Hallo Herr Mugabe,
zwei Dinge bevor ich antworte:
1. Schöner Link (Fraktur usw.)
2. Wenn Sie hier (übrigens sehr interessant) über das ganze Thema dozieren, finde ich ihren Avatar ... befremdlich bzw. passend bzw. befremdlich passend...
So, nun,
Robert Mugabe hat geschrieben:
Es <i>gibt</i>, lieber Feldsalat, einen Unterschied zwischen 'notieren' und 'diktieren'. Natürlich: Der Duden, der Staat und Bertelsmann sind zusammen eine Macht.
Oh halt, so hatte ich das nicht gesagt. Ich sprach nicht von Duden, Staat und Bertelsmann.
Robert Mugabe hat geschrieben:
Und so einiges können sie in der Tat über die staatliche Regelungsgewalt auch diktieren - aber eben nicht alles beliebige. Allzu idiotische Regelungen bleiben unbeachtet.
Sie geben mir das Argument: Im Fall der Rechtschreibung ist
diktieren und
beachten eine Hose. (Ich selbst pflege übrigens, auch wenn es den Anschein haben mag, keinen so gediegenen Anarchismus, gleich von
Regelungsgewalt zu sprechen.)
Robert Mugabe hat geschrieben:
Der Streit um die Reform geht darum, wo die Grenze zwischen noch erträglichem und allzu großem Unfug verläuft.
Ich übersetze
erträglich in "dem Bedürfnis entsprechend" und Ihr
allzu groß in "nicht zu leisten". - Die Frage nach der Reform und ihrer konkreten Gestalt war/ist (wie immer): Kann man sich eine solche Reform leisten?
Robert Mugabe hat geschrieben:
Eine vernünftige Reform, die sich von vorneherein damit beschieden hätte, wie tatsächlich geschrieben <i>wird</i> (denn darum geht es doch, nicht wahr? Wie schreibt <i>man</i> etwas?), hätte zu einem solchen Streit erst gar nicht geführt.
Ich denke, Sie würden zugestehen, dass die amtliche Orthographie in bestimmten Hinsichten mit jedem anderen Gesetz, z.B. § 90 BetrVG usw. usf., vergleichbar ist ...?
Wenn ja, dann ist klar, dass, so unmöglich es wäre, von heut auf morgen den Mord zu legalisieren oder den Privatbesitz abzuschaffen, so undenkbar wären bestimmte Inhalte durch die Rechtschreibreform zu installieren. Im Gegensatz zu Ihnen (glaube ich) würde ich aber jederzeit den Satz unterschreiben, dass die Rechtschreibreform vernünftig war/ist, aber zumindest in der Fußnote möchte ich schon gerne wissen, was für eine Vernunft das ist...
Insgesamt erscheint mir Ihre Argumentation zu liberal: Naturprozess (gesellschaftlicher Naturprozess) auf der einen Seite, Bürokratie auf der anderen. Die Bürokratie soll sich - womöglich aufgrund von Datenerhebungen - dem Prozess anpassen etc. Hier Natur - dort Staat.
Aber der Staat, die Reform etc. kann nicht beobachten,
wie tatsächlich geschrieben <i>wird</i>
weil dieser Ist-Stand sowenig "natürlich" ist, wie jeder andere auch (im übrigen gelangen sie in einen Zirkel: der Ist-Stand ist auch nur der Schnittpunkt anderer Reformen...) - Das ist mir zu sehr Todtnauberg...
Das
tatsächliche Schreiben richtet sich nach den Schreibinstrumenten - natürlich nicht nur, aber im vorliegenden Fall erscheint mir dies als einzig relevanter Faktor. Es ist also durchaus organisch, nur eben nicht irgendwie natürlich... Heute sind die Instrumente (bei uns) Hand und die Tastatur... Die Hand läßt sich alles gefallen, die Tastatur nicht.
Deshalb plädiere ich erneut für:
1. Abschaffung des ß
2. Ersetzung der Umlaut-Punkte durch ae, oe, ue etc.
und außerdem
3. Abschaffung der Groß-/Kleinschreibung (Anpassung ans Englische)
Weil man's sich leisten kann.
Gruß,
Fs.