Gestern (27.04.) tappte die FAZ in eine beliebte Wunder-von-Bern-Falle, und stellte (leider nicht online) zwischen Kohlmeyer und Morlock auch den Hoffnungsträger aus Radebeul, Karl May (112).
Einen Tag später wählte die taz einen anderen Weg: Nach 325 Bundesligaspielen für Eintracht Frankfurt und Bayern München geradewegs für die Grünen in den Bundestag und nun Fraktionsvize:
Derweil hat die Initiative "Hanau selber kaufen" ihre erste Million Euro zusammen: Bislang zeichneten 8.092 Bürger eine "Kaufbeteiligung". Ein Sprecher erklärte, man werde "den Druck weiter erhöhen", bis das Geschäft offiziell vom Tisch sei. Das wünschen sich auch die beiden grünen Fraktionsvizechefs Norbert Nachtwei und Reinhard Loske. Sie forderten Siemens auf, "die Anlage endlich zu verschrotten".
«Kölner Stadt-Anzeiger»: «Wehrlos in den Untergang»
«Lübecker Nachrichten»: «Schlimmer geht's nicht»
«Magdeburger Volksstimme»: «Deutsches Team wird zur Lachnummer»
«Mannheimer Morgen»: «Irgendwo zwischen peinlich und desaströs»
«Märkische Allgemeine»: «Ein Debakel»
«Mitteldeutsche Zeitung»: «Waterloo in Draculas Heimat»
«Nordwest-Zeitung Oldenburg»: «Peinlicher Auftritt in Bukarest»
«Rhein-Zeitung»: «Völler-Elf völlig daneben»
«Sächsische Zeitung»: «DFB-Elf zerstört mit 1:5 in Rumänien die Hoffnungen auf eine erfolgreiche EM»
«Schwarzwälder Bote»: «Rudis Elf eine Lachnummer»
«Stuttgarter Nachrichten»: «Das Team bot einer Vorstellung, wie man sie sonst nur von San Marino oder Liechtenstein gewohnt ist»
«Süddeutsche Zeitung»: «Gepeinigt und entlarvt in Bukarest»
«Südwestpresse»: «Totalschaden auf dem Weg zur EM»
«Thüringer Allgemeine»: «Rufschädigung»
«Thüringische Landeszeitung»: «DFB-Kicker blamieren sich bis auf die Knochen»
«tz»: «Deutschland abgeschlachtet!»
«WAZ»: «Super-Blamage vor der EM. Demontage, Desaster, Debakel»
«Westdeutsche Zeitung»: «Für diese Pleite gibt es noch nicht einmal den Ansatz einer Erklärung»
«Westfälische Rundschau»: «Die DFB-Elf als Lachnummer»
Rumänien:
«Onlinesport»: «Rumänien hat mit Deutschland den Boden gewischt.»
«Gazeta Sporturilor»: «Gebt uns den Startplatz bei der EM! Wenn man Deutschland erniedrigt, muss man diesen Augenblick auskosten. Intensiv und ohne Zurückhaltung. Wir haben ihnen den Rauch aus den Köpfen geschlagen.»
«Ziua»: «Germania kaputt»
«Jurnalul National»: «Ohne drei unserer besten Spieler haben wir den Vize-Weltmeister mit Füßen getreten.»
«Prosport»: «Unsere Galaktischen»
«Libertatea»: «Wir haben Deutschland eingeholt.»
Spanien:
«Marca»: «Rumänien massakriert eine indisponierte deutsche Mannschaft.»
«El Mundo»: «In einer Phase, in der es darum geht, bei den eigenen Anhängern Erwartungen zu wecken und den Gegnern Respekt einzuflößen, zeigten die Deutschen eine Horror-Partie. In den Wetten für die EM wird ihr Kurs nun rapide sinken.»
«El Mundo Deportivo»: «Rumänien demütigt Deutschland.»
England:
«The Guardian»: «Erniedrigtes Deutschland erhält 5-Sterne-Abreibung.»
«The Independent»: «Kahn beklagt 5:1-Schande.»
«The Daily Telegraph»: «Deutschland überrollt.»
Frankreich:
«Le Parisien»: «Gedemütigtes Deutschland kassiert schallende 5:1- Ohrfeige.»
Niederlande:
«Voetbal International»: «Die Mannschaft von Rudi Völler bekam mit 5:1 eins auf die Hose.»
«De Gelderlander»: «Bondscoach Advocaat ist weiter als Völler.»
«De Telegraaf»: «Deutschland kriegt die Ohren gewaschen.»
«de Volkskrant»: «Blamage für die deutsche Fußball-Elf.»
«Algemeen Dagblad»: «Deutschland geht unter.»
Tschechien:
«Mlada fronta Dnes»: «Deutsche Schande in Bukarest.»
«Pravo»: «Fünf Rumänen-Tore schocken die Deutschen.»
Diese ganzen klugscheißenden Presseschwuletten. Am Ende werden unsere Jungens eh wieder Vizeeuropameister oder vielleicht sogar Europameister.
Sportjournalisten suchen neue Synonyme für "Pleite" und "Debakel". Sonst droht desaströses Abschneiden bei nächster Journalisten-EM. Und damit der Abstieg des Standortes Deutschland in die B-Gruppe.
Die Abiturprüfungen haben begonnen. Die Schüler müssen zeigen, was nach 12 oder 13 Schuljahren hängen geblieben ist. Eine späte Reifeprüfung unter ZEIT-Redakteuren beweist, dass man auch nach Jahrzehnten vor allem eines nicht vergisst: Die Eselsbrücken
Und jetzt kommen alle möglichen. Meistens die schlechteren.
Wir blättern uns dennoch durch, bis fast zum Ende, bis zu diesem pons asini:
Crescet
(C-förmige Mondsichel: Er nimmt ab)
Decrescet
(D-förmige Mondsichel: Er nimmt zu)
Bildungsbürger sind eben nicht immer auch gebildete Bürger. Sondern vermutlich solche, die auch die "Wasserträger"-Anspielung in der neuesten Superlupo nicht verstehen. Oder hab ich Esel die Ironiesignale auf der Brücke übersehen? Aber was macht denn jetzt einen Bildungsbürger aus? Bitte, ZEIT, erklären Sie mir das mal!
Loïk Le Floch-Prigent hat geschrieben:
Crescet
(C-förmige Mondsichel: Er nimmt ab)
Decrescet
(D-förmige Mondsichel: Er nimmt zu)
... und dann noch flugs umgedreht und man hat das richtige Ergebnis.
Wahrscheinlich hat derjenige Redakteur diesen wichtigen Pfeiler der Eselsbrücke schlicht vergessen. Es ist ja immerhin schon Jahrzehnte her, dass er bei der Abiturprüfung (!) im Fach Astronomie (!!) oder vielleicht sogar Glacial-Kosmogenie (!!!) das gefragt wurde.
A propos gefragt. Ich frag mich, ob Herr Loïk Le Floch-Prigent das nächste mal nicht die Quelle genauer angeben könnte. Man will sowas ja nachlesen.
Da steht es, Herr Rauma! Bitte vielmals um Verzeihung. Die Südhalbkugel (Redakteure aus Deutsch-Südwest, sind halt nicht mehr die Jüngsten) habe ich auch in Erwägung gezogen.
Hm, ich glaube, unter Umstaenden koennte das sogar kein Fehler sein. Da steht naemlich:
Luna mentitur
(lat. Der Mond lügt)
als Ueberschrift zu diesem Spruch.
Natuerlich kann man auch die gute alte deutsche Version verwenden, wo eine Sichel, in die ein kleines a hineinpasst, abnimmt, und eine, in die der obere Teil eines kleinen altmodischen Schreibschrift z passt, zunimmt.
justine hat geschrieben:Hm, ich glaube, unter Umstaenden koennte das sogar kein Fehler sein. Da steht naemlich:
Luna mentitur
(lat. Der Mond lügt)
als Ueberschrift zu diesem Spruch.
Natuerlich kann man auch die gute alte deutsche Version verwenden, wo eine Sichel, in die ein kleines a hineinpasst, abnimmt, und eine, in die der obere Teil eines kleinen altmodischen Schreibschrift z passt, zunimmt.
So hatte ich mir auch immer versucht, das zu merken, habe dann aber irgendwann festgestellt, dass ich eigentlich noch nie so ein Schreibschrift "z" im richtigen Leben gesehen habe, so dass es letzlich auf die Billigregel hinauslaeuft: Laesst sich ein "a" basteln, nimmt er "ab", sonst nimmt er eben "zu". Fertisch.
Bislang haben alle Zeitungen, deren Seiten ich besucht habe, es verabsäumt, die Vorlage, die der FC Porto und sein Torschütze Derlei lieferten, in eine zünftige Wortspielhöllenüberschrift zu verwandeln.
Wo bleiben "Derlei sorgt für Freude in Porto", "Derlei wünscht sich Porto auch in Gelsenkirchen" oder, damit es auch jeder merkt "Derlei(s) Tore reichen"?
Wer derlei findet, bitte melden!
Drei spielende Kinder in Weyhe von Güterzug getötet
Weyhe (dpa) - Beim Spielen auf den Bahngleisen sind bei Weyhe nahe Bremen drei Kinder von einem Güterzug überfahren und getötet worden. Ihr Alter und ihre Identität sind noch nicht bekannt. Der Zugführer steht unter Schock. Zum Hergang des Unfalls konnte er nach Angaben des Bundesgrenzschutzes bislang kaum Angaben machen. Der Zug aus Belgien war auf dem Weg von Osnabrück nach Maschen bei Hamburg. Der Unfall ereignete sich nach Bahnangaben auf freier Strecke. In der Nähe der Gleise befindet sich ein Kinderspielplatz.
In der taz interviewte eine Frau eine andere Frau über die Frauenzeitschrift Brigitte. Die Inteviewte bemerkte unter anderem:
Niemand wertet die Themen Fußball, Sport oder Autos ab, die in Zeitschriften für Männer verhandelt werden.
Sport? Wieso Sport? War jemals von Sport die Rede? Reicht nicht schon der Fußball?
Normalerweise steht da doch was anderes (wobei zwei Varianten möglich sind). War sich die Dame zu fein, die Dinge beim Namen zu nennen? Oder lag es, taz-typisch, an einer pikierten Säzzerin? Oder ist sie in echt der Auffassung, Fußball und Sport hätten nichts miteinander zu tun?
Die "junge Welt" eröffnet vollkommen neue Sparpotentiale für am Abgrund stehende Zeitungen, indem Sie zeigt, wie man ein Interview auch dann noch veröffentlichen kann, wenn es mal nicht autorisiert worden sein sollte.
