Als Hitler laufen lernte: (bzw. nein, aber so ähnlich)
Heutzutage sind NS-Symbole als Verweise, Referenzen und Anspielungen in der Kunst derart selbstverständlich und zahlreich, dass man sich nur schockiert zeigt, wenn das der Beruf verlangt oder man sonst nichts Besseres zu tun hat. Barbie-Puppen in SS-Uniformen, Jesus mit Hitlerbart - jede Galerie hat das schon gesehen.
Das war (vielleicht! ganz sicher bin ich mir nicht) nicht so, als 1969 der junge Anselm Kiefer in Reitstiefel und Reithose mit zum Hitlergruß ausgestrecktem Arm vor dem Kolosseum in Rom stand und sich fotografieren ließ. "
Anselm Kiefer besetzt Italien" nannte er das Bild. Ähliches vollführte er auch in anderen Ländern wie z.B. Frankreich. Dazu die Ostblockstaaten zu besetzen, wie es Hitler getan hatte, war ihm wohl damals nicht möglich. Er soll manchmal solange in dieser Pose gestanden haben, bis ihn ein Unbeteiligter aus Interesse fotografierte. Diese Fotos wurden auch ein Teil der Aktion.
Als Zugabe malte er dann ein Bild:
Anselm Kiefer besetzt das Meer
Die Kunstwelt soll sich damals ernstlich entrüstet gezeigt haben. Aber abgesehen davon, dass der Künstler mit dieser Arbeit natürlich hinterfragt (das Selbstverständnis der Nation), ad absurdum führt (den Hitlergruß), sichtbar macht (äh... kollektive Verdrängungsmechanismen?) usw. usf. besitzt diese durchaus und nicht zuletzt auch einen ästhetischen Wert, der sie und ihre Erwähnung in diesem Strang zur Genüge rechtfertigt.