Teenage Dresscodes

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Knolle
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Beitrag von Knolle »

Zum Thema Nazi-Dresscodes berichtet SpOn von einer Schule, die ihren Schülern diverse Marken und Springersteifel mit weißen Schnürbändern verbietet: http://www.spiegel.de/unispiegel/studiu ... 31,00.html

Im Bericht findet sich ein Hinweis auf eine Broschüre, die den Anspruch erhebt, "Hintergrund-Informationen zu neofaschistischen Jugend-Kulturen und deren Lifestyle" zu dokumentieren: http://www.dasversteckspiel.de/broschuere.html
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merz
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Beitrag von merz »

Olaf Ittenbach hat geschrieben:Wo wir schon bei Enthüllungen sind: 77 ist die Geheimzahl der Linken!
Ab vom Thema, aber: aber nein!
Kennen Sie nicht das Lied "77 heißt 'Grüß Gott', 88 Nazischrott" von den "Jesus Skins"?
Wichte sind wichtig.
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Auch Adorno
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Beitrag von Auch Adorno »

Es gibt was Neues in Sachen England, Jugenkleidung und Einkaufszentren, naemlich dass das Einkaufszentrum Bluewater Jugendlichen in "Hoodies" (Kapuzensweatshirts?) neuerdings den Zutritt verwehrt. Die Absurditaet dieser Diskussion laesst sich etwa so ergoogeln:

http://www.google.co.uk/search?q=hoodies+bluewater
Nein, ich bin nicht Adorno, das ist dieser andere da in dem Strang da drueben...
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Jürgen W. Möllemann
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Beitrag von Jürgen W. Möllemann »

Es ist zwar kein Dresscode, aber ein - halbwegs - neues Freizeitvergnügen der Heranwachsenden: das sogenannte <i>happy slapping</i>. Man gibt wildfremden Leuten Ohrfeigen, filmt den Vorgang mit dem Handy und verbreitet den Clip dann im Netz.

Vorläufig beschränkt sich die Mode wohl noch auf England. Den Tätern beliebt es, die Opfer als <i>Normans</i> zu bezeichnen. Oder haben wir das Phänomen auch schon in Deutschland, und ich weiß bloß noch nichts davon?
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Barschel
Wussow Blockwart
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Beitrag von Barschel »

Jürgen W. Möllemann hat geschrieben:Normans
Doch nicht etwa Spiny Normans? Bzw.:

Dinsdale?

Dann würde mir nämlich einiges klarer (Schumann z.B., oder Bergsee).
Ich gebe Ihnen mein Ehrenwort.
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Spiny Norman
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Beitrag von Spiny Norman »

Dinsdale? Dinsdale?
We interrupt this program to annoy you
and make things generally irritating
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Jürgen W. Möllemann
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Beitrag von Jürgen W. Möllemann »

Faszinierend.
Hier hatte der SPIEGEL vor viereinhalb Jahren bereits die Hype durchschaut.
SPIEGEL ONLINE vom 05. Januar 2001 hat geschrieben:
Medien-Mythen: Von Schnürsenkeln, Springerstiefeln und Sweatshirts

Ein seltsamer Mythos wird in den Medien hin- und hergereicht: Die Bekleidungsmarke "Lonsdale" erscheint plötzlich als geheimes Erkennungszeichen von Rechtsradikalen. Tatsächlich gehen sich die Journalisten nur selbst auf den Leim.

Von Jörg Schallenberg

Erst waren es die Schnürsenkel. Als die Medien irgendwann Anfang der Achtziger die vielen verschiedenen Gruppen jugendlicher Subkulturen und insbesondere die politische Gesinnung von Punks und Skinheads einfach nicht mehr richtig einzuordnen wusste, brachte irgendein findiger Journalist die Bedeutung der Schnürsenkel an den beliebten Springerstiefeln und "Doc Marten's"-Schuhen ins Spiel. Wer weiße Senkel schnürte, war demnach - wegen "White Power" und Betonung der weißen Rasse - ein Rechter. Wer rote Bänder trug, war natürlich ein Linker. Die damals auch sehr beliebten gelben Schnürsenkel stellten ein Problem dar - wahlweise standen sie für Hooligans, für Unpolitische oder aber für Anhänger der FAP.

Das mochte manchmal sogar alles stimmen. Dass aber auch Linke aus optischen Gründen oder wegen der Bewegung "Black and White United" weiße Bänder in schwarzen Schuhen trugen; dass Rechte rote Senkel auf Grund ihrer Blut-und-Boden-Gesinnung und wegen der Verbundenheit zu "Blood & Honour" bevorzugten und die sportlich gewandeten Hooligans ohnehin nie schwere Stiefel trugen, wurde ignoriert. Die Mär von der eindeutigen Identifizierung der Gesinnung durch den Schnürsenkel hielt Einzug in den Verfassungsschutzbericht und offizielle Schriften des Innenministeriums. Wer sich ernsthaft mit Subkulturen und der Bedeutung von Kleidung befasste, konnte nur den Kopf über diese offensichtlich aussagearme und vereinfachende These schütteln. In den letzten Jahren nun hat sich in den Medien ein neuer Mythos etabliert, der sogar noch aberwitzigere Formen annimmt. Rechtsradikale und insbesondere rechte Skinheads nutzen demnach die Pullover und Shirts der britischen Marke "Lonsdale", um ihre Gesinnung zu präsentieren. Wie das? Ganz einfach, tönt es unisono aus Fernsehsendungen, Radiokommentaren und Zeitungsartikeln: Wenn man seine Jacke im richtigen Winkel schließt, dann leuchten vom über die Brust gedruckten Logo des Herstellers nur noch die Buchstaben "NSDA" hervor. Da fehlt doch was? Egal, die Zeichen sind so eindeutig, dass sogar die "Süddeutsche Zeitung", immerhin das auflagenstärkste der seriösen Blätter im Lande, im Dezember ihren England-Korrespondenten losschickte, um prominent auf der Seite drei unter der Überschrift "Eine Marke als Zeichen" zu fragen, "was der britische Textilhersteller Lonsdale dazu sagt, dass seine Sweatshirts in Deutschland vor allem von Neonazis so stolz getragen werden". Der gab zu Protokoll, dass ihm der braune Ruch "peinlich" sei und beteiligte sich an der "Stern"-Aktion "Mut gegen rechte Gewalt". Allein die Nachfrage ist jedoch völlig abwegig. "Lonsdale" ist vor allem in England eine etablierte Sportmarke und wird - wie "Nike", "Adidas" und andere prominente Sportmarken - gern in jugendlichen Subkulturen als Erkennungszeichen getragen, keinesfalls nur bei jenen mit rechter Gesinnung. Erklärt antirassistische Fans des FC St. Pauli etwa verwenden das auf ihren Verein abgeänderte "Lonsdale"-Logo seit Jahren als Schriftzug für diverse Fan-Utensilien, linke Ska- und Punk-Bands verfahren genauso. Betrachtet man nur die Subkultur der Skinheads, die zweifellos einen großen Anteil Rechtsextremer aufweist, in Sachen Kleidung, könnte man ebenso wie "Lonsdale" die Hersteller von "Fred Perry"-Poloshirts, "Ben Sherman"-Hemden, "Levi's"-Jeans, "Doc Marten's"-Schuhen, "Alpha"-Bomberjacken und vor allem von jedweder Militärkleidung fragen, was sie denn von ihrer rechten Kundschaft halten.

Der Unterschied zwischen den verschiedenen Kleidungsstücken besteht lediglich in einem einzigen, dafür aber entscheidenden Detail: Das groß gedruckte Logo von "Lonsdale" ist auch für den unkundigen Betrachter viel deutlicher erkennbar als die mitunter winzigen Zeichen der anderen Marken. Die Medien gehen sich also wieder einmal selbst auf den Leim. So wie etwa der Skinhead in der Öffentlichkeit längst als Synonym für rassistische Gewalt wahrgenommen wird, weil die vielen nicht rechtsextremen und wenig gewalttätigen Skins schlicht zu unauffällig für eine sensationsgierige und quotenfördernde Berichterstattung sind, so wird die Verbreitung der Marke "Lonsdale" innerhalb diverser Gruppen mit diversen politischen Orientierungen innerhalb der Subkulturen nicht mehr wahrgenommen. Schade eigentlich, wo man doch gerade so froh darüber ist, endlich wieder eindeutige Zeichen in einem so verflixt wenig eindeutigen Gewirr von Zeichen, Symbolen, Kulten und Gesinnungen entdeckt zu haben. So wie damals die weißen Schnürsenkel.
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Cherno Jobatey
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Beitrag von Cherno Jobatey »

Um aber dann viereinhalb Jahre später wieder genau was zu verbreiten?
Und zwar nicht nur hier im Inland, sondern gleich weltweit auf englisch?

- Sie ahnen es, Sie ahnen es . . .
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Jürgen W. Möllemann
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Beitrag von Jürgen W. Möllemann »

Jetzt mal ganz satirisch gefragt:

Was wäre denn eigentlich von einem <i>Dresscode-Duden</i> zu halten?
Im Anschluß natürlich an eine Neuregelung der deutschen Teenage-Dresscodes durch eine staatliche Dresscode-Kommission?

Die derzeit gültigen "Regeln" (ich sage nur: Schnürsenkel!) sind einem Schüler, Lehrer oder Journalisten von heute doch gar nicht mehr zu vermitteln. Meine Meinung.
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Cherno Jobatey
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Beitrag von Cherno Jobatey »

Sie sprechen mir aus dem Herzen, Jürgen.
BILD vom 20. 6. 05 hat geschrieben:Peinliche Panne für Thüringens Ministerpräsident Dieter Althaus (46, CDU). Unter seiner Schirmherrschaft warb eine Ausbildungsbörse auf 300 Plakaten. Darauf: ein Jugendlicher mit einem Sweat-shirt von „Lonsdale“. Die Marke ist bei Rechtsradikalen Kult, weil sie die Buchstaben NSDA enthält – und an die Nazi-Partei NSDAP erinnert. Nach Protesten müssen die Plakate jetzt überklebt werden.

BILD meint: Unsensibel!
Der Glanz
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Beitrag von Der Glanz »

Mittlerweile gibt der modebewusste Rechtsradikale sich ohnehin nicht mehr mit einem unvollständigen Parteischriftzug zufrieden:

Bild
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Danny
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Beitrag von Danny »

Was'n das für'n Bullshit?

Ich wußte ja, daß die Rechten ordentlich einen an der Marmel haben, aber daß ist ja echt nur albern. Was kommt denn als nächste versteckte Botschaft?

BOSS?

VERSACE?

In diesem Sinne:

Ich bin deutsch ein Stolzer zu sein!!!

Ihr

Danny
Hat man das Unmögliche eliminiert, so muß das, was übrigbleibt, und mag es noch so unwahrscheinlich erscheinen, die Wahrheit sein.
Der Glanz
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Beitrag von Der Glanz »

Huch, da sehe ich ja gerade, daß obiger Beitrag ausgerechnet mein 88. ist. Das war selbstverständlich keine Absicht.

hilflos hinweisend

Der Glanz
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Danny
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Beitrag von Danny »

Ach, ja. Und nicht zu vergessen:

Deutschländer Würstchen!
Hat man das Unmögliche eliminiert, so muß das, was übrigbleibt, und mag es noch so unwahrscheinlich erscheinen, die Wahrheit sein.
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Jürgen W. Möllemann
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Beitrag von Jürgen W. Möllemann »

Jürgen W. Möllemann hat geschrieben:Es ist zwar kein Dresscode, aber ein - halbwegs - neues Freizeitvergnügen der Heranwachsenden: das sogenannte <i>happy slapping</i>.
Na bitte: Keine fünf Wochen später nimmt sich auch die <i>Süddeutsche Zeitung</i> des Themas an. Klicken Sie einfach hier.
Und die <i>Los Angeles Times</i>, die greift endlich Malimarcs Anregung auf:
Malimarc hat geschrieben:Es gibt was Neues in Sachen England, Jugenkleidung und Einkaufszentren, naemlich dass das Einkaufszentrum Bluewater Jugendlichen in "Hoodies" (Kapuzensweatshirts?) neuerdings den Zutritt verwehrt. Die Absurditaet dieser Diskussion laesst sich etwa so ergoogeln:

http://www.google.co.uk/search?q=hoodies+bluewater
Für ihren Bericht klicken Sie bitte hier.
Alles wird gut.
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