Beliebte Schiffsunglücke

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General Amnestie
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Beliebte Schiffsunglücke

Beitrag von General Amnestie »

Heute: Die Seawise University, formerly known as Queen Elizabeth.

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Als gegen Ende der 60er immer weniger Passagiere gewillt waren, transatlantische Überquerungen per Schiff zu bestreiten, fuhr die Queen Elizabeth nur noch Verluste ein.
1970 wurde sie an eine Gruppe von Geschäftsleuten verkauft. Der Hauptinvestor, C. Y. Tung, wollte den Passagierdampfer in eine schwimmende Universität umbauen; daher ihr neuer Name "Seawise University" (Seawise ist ein Wortspiel mit den Initialen C. Y.).
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Noch bevor die Arbeiten an ihr im Hafen von Hong Kong abgeschlossen werden konnten, brach am 9. Januar 1972 ein Feuer aus.
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Weder die Schiffsfeuerwehr noch die des Hafens konnte den Brand unter Kontrolle bringen.
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Am Ende kenterte die Seawise University sogar.
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Nach einem Gastauftritt im James Bond Film "The Man With The Golden Gun" (als geheimes MI6 Hauptquartier) wurde sie zerlegt und aus dem Hafen entfernt.


Weitere schöne Bilder und ein Augenzeugenbericht
Zuletzt geändert von General Amnestie am Di Aug 03, 2004 2:05 pm, insgesamt 1-mal geändert.
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General Amnestie
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Beitrag von General Amnestie »

<b>Heute: Die <i>General Slocum</i></b>

<img src="http://www.general-slocum.com/webimages ... Wilson.jpg">

Die tragische Geschichte beginnt in eimem Stadtteil der New Yorker Lower Easte Side: Kleindeutschland, oder Little Germany genannt.
Die dort gelegene St. Mark's Lutheran Church veranstaltete am 15. Juni 1904 - wie in jedem Jahr - einen Ausflug, um das Ende des Sonntagsschuljahres zu feiern. Das Dampfschiff <i>General Slocum</i> wurde gechartert, um die Ausflügler nach Locust Grove auf Long Island zu bringen.
Als das Schiff auf dem East River die Höhe der 90. Straße passierte, brach an Bord ein Feuer aus. Die in Brandfallübungen völlig ungeübte Crew konnte die Flammen nicht löschen. Die völlig verrotteten Wasserschläuche an Bord erwiesen sich dabei als wenig hilfreich, da sie durch den Wasserdruck zerbarsten.
Nach zehn Minuten informierte man auch den Kapitän,
<img src="http://www.general-slocum.com/webimages ... "width=300>
William Van Schaick.
Aus Furcht, die Öltanks entlang des East Rivers in Brand zu setzen, entschied sich Van Schaick, mit Höchstgeschwindigkeit das Ufer von North Brother Island anzusteuern. Der Fahrtwind fachte das Feuer nur noch mehr an. Kaum einer der Passagiere konnte schwimmen, und der Kork in den uralten Schwimmwesten war schon völlig zerfallen, sodass sie ihre Träger nur noch in die Tiefe zogen.
<img src="http://www.failuremag.com/images/genera ... _cover.jpg">
Als die <i>General Slocum</i> endlich das Ufer erreichte stand sie bereits vollständig in Flammen. Von den 1.300 Passagieren kamen 1.021 in Feuer und Wasser ums Leben.
Gleichzeitig bedeutete diese Katastrophe das Ende von Little Germany. Beinahe jeder hatte Verwandte verloren, zahlreiche Selbstmorde folgten, und die unglückselige Gemeinde zerstreute sich.

Jahre später wurde die <i>General Slocum</i>-Katastrophe Bestandteil eines Gangsterfilms (Manhatten Melodrama), dessen Protagonisten (einer davon gespielt von Clarke Gable) durch den Untergang zu Waisen wurden.
Und genau dieser Film sollte es sein, den
<img src="http://www.general-slocum.com/webimages ... Poster.jpg">
John Dillinger als Letztes zu sehen bekam, denn beim Verlassen des Kinos bereitete ihm am 22. Juli 1934 das FBI ein Ende im Kugelhagel.

Ausführliche Informationen finden Sie <A TARGET=_blank HREF="http://www.general-slocum.com/0home.htm">hier</A>.
Zuletzt geändert von General Amnestie am Mo Dez 01, 2003 3:35 pm, insgesamt 1-mal geändert.
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General Amnestie
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Beitrag von General Amnestie »

<b>Heute: Die <i>Princess Alice</i></b>

<img src="http://www.people.freenet.de/bilderlage ... alice1.jpg">

Am Abend des 3. Septembers 1878 befand sich die <i>Princess Alice</i> auf dem Rückweg von Gravesend, Kent,(auf dem Friedhof der dortigen St George's Church liegt übrigens Pocahontas begraben) nach London Themse aufwärts. 700 bis 800 Passagiere waren an Bord, als sich der Vergnügungsdampfer seinem nächsten Halt, Woolwich, näherte. Ob es ein Manövriermißvertändnis oder die tückische Strömung bei Tripcock Point war; um etwa 19.30 wurde die <i> Princess Alice</i> Steuerbord mittschiffs vom Frachtdampfer <i>Bywell Castle</i> gerammt.
<img src="http://www.people.freenet.de/engelstrom ... alice2.jpg">
Unter der Wucht des dreieinhalb mal größeren Schiffes zerbrach die <i>Princess Alice</i> und ging sofort unter.
<img src="http://www.people.freenet.de/engelstrom ... alice3.jpg">
Da der Frachter seine Ladung in London gelöscht hatte, lag er viel zu hoch im Wasser, als dass er die Ertrinkenden hätte aufnehmen können. Herbeieilende Schiffe konnten etwa 70 Menschen retten.
In den nächsten Tagen wurden 650 Leichen geborgen.
<img src="http://www.people.freenet.de/engelstrom ... alice4.jpg">
Noch heute erinnert eine Gedenkstätte in Woolwich an das größte Unglück der britischen Flußschiffahrt und auch dieses Gedicht (müssen Sie nicht lesen, hat aber schon ein paar schöne Stellen):

<b>The Foundering of The Princess Alice.</b>

There's a rippling wave and a sparkling spray
As the fair ship steams along
It is seemly to close the festive day
With the measures of dance and song.
But, ah! those lips will be silent soon,
And the music hushed in that bright saloon.

As they're wafted to shore on the evening breeze
How happy those voices sound!
There is nothing the listening ear can please
Like a pleasure-boat homeward bound
There is laughter on deck - there is love below -
Ah! little their danger the doomed ones know!

They are midway now, on the Thames' broad stream,
And above them a clear, calm sky:
Hark! heard you not then a dismal scream,
And the shouts - as of agony?
The river runs - but the music's gone -
Two ships have met - and there floats just one!

Oh! weep for the fate that befel the gay,
For the young who too earl died,
For manhood and beauty swept vaway
By that cold, unpitying tide!
Weep for fond bosoms forced to part,
For the desolate home, and the broken heart!

And weep for that frenzied last embrace,
Round the covering infant press'd -
Ah! take the slime from her pallid face,
And the lifeless babe from her breast!
And weep for the minstrel mute and chill,
For the shattered harp that's forever still.

Yet work while ye weep! on the saved attend,
Your solace the orphans crave;
To the friendless give - what he lost - a friend;
To the drowned - what they want - a grave!
Oh! Woolwich - they deeds in these late sad hours
Point stranger to Heaven than all thy towers!

It is sweet when the Royal Lady sends
Her message of Queenly love;
It is sweeter when faith with a prayer ascends
To a higher throne above.
May He who the issues of life controls
Have mercy on those eight hundred souls.


Die <i>Bywell Castle</i> setzte ihre Seefahrtskarriere nur noch ein paar Jahre fort. Am 15. Januar 1883 verließ sie Alexandria und wurde seit dem nicht wieder gesehen. Man nimmt an, dass sie im Golf von Biscaya mit Mann und Maus gesunken ist.

Und jetzt können Sie den Weltgeist einen elenden Pedanten nennen, aber die Namensgeberin der <i>Princess Alice</i>, die dritte Tochter Königin Victorias, Princess Alice Maud Mary,
<img src="http://www.zodiacal.com/royalty/6322.gif">
mittlerweile Großherzogin von Hessen und bei Rhein, verstarb nur 102 Tage nach "ihrem" Schiff am 14.12. desselben Jahres 1878 an Diphterie.
Zuletzt geändert von General Amnestie am Di Aug 03, 2004 2:08 pm, insgesamt 2-mal geändert.
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Knolle
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Beitrag von Knolle »

General, ich erkläre diesen mit sofortiger Wirkung zu meinem Lieblingsstrang. Ich werde stöbern, ob ich Konstuktives beitragen kann, das Thema entzückt mich.
bob
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Beitrag von bob »

die versenkung der lusitania, 1915



<img src="http://www.canadian-numismatic.org/Lusitania-Box.gif">

1915, deutscher u- boot- krieg gegen grossbritannien. die kaiserlich- deutsche botschaft warnt international vor transatlantischen schiffsreisen unter britischer flagge und der seiner verbündeten.

<img src="http://www.iwm.org.uk/online/lusitan/images/newscut.gif">

am 7. mai torpediert das deutsche boot u20 unter kommandant schwieger nahe der irischen küste den englischen dampfer lusitania, dieser sinkt innerhalb von 18 minuten und reisst 1198 passagiere und besatzungsmitglieder, darunter 124 us- bürger, mit in den tod. daraufhin mehren sich in den usa die stimmen für einen kriegseintritt derselben.
lediglich 761 menschen können von herbeieilenden fischerbooten gerettet werden. die begebenheit wird von den jeweiligen kriegsparteien zur propaganda genutzt, wobei die "illustrierte unterhaltungs- beilage" nicht davor zurückschreckt, zwar über die lusitania zu berichten, dazu jedoch ein bild der tltanlc zu drucken.

<img src="http://ocean-liners.schuminweb.com/imag ... nia-09.gif">

der amerikanische cartoonist winsor mccay ( "little nemo" ) widmete der geschichte des schiffes die animation ( -es hat hoffentlich niemand etwas anderes von mir erwartet- ) "the sinking of the lusitania", die als erster zeichentrickfilm in spielfilmlänge gilt. eigentlich als propagandafilm gedacht, beendete mccay seine arbeit aber erst 1918, quasi zeitgleich mit dem ende des ersten weltkriegs, womit er die frage nach der grundsätzlichen tauglichkeit des zeitaufwendigen genres trickfilm für propagandistische zwecke aufwarf.

<img src="images_non_phpBB2/t992/winsor_mccay05.jpg">
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Brian
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Beitrag von Brian »

Ganz toller Strang. Auch meiner Anerkennung können Sie sich sicher sein, Herr General.

Das Schicksal der Tirpitz ergründete ich schon mit zarten 13 Jahren. Damals las ich das Buch 'Versenkt die Tirpitz', welches sich in der reichhaltigen Bibliothek meines Vaters befand.

Die Einsatzmöglichkeiten der TIRPITZ waren von Anfang an sehr beschränkt. Ab Indienststellung 1941 lag sie als »ship in being« ausschließlich in norwegischen Fjorden, um allein durch ihre Anwesenheit und ständige Drohung für alliierte Geleitzüge nach Murmansk erhebliche feindliche Flotten- und Luftstreitkräfte zu binden.

<img src="http://www.lexikon-der-wehrmacht.de/Bil ... pitz-4.jpg" width="500">

Die TIRPITZ wurde - trotz aller aktiven und passiven Schutzmaßnahmen - Ziel von Schwerpunktangriffen feindlicher Luftstreitkräfte und von Kleinst-U-Booten, die dann auch im November 1944 zu ihrer Versenkung führten.

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Der Untergang der Tirpitz am 12 November 1944 forderte 971 Menschenleben. Da die Tirpitz nicht vollständig sank sondern kenterte, konnten weitere 87 im Schiffsinneren eingeschlossene Seemänner durch den Einsatz technischer Hilfmittel gerettet werden. An der von den Alliieren genannten Operation "Catechism" nahmen 31 Lancaster-Bomber vom 9 und 617 Squadron teil - sie erlitten keine Verluste.

<img src="http://www.bismarck-class.dk/tirpitz/ga ... reck02.jpg" width="500">

Das Wrack der Tirpitz wurde in den Jahren 1948 - 1957 von einem norwegischen Bergungsunternehmen abgebrochen. Das Unternehmen zahlte 120.000 norwegische Kronen für ein Schiff, für das sich die Deutschen "Die Butter vom Brot" sparten.

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Haach, Herrlich! Äh... naja...Und noch soviel Platz hier! Hallo Hallo Test Eins Zwo Test Hallo Hallo Ich grüße meinen Kegelclub: Acht ums Vordereck!
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Ästhetisierungstrend
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Beitrag von Ästhetisierungstrend »

Eine Hecke aus Rosen, der Schmuck eines Gartens auf der Klippe, zwischen deren einzelnen Stauden man den weiten Fahrweg des Meeres übersieht, den ein Dampfer durchquert: das Schiff braucht so lange Zeit, um auf der blauen Horizontlinie zwischen zwei Stielen dahinzugleiten, dass ein träger Schmettrling, der eben noch zögernd im Kelch der Blüte hängt, über die der Rumpf des Fahrzeugs sich schon längst hinausgeschoben hat, mit seinem Abflug ruhig warten kann - selbst wenn er mit Sicherheit vor dem Schiff ankommen will - bis nur noch ein winziger Streifen Azur dessen Bug von dem nächsten Blüttenblatt trennt, dem es entgegenfährt. Er fliegt indessen nicht ab, das Schiff versinkt in der grünen Schlucht.

Leider konnte ich keine Bilder, die dieses Unglück dokumentieren, ausfindig machen.
L'art pour l'art
Mac
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Beitrag von Mac »

Bei Schiffsunglücken darf man auch lyrische Ansichten derselben vergessen. Ein alter Klassiker ist da immer noch "John Maynard" von Fontane:
John Maynard

John Maynard!
"Wer ist John Maynard?"
"John Maynard war unser Steuermann,
Aus hielt er, bis er das Ufer gewann,
Er hat uns gerettet, er trägt die Kron',
(...)*
Er starb für uns, unsre Liebe sein Lohn.
John Maynard."

*vom Moderator gekürzt
von Tanne

Beitrag von von Tanne »

Es ist zwar kein Schiffsunglück, aber dennoch irgenwie maritim, tragisch und immerhin mit Bild:

Bild
Theodor Fontane

Die Brücke am Tay


28.Dezember 1879

When shall we three meet again?
Macbeth
"Wann treffen wir drei wieder zusamm?"
"Um die siebte Stunde am Brückendamm."
(...)*
"Tand, Tand
Ist das Gebilde von Menschenhand."
Q. (zu faul sich anzumelden)

*vom Moderator gekürzt
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General Amnestie
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Beitrag von General Amnestie »

Flaschenöffner!
Ist zwar kein Unglück und auch kein Schiff, weder maritim, tragisch oder von Fontane, aber immerhin irgendwas.
(Leider auch ohne Bild)


Zwar ausgeschlafen, aber sehr, sehr müde.
Gen. Amnestie
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bob
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Beitrag von bob »

walfänger essex, 1820


über ein jahrhundert lang, von ca 1750 bis 1850, ist die kleine insel nantucket, ungefähr 40 kilometer vor der südküste neuenglands gelegen, zentrum des weltweiten waltranhandels und in dessen blüte heimat einer flotte von über 70 walfangschiffen, so auch der essex.

<img src="http://www.synthetic-images.com/Images/ ... width="300">
die essex

der bis dato glückvolle dreimaster essex sticht am 12. august 1819 unter kapitän georg pollard junior in see, um in einer erwarteten zweieinhalbjährigen fahrt im stillen ozean pottwale zu jagen. nach erfolgreichem tun vor den küsten chiles und perus sind bereits 800 fässer tran eingebracht, als am 20. november 1820, mehr als 1600 kilometer westlich der galapagosinseln, das unglück geschieht:
ein pottwalbulle, laut augenzeugen 28 meter lang*, löst sich aus der gejagten herde und rammt, wie es scheint mit voller absicht, die essex zwei mal. ein dadurch in die rumpfplanken gerissenes leck lässt das schiff sinken. die besatzung, 20 mann, rettet sich in drei kleine, für die direkte harpunenjagd ausgerichtete boote, versucht eilig segel anzubringen und proviant von der essex zu schaffen. ihr steht eine dreimonatige odyssee bevor, die sich über 5000 kilometer erstreckt.
die boote verlieren sich bald aus den augen, der proviant ist knapp und verdirbt schnell. versuche, delfine zu fangen scheitern, die männer trinken schildkrötenblut und eigenen urin, essen rohe muscheln und ihre verstorbenen kameraden. auf einem der boote wird zu diesem zweck sogar ein mann erschossen. am ende übberleben acht, sie werden am 18. und 23. februar 1821 von den schiffen brigg indian und dauphin gerettet.
bereits knapp ein jahr später veröffentlicht der zum zeitpunkt der geschehnisse 22jährige erste offizier der essex, owen chase, seine erinnerungen als das buch "narrative of the most extraordinary and distressing shipwreck of the whaleship essex of nantucket", welches herman melville zu seiner erzählung "moby dick" inspiriert.

<img src="http://www.pbs.org/odyssey/images/class ... o_05_b.jpg"> <img src="http://www.internationalposter.com/vint ... l02599.gif">
chase, der ältere, und moby dick 1956

ein jahr vor seinem tod 1869 wird chase gerichtlich für schwachsinnig erklärt; er hortet, eine spätfolge des unglücks, lebensmittel in seinem zimmer, aus furcht, jemals wieder hungern zu müssen.


*der grösste vermessene pottwalbulle wurde 1950 vor den kurilen von einem sowjetischen walfänger erlegt, er war 20,7 meter lang. knochenfunde belegen jedoch, dass jene tiere in früheren jahrhunderten durchaus auch weitere längen erreichten, beziehungsweise, im umkehrschluss, dass der pottwal schrumpft.

<img src="http://www.ralphmag.org/1/whale-smiling ... width="400">
pottwal, abbildung ähnlich
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FinnCrisp
Beiträge: 1026
Registriert: Di Jun 03, 2003 12:32 pm

Beitrag von FinnCrisp »

Auch Neuseeland, genauer: die Hauptstadt Wellington hat ein beruehmtes Unglueck zu bieten. Das Schicksal der Faehre TEV Wahine, die 1968 im Zuge eines unbarmherzigen Unwetters umkippte.

http://www.wcl.govt.nz/wellington/wahine.html
I drove downtown, scanning the alleys until I saw a rail-thin Mexican kid standing by a dumpster wearing a St. Louis Rams jacket. The kid was wearing the jacket, not the dumpster.
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The Mars Volta
Beiträge: 606
Registriert: Di Jun 24, 2003 4:20 pm
Wohnort: Bilk S

Beitrag von The Mars Volta »

Die Mary Celeste



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1861 lief das Schiff als »Amazon« vom Stapel. Der erste Kapitän starb 48 Stunden nach der Registratur des Schiffes, auf der Jungfernfahrt, und auch später geschahen einige Unfälle. 1867 strandete das Schiff an der neuschottischen Küste und wurde dabei schwer beschädigt. Es wurde repariert, verkauft, und lief an der gleichen Stelle erneut auf Grund...

Dann wurde es von dem New Yorker Reeder James Winchester gekauft und erhielt den Namen »Mary Celeste«.
Das Geisterschiff

Kapitän Benjamin Briggs wollte mit dem Zweimaster »Mary Celeste« 1771 Fässer mit reinem Alkohol über den Atlantik befördern. Die »Mary Celeste« startet am 07.11.1872 in New York, das Ziel ist Genua. Mit an Bord sind BriggsŽ Frau, seine Tochter und 7 Seeleute.


4 Wochen später wird das Schiff gesichtet. 590 Seemeilen vor der Küste Gibraltars treibt das Schiff führerlos aber seetüchtig umher. Keine Menschenseele ist an Bord, aber auch keine Leiche(n)...
Was war geschehen? Schon oft wurde darüber spekuliert, man sprach von einem Geisterschiff...


1913 vermutete ein Seegericht, dass eine Choleraepedemie die Besatzung getötet hätte. 1967 kam ein Versicherungsexperte von LloydŽs zu dem Schluß, dass Kapitän Briggs mit der Besatzung das Schiff verließ, weil er wegen der Alkoholdämpfe eine Explosion befürchtete. Während das Schiff mit offenen Luken durchlüftet wurde, könnte ein Sturm das Beiboot zum Kentern gebracht haben.


Dagegen sprechen das Zurücklassen von Sextant und Chronometer sowie das Hissen zweier Segel...


Mehrmals wechselt das Schiff den Besitzer. 1884 läuft es mit seinem Besitzer und Kapitän Gilman C. Parker in Westindien auf ein Riff und sinkt. Parker stirbt bald darauf unter dem Verdacht des Versicherungsbetruges, der Erste Maat wird wahnsinnig und der Zweite Maat nimmt sich das Leben...
Ror Wolf

Beitrag von Ror Wolf »

»Rauchende Hände« - Eine Havarie

Der Kapitän schlug das Logbuch zu, das alles ginge ihn nichts an. Die Wellen fegten die Liegestühle vom Promenadendeck, die Passagiere saßen noch immer in guter Stimmung im Speisesaal. Plötzlich aber auch Flammen aus einer Luke des mittleren Decks, ich schrie etwas. Was wollen Sie hören? fragte der Kapitän. Er stand mit dem Sprachrohr am Steuer, jawohl, das schien wirklich Pelzer zu sein, der dort stand und das Sprachrohr erhob, sieben Uhr abends. Beruhigung, rief er, Ordnung, Überlegung; Worte von denen viel abzuhängen schien: Dämmerung, Witterung, Erschütterung; das leuchtete allen ein, wie man sah, und während die Flammen knisterten knatterten flackerten prasselten loderten meckerten brutzelten röchelten rief er: Angelegenheit Kleinigkeit, jederzeit Sicherheit. Jetzt wurde die unternommene Seereise allgemein bereut, die Passagiere standen zusammengedrängt in finsterer Erwartung mit aufgehobenen Armen in ihren Abendtoiletten. Übersicht, Zuversicht, fürchtet nicht, rief er mit kühlem Kopf, während die Spanten zerknackten, die Bolzen heraussprangen, die Bullaugen barsten und die Dampfkessel schrien. Kopf bewahrt, rief er, nicht gespart, volle Fahrt.

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Das Schiff dampfte jetzt gegen den Wind, der Qualm wurde gegen das Hinterdeck getrieben, derart, daß nun dem erwähnten Kapitän das Steuern beschwerlich fiel. Er hustete stark, und plötzlich schien dieser Mann einen besonderen Einfall zu haben, er hob das Sprachrohr und gab den Befehl zu wenden. Das Manöver gelang, aber die vergrößerte Geschwindigkeit des Schiffes, das nun vom Wind getrieben wurde, machte das Feuer vollends übermächtig, und darum gab der Kapitän den Befehl zu wenden. Um den verdoppelten Rauch, der die Lenkung des Schiffes nun tatsächlich erschwerte, zu vertreiben, befahl der Kapitän freilich augenblicklich zu wenden. Dieser Befehl wurde ausgeführt, aber jetzt vergrößerte sich die Geschwindigkeit des Schiffes derart, daß die Notwendigkeit, die Maschine zum Stillstand zu bringen, auf der Hand lag. Es zeigte sich aber, daß der Raum, in dem sich der Hebel befand, der zur Stillegung vorgesehen war, schon in Flammen stand, und da die Maschine nicht mehr zu erreichen war, blieb nichts andere übrig, als zu wenden, um durch diese Maßnahme dem Schiff die Geschwindigkeit zu nehmen. Freilich war nach der Ausführung dieser Anordnung sogleich ein neues Wenden erforderlich, um die Rettungsboote zu lösen, die durch das vorangegangene Manöver vom Feuer bedroht wurden. Das Aussetzen der Boote, die obendrein unzweckmäßig befestigt waren, wurde durch die beschleunigte und sich immer noch steigernde Geschwindigkeit des Schiffes allerdings erschwert, deshalb wurde ein neues Wenden veranlaßt, um jetzt, als der Wind umschlug, das Feuer von den Booten hinwegblasen zu lassen. Aber nicht nur der Wind schlug um, auch die Boote schlugen um, und als die Passagiere im Wasser trieben, mit nassen Schreien und hochgehobenen Armen, kam der Befehl, zu wenden. Allerdings kam das Schiff auf diese Weise gegen den umschlagenden Wind zu liegen, an Rettung war nicht zu denken, und der Kapitän, der die Lage übersah und sah, daß es nichts mehr zu retten gab, faßte jetzt den Entschluß, zu wenden, um mit erhöhter Geschwindigkeit einen Hafen, den er in der Nähe vermutete, anzulaufen. Freilich erkannte er bald, daß er sich in der Richtung geirrt hatte, der Hafen, an den er dachte, lag auf der anderen Seite, also entschloß er sich jetzt, zu wenden. Er gab den Befehl mit großer Kaltblütigkeit, nur an die Rettung der übrigen Passagiere denken, unter denen auch ich mich befand. Ich sah ihn das Rad mit Gelassenheit drehen, das letzte Boot wurde zu Wasser gelassen, auch ich saß darin, wir fuhren dahin und entdeckten sogleich im vorderen Teil des Bootes ein kopfgroßes Loch, also zogen wir unsere Kleider aus, um es zu stopfen. Aber dann, einen Augenblick später, entdeckten wir im hinteren Teil dieses Bootes ein womöglich noch größeres Loch, also zogen wir unsere Kleider aus, um es zu stopfen. Doch eine Zeit später, als es gar nichts mehr auszuziehen gab, um etwas zu stopfen, entdeckten wir im Boden des Bootes das dritte, womöglich das größte Loch. Und während dieses Boot lautlos versank, wendete das Schiff, den Befehlen des Kapitäns entsprechend, und fuhr davon.
<img src="http://floridamaritimelawyers.com/Boati ... _fire1.jpg">
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Knolle
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Beitrag von Knolle »

Die Schweden beweisen souveränen Umgang mit einer der peinlichsten Pannen in der Geschichte des Schiffbaus: Sie haben ein Museum um die Vasa gebaut. Das Kriegsschiff sollte 1628 die rivalisierenden Mächte das Fürchten lehren, sorgte mutmaßlich aber nur für hämisches Gelächter an allen Küsten. Es legte in seinem kurzen Dasein als schwimmendes Bauwerk knapp eine Seemeile zurück.
Nach drei Jahren Bauzeit unter ständigem Drängeln des Königs war es endlich so weit: Die Vasa sollte zur Jungfernfahrt aufbrechen. Es war kein Aufwand gescheut worden, allein für den Rumpf wurden 1.000 Eichen gefällt. Mit 64 Kanonen auf zwei Batteriedecks war sie das mächtigste Kriegsschiff ihrer Zeit. Ballast und Kanonen waren an der Ausrüstungspier gegenüber vom königlichen Palast übernommen worden. Am Sonntag, dem 10. August 1628, wurde vor dem Ablegen ein letzter Stabilitätstest vorgenommen: 30 Männer liefen an Deck hin und her. Nach dem dritten Mal musste der Test abgebrochen werden, weil das Schiff zu stark schwankte. Der anwesende Flotillenadmiral Klas Fleming konnte sich trotzdem nicht entschließen, das Auslaufen zu verhindern. Schließlich warteten bei schönem Wetter und schwachem Wind nicht nur zahlreiche Stockholmer darauf, das neue Prachtschiff fahren zu sehen, auch zahlreiche ausländische Gesandte säumten die Ufer. Der König selbst weilte allerdings in Preußen und ersparte sich den folgenden Anblick.
Kapitän Söfring Hansson ließ vier der zehn Segel setzen, gemächlich setzte sich die Vasa in Bewegung. An Bord waren zur Feier der Jungfernfahrt neben rund 100 Mann Besatzung Familien von Schiffsoffizieren. Unter Salutschüssen glitt das Schiff in Richtung Ostsee. Es war noch nicht weit gekommen, als eine Böe das Schiff traf und auf die Seite legte. Die Stückpforten, noch geöffnet vom Salut, boten dem Wasser freie Bahn ins Schiffsinnere. „Mit gehissten Segeln, Flaggen und allem“, so ein Augenzeuge, sank das Schiff binnen weniger Minuten. 30 bis 50 Menschen ertranken.

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Das Unglück wurde untersucht, aber weil alle Beteiligten glaubhaft machen konnten, ihre Pflichten gewissenhaft erfüllt zu haben, wurde kein Schuldiger benannt. Das Schiff war wegen seiner Maße schlicht und ergreifend unbrauchbar. Das zweite Kanonendeck verschob den Schwerpunkt so weit nach oben, dass es nie eine Chance hatte, seetüchtig zu werden.
1961 wurde die Vasa gehoben, heute steht sie in einem eigenen Museum. Archäologen suchen noch nach geeigneten Verfahren, um ihren Verfall nach mehr als 300 Jahren in der Ostsee aufzuhalten.

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