Abgesehen davon, daß das alles naturgemäß mehr oder minder selbst ausgedacht resp. erstunken und erlogen ist, wie es eben für einen "im allerbesten Sinne konservativen" Ex-NSDAPler wie Gehlen praktisch schon zum guten Ton gehört, oder von Dwinger, der ja auch in der Partei war, ganz einfach abgeschrieben ist, jedenfalls und allemal auf eine mehr oder minder ruinöse Geistesverfassung schließen läßt: Flintenweiber! Sexy, aufreizend, streicheln sie sich das weiche Wuschelhaar von der Kimme und knallen wahllos auf der Autobahn herum, daß es eine Art hat.Arnold Gehlen hat geschrieben:"Jetzt können wir schon eine Barbarisierung höherer Ordnung erkennen, die in einem weltlosen, leerlaufenden Idealismus besteht, oder in unseren Tagen in den Exzessen der humaniserenden öffentlichen Rhetorik, die den Disziplinverfall und die Glaubenslosigkeit abdecken. Und zugleich häufen sich die Kindesmißhandlungen, die Entführungen und Autobahnmorde, und Flintenweiber oder Revolvergirls streichen die Haare aus der Stirn, um zu zielen."
- Über Barbarei, p568
"Guns with Girls" oder eben Girls with Guns, Guns and Roses in heiterem Dialog! Sind Sie der Lösungsweg aus dem zähen Schlammcatchen, als das sich heute der Geschlechterkampf darstellt? Bringen Sie die Geschichte zu ihrem wohlverdienten Ende, vollenden sie mit heißer Sex-Power das "unabgeschlossene Projekt Moderne" (Habermaus)? Vermutlich nicht. Doch eines bleiben sie: sexy bzw. toposmäßig-mäandernd durch die Sumpfblüten der Populärkultur.
Freud wußte nichts über Flintenweiber. Doch Umrisse einer Psychoanalyse des Revolvergirls drängen sich mit Laienpsychologie gesättigten Gehirnen wie dem von Verf. geradezu selbstverständlich auf. Die Frau, entledigt ihres Penisneids, besorgt es sich selbst bzw. ihren eignen artifiziellen Phallus, demarkiert die Geschlechterdifferenz, führt die Menschheit zurück zu ihrem vorgeschlechtlichen Narzißmus und setzt sich selbst in den Stand von Platons bisexuellen Kugelmenschen! Postmoderne pur!
Das Flintenweib hat eine kürzere Geschichte als manche glauben. Säbelweiber (Jeanne d'Arc), Dolchdiven (Ch. Corday) oder Schlangen-Frauen (Kleopatra) gab es schon länger - doch war der jeweils mitgelieferte Phallus ja schon a priori nicht 'schußfähig', impotent, libidinös und gender-technisch daher Kleingeld, Pipifax! Weibliche Bogenschützen wie die Amazonen scheinen aussichtsreicher, jedoch vor gewisse ontogenetische Problemchen gestellt: denn eine ordentliche Bogenschützin wird nur, wer sich schnippschnapp eine, besser noch alle beide "Dutt'n" (O-Ton Ö) absäbelt - und schon wäre die androgyne Einheit von Weiblichem und Männlichem dahin, die Frau ein halber Mann, unbeduttet, und somit einfach nicht - flintig genug, oder sagen wir es ruhig: nicht schwul genug.
Flintenweiber gibt es also konkret erst, seit es Flinten gibt; und natürlich auch erst seit es "Weiber" (R. Petry) gibt. Damen, Ladies, Demoiselles oder sogar Demimondaines sind einfach nicht weibisch genug; es geht um verhurte, verruchte und völlig schandbare, verrottete und verkorkste, gelegentlich gar pudernackichte Geil-Kokotten! Erst die totale Verkommenheit macht aus der Pistolen-Primadonna, aus der Gewehr-Gebieterin eine achtbare Abschieß-Maus.
Frühes Flintenweib: Martha Jane Cannary-Burke, genannt: Calamity Jane!
Also: mit Flintenfrauen allein ist es nicht getan. Was kümmert uns eine Biathlon-Weltcup-Gewinnerin, wenn auch jeder Schuß ein Treffer ist! Zuhause interessiert sie sich dann doch nur wieder für die sattsam bekannten drei Ks: Katzen, Kichern, Kinderschokolade, spendet an Amnesty und findet die jetzige Außenpolitik der amerikanischen Reigerung nicht so gut. Flinten in Damenhand werden umgehend banalisiert, ähnlich den erzlangweiligen "Waffen einer Frau" (die drei S: Schmollen, Schminken, Schokolade). Mit Flintenspaß hat das alles nichts zu tun.
Lesen wir doch die Biographie eines richtigen Flintenweibs wie z.B. von o. g. 'Calamity Jane', immerhin gibt es "LIFE AND ADVENTURES OF CALAMITY JANE - BY HERSELF" als kostenlosen eText bei Projekt Gutenberg (http://www.gutenberg.org/dirs/etext96/cjane10.txt). Kaum emigirert sie mit der Familie aus Missouri nach Montana, ist sie schon bei der Jagd dabei: "I was at all times with the men when there was excitement and adventures to be had. By the time we reached Virginia City I was considered a remarkable good shot and afearless rider for a girl of my age". Flintenhaft geht es weiter "swam across the stream several times merely to amuse myself and have had many narow escapes from having both myself and pony washed away to certain death" Wenig später geht sie schon zusammen mit General Custer auf Rothäutejagd, wo sie "soon got to be perfectly at home in men's clothes". Nach vielen Gemetzeln an den natives lernt sie schließlich in Fort Laramie William "Wild Bill" Hickock kennen, seines Zeichens ebenfalls passionierter Büffel- und Indianermetzger, der noch heute in Disneyworld Orlando Florida eine dämliche Dressurnummer vorführt. So tief kann man sinken! Immerhin stirbt Bill kurze Zeit später, sodaß sich Jane ganz ihrem Hobby, dem Appachen-Abschlachten widmen kann, z.B. in Deadwood, in Miles City und anderswo.
Wie man sieht: Flintenweiber sind keine grauen Mäuse, sondern fest verankerte, stahlharte Achterdübel im Fugenverputz der Geschichte! Vielleicht kann dieses Forum ein wenig Licht in die oft ein wenig seltsame, jedoch sexye Welt der Flintenweiber werfen.