Auflösung "verweigern" bzw. keinen richtigen Schluss haben. Ein Beispiel für solcherlei Artsy-fartsy-Unfug wäre z.B. "Gespenster", und vermutlich gäbe es ein paar Dutzend weitere Beispiele aus der angeblich neuen "Berliner Schule" , die ich mir in diesem Leben jedoch nicht mehr ansehen werde, um das zu überprüfen.
Gerade hochmotivierte Jungregisseure, die unbedingt auf das Übel in der Welt deuten wollen - falls sie nicht nur für ihren hirnpfetzenden Ästhetizismus gekuschelt werden mögen-, täten gut daran, das ohnehin wohlmeinende Programmkinopublikum nicht ums verrecken zu langweilen und sollten, weil Zeit doch so kostbar ist, deshalb lieber Filme wie "Sommer vorm Balkon" (Dresen/Kohlhaase) machen. Aber dazu sind die DFFB-Hüpfer wohl einfach noch nicht - alt genug?
Das liegt keineswegs daran, dass es keine guten Kopffilme geben könnte - narrationmeidende Bild-Essays über die Schaulust oder das meinetwegen ganz existentielle Sein-an-sich. Nur kommen die oft von Filmemachern, die trotzdem wissen, wie man eine gute Geschichte erzählt, von vorne nach hinten.
Wenn dagegen junge Regisseure was zum Denken in die Welt posaunen wollen, dann müssen sie sich tatsächlich, so zumindest auch meine Vermutung, krampfhaft vermeintlich niegesehene Bilder dazu ausdenken und Figuren austüfteln, die bloß nicht an Menschen erinnern und niemals Empathie ermöglichen dürfen bzw. Geschichten entwerfen, die ganz komplex -huh!- daher kommen müssen, aber dann einfach "radikal" die Auflösung "verweigern" bzw. keinen richtigen Schluss haben. Ein Beispiel für solcherlei Artsy-fartsy-Unfug wäre z.B. "Gespenster", und vermutlich gäbe es ein paar Dutzend weitere Beispiele aus der angeblich neuen "Berliner Schule" , die ich mir in diesem Leben jedoch nicht mehr ansehen werde, um das zu überprüfen.
Gerade hochmotivierte Jungregisseure, die unbedingt auf das Übel in der Welt deuten wollen - falls sie nicht nur für ihren hirnpfetzenden Ästhetizismus gekuschelt werden mögen-, täten gut daran, das ohnehin wohlmeinende Programmkinopublikum nicht ums verrecken zu langweilen und sollten, weil Zeit doch so kostbar ist, deshalb lieber Filme wie "Sommer vorm Balkon" (Dresen/Kohlhaase) machen. Aber dazu sind die DFFB-Hüpfer wohl einfach noch nicht - alt genug?
"Verlage brauchen ihre Produkte nicht mehr als Kunst auszugeben. Die Wahrheit, daß sie nichts sind als Geschäft, verwenden sie als Ideologie, die den Schund legitimieren soll, den sie vorsätzlich herstellen." (E. Herman)
Der Deutsche Film, insbesondere der Fernsehfilm, ist so schlecht nicht. Einige TV-Produktionen können "gut mithalten" und einige Kinofilme - z.B. rundweg alle Helge Schneider-Filme, einige Praunheim-Streifen sowie einige Sextrashproduktionen der 70er - sind ganz ganz ausgezeichnet. Der Deutsche Film ist immer dann gut, wenn er ausländische Vorbilder (Thriller, Horror, Sci-Fi etc.) gründlich "missversteht" d.h. auf "typisch deutsche" Art und Weise überzeichnet und kolportiert. Was dem deutschen Film heutzutage fehlt, ist die bedingungslose Hassliebe zu seinem eigenen bundesrepublikanischem, spießigen Mief - diese Hassliebe ist seit '89 nur noch in reinen Hass und Ekel umgeschlagen.
Da möchte ich doch mal so ganz frechBelle Tristik hat geschrieben: Nichtgekonntes Kopfkino ist am allerschlimmsten.
"Das deutsche
Kettensägenmassaker"
und
"Terror 2000"
von Christoph Schlingensief empfehlen.
Hat man das Unmögliche eliminiert, so muß das, was übrigbleibt, und mag es noch so unwahrscheinlich erscheinen, die Wahrheit sein.
- MariaTequila bängbängbäng
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